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Ich sah auf meinen Teller, während er seinen Finger an meinen Kinn legte, so dass ich in seine Augen schauen musste. Er wischte mit seinen Daumen meine Tränen weg.

„Weine nicht, bitte.", sagte er. Seine Stimme klang verzweifelt.

Ich nickte und sammelte mich, ich spürte seine Blicke auf mir. Ich atmete kurz ein und aus und setzte mein Lächeln auf.

„Bist du auch satt, können wir los?", fragte ich ihm. Ich wusste, dass er noch weiter reden wollte mir gut tun wollte, aber er wollte mir nicht zu nahe treten. Koray sah mich lange an und nickte. Ich wollte am liebsten nur nach Hause fahren und mich hinlegen.

Koray suchte nach dem Kellner um wahrscheinlich zahlen zu können.

„Aklindan bile gecirme! Ben ödicem", sagte ich und er sah mich belustigt an. (Denk nicht mal dran! Ich werde zahlen) Er hatte sich den weiten Weg in meine Stadt gemacht um nur im Gericht mir beistehen zu können. Diese kleine Geste von mir würde nur mein Gewissen beruhigen. Ich war ihn ohnehin schon verschuldet. Was habe ich für ihn gemacht?

„Vergiss es.", lautete seine Antwort. Er stand auf weswegen ich ihn fragend an sah. Er lächelte nur. Koray ging zum Haupteingang wo man auch bezahlen musste. Früher war das so, dass die Kellner bis zum Tisch kamen um die Rechnung zu zahlen.

Ich stand auf und folgte ihm.

Nach dem er gezahlt hatte sah ich ihn an. „Du hast dir diesen weiten Weg gemacht, du stehst mir seit Tagen bei und stärkst mich. Das wäre das mindeste was ich hätte tun können Koray.", sagte ich leise und sah zu den Wolken. Wahrscheinlich würde es anfangen zu regnen.

„Ich mache  es nicht um eine Gegenleistung zu bekommen Nefes, ich mache es weil ich dir beistehen möchte. Für dich da sein möchte. Allein dein Gedanke zählt, bitte hör auf dir Gedanken zu machen. Du tust mir gut."  Wie paralysiert sah ich ihn an. Du tust mir gut. 

„Du tust mir auch gut Koray.", sagte ich letztendlich. Denn das tat er. Er lächelte weswegen seine Grübchen zum Vorschein kamen.

Wir stiegen ins Auto und ich öffnete Spotify um meine Musik Playlist abzuspielen.

„Wenn dir diese Lieder nicht gefallen, kann ich etwas an machen.", sagte ich.

Wir fuhren ungefähr seit einer Stunde auf der Autobahn. Koray fuhr konzentriert, er war müde, dass sah ich ihn an.

„Doch die Lieder gefallen mir, wer mag bitte kein Mabel Matiz ?", lächelte er. Seine Augen sahen müde in meine.

„Kannst du bitte gleich an der nächsten Raststätte halten?", fragte ich. „Klar", antwortete er.

„Ich gehe mal schnell auf die Toilette.", sagte Koray und ich nickte lächelnd. Also könnte ich meinen Gedankengang durchführen.
Als er aus der Sichtweise verschwand stieg ich aus und setzte mich ans Steuer.
Koray sah mich von weiten und schüttelte nur sein Kopf.
„Hättest du mir gesagt, dass du fahren wolltest würde ich dich auch so fahren lassen." Seine Augenbraue zog er in die Höhe. Ich zuckte mit meinen Schultern.

„Ich wollte Zeit sparen, könnte ja sein, dass du diskutieren würdest." Er schüttelte seinen Kopf

Danach fuhr ich auch schon los, Koray lehnte sich an und ich merke wie er sich entspannte. Er schloss seine Augen und ich drehte die Musik leiser.
Nach ungefähr 90 Minuten waren wir vor dem Haus von Koray.
Koray war eingeschlafen. Er sah so müde aus. „Wenn die Seele müde ist, reicht Schlaf nicht aus.", erinnerte ich mich an dem Spruch meiner Mutter.

„Koray, wir sind da", versuchte ich ihn zu wecken. Er blinzelte und öffnete seine Augen.

„Wieso bist du mich zu mir gefahren?"

„Du warst am schlafen, ich fahre einfach mit dem Taxi zurück."

Er schüttelte sein Kopf. „Hör auf zu spinnen Nefes, Dankeschön dass du mich gefahren bist. Hier kannst du einfach zurück fahren und ich hole das Auto später ab." Ich sah ihn an, er duldete keine Widerrede. Ich nickte. „Schreib wenn du Zuhause bist, und pass auf mein Baby auf." Mit seinem Baby war sein Auto gemeint, ich nickte. „Mal schauen, vielleicht auch nicht", antwortete ich.
Er schüttelte sein Kopf und stieg aus. Er drehte sich noch ein mal zurück und winkte.
Ich startete den Motor noch einmal und fuhr nach Hause. Es dauerte keine zehn Minuten und ich parkte das Auto direkt neben meinem Auto.
Da mein Bruder bestand mit seinem Auto zu fahren ließ ich es hier.
Ich schaute das letzte mal zu Korays Kennzeichen. „B. KY. 95."

Die Lichter von Yasemin Abla und Yeliz waren an.
Müde sah ich zur Tür. Ich hatte Yasemin Abla und Yeliz nichts erzählt. Ich wusste, dass Yasemin Abla mir das nicht übel nehmen würde. Doch Yeliz schon. Yeliz war ein sehr geduldiger Mensch. Sie vertraute mir und erwartete, dass ich ihr genauestens vertraute. Ich kannte sie sogar besser als Koray, wieso erzählte ich es ihr nicht?
Koray hatte ich es auch nie richtig erzählt, er wusste es bevor ich ihn das überhaupt erzählt hatte.
Von Anfang an, hatte er meinen Verhalten, mich durchschaut.

Ich legte mich sofort hin und versuchte einzuschlafen, doch es gelang mir nicht.

„Du tust mir gut.", war das letzte was ich wahrnahm als ich einschlief.
...

Duygu

„Wieso hat mir Nefes nie davon erzählt? Koray war auch da sagst du?", fragte ich und sah in seine dunklen Augen.

„Nefes kann nicht alles erzählen, ich bin mir sicher, dass sie Koray auch nicht alles offenbart hat.", sagte Burak.

Ich nickte und sah ihn an. „Wie geht es dir Burak?", fragte ich. „Ganz okay", sagte er. Was die Antwort bei mir bewirkte? Ich wusste es nicht. Musste er nickt glücklich sein, dass er sich von seiner Frau geschieden hatte.

„Zwischen Koray und Nefes", sagte Burak. „Ich will es mir selber nicht eingestehen. Aber zwischen den beiden-", er brach sein Satz ab. „Zwei verlorene, müde Seelen die zueinander finden möchten.", sagte ich und lächelte.

„Koray ist wahrhaftig, stand immer an ihrer Seite im Gericht. Genau so wie du an meiner Seite stehst Duygu. Senin hakkini ödiyemem." Ich schloss meine Augen um seine Worte zu verarbeiten. Ich war das von ihm nicht gewöhnt. Burak hatte seine Mauern, die ich versuchte immer zu brechen, genau da wo ich immer aufgeben wollte zeigte er, wie wichtig ihm das war, dass ich zu ihm stand.

„Du bist genau so gebrochen, doch trotz allem bist du nie gegangen."

„Wieso machst du das ganze Duygu? Wieso verschwendest du deine Zeit mit mir?", brach er raus wie ein kleines Kind.

Ich zuckte mit meinen Schultern. „Du bist mir wichtig", wollte ich schreien, doch könnte ich nicht. „Du bringst meine leblose Seele zum Blühen", wollte ich sagen doch brach ich es nicht. Ich hatte schon zu viel gesagt.
Was brach es mir alles auszusprechen und anzusehen wie er mit der Wahrheit nicht klar kam?
Er sollte in meine Augen blicken und könnte sehen was ich sagen wollte.

...
Es tut mir aufrichtig leid, dass ich euch so lange warten gelassen habe! Ich hatte viel Stress in der Schule aufgrund meiner Klausurphase. Ich mag es selber nicht so lange zu warten, und ich lasse euch  warten.
Ich hoffe es geht euch gut, bis bald. Merve

Sil BaştanWhere stories live. Discover now