twenty nine.

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Chan hatte es irgendwann satt, zu warten. Er fuhr mit dem nächstbesten Zug los nach Brisbane, um Sarah aufzusuchen. Den anderen hatte er nicht Bescheid gesagt, er hatte keine Lust ewig diskutieren zu müssen, ob er es nun tun sollte und ob er Sarah nicht ihre Ruhe lassen sollte. Er kam um neunzehn Uhr siebenundzwanzig am Tag nach Sarahs unbeholfenem Verschwinden in Brisbane an und suchte dort dann ihre Wohnung auf. Ihre kleine Schwester öffnete die Tür und sah ihn ziemlich perplex an.
„Hallo.", Chan machte eine kurze, nervöse Pause, „Ich... suche deine große Schwester, Sarah. Ist sie da?".
Sie schüttelte leicht den Kopf. „Sie ist heute morgen früh raus. Zu Mama hat sie gesagt, dass sie bei Freunden ist, aber ich glaub' ihr das nicht.".
Chan nickte leicht, bedankte sich und stiefelte mit seinem Handy in der Hand die Treppe hinunter.

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SARAH

Sarah?

Wo bist du? Ich bin in
Brisbane, weil ich mir
Sorgen um dich mache.

Oh, man. Ich weiß, dass
du ohne dein Handy nie
rausgehst.

Bitte...

Nicht nur ich mache
mir Sorgen, sondern alle.

Changbin am meisten.

Was ist los, rede doch
einfach mit mir, nur fünf
Minuten.

Ok.

Komm in den Park, ich
sitz' da auf der Bank
am Hügel.

Gib' mir drei Minuten.

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Chan kam nicht einmal mehr dazu, sein Handy in die Tasche zu stecken, da rannte er schon in Richtung des Parks. Seine Füße schmerzten, er hatte am heutigen Tag gearbeitet und hatte kaum geschlafen, aber er lief trotzdem weiter. Nach zwei Minuten und sechsundfünfzig Sekunden sah er Sarah und wurde noch schneller.
„Sarah!", seine Stimme war zittrig durch den schnellen Atem, als er vor ihr zum stehen kam und sich dann neben sie auf die Bank fallen lies.
Sarah sah nicht von ihren Händen auf. „Warum bist du hier?", sie machte eine kurze Pause und überlegte, was sie als nächstes sagen sollte, „Schließlich bin ich eine widerwärtige Schlampe, die es mit jedem treibt. Ich bin eine gottverdammte Lügnerin, die niemals bisher etwas Wahres in Brisbane gesagt hat. Ich bin ein nichts, also warum zur Hölle bist du hier?".
Chan sah sie verblüfft an. „Hör' mal...", er musste leicht Lächeln, „Da du ja angeblich noch nichts Wahres gesagt hast, waren wohl offensichtlich alle deine Worte auch gelogen, oder?".
„Halt doch einfach dein scheiß Maul!", er hörte Sarah zum ersten Mal verzweifelt schreien, sah zum ersten Mal, wie sie weinte und bemerkte zum ersten Mal, wie viel Angst ein Mensch haben konnte.
Chan atmete tief durch und legte einen Arm um sie. Sarah war für ihn wie eine kleine Schwester, einer der liebsten und für ihn wichtigsten Menschen in seinem Leben. „Ganz sicher nicht, das weißt du ganz genau. Wer auch immer dir so einen verdammten Mist erzählt, finde ich. Dann werd' ich ihn eigenhändig verprügeln, bis er darum bettelt, das nie getan zu haben.".
„Er oder sie hat es über das Internet getan.", sie sah kurz zu ihm auf, „Das ist unmöglich.".
„Nicht, wenn man Changbin hat, der eventuell ein paar Leute kennt, die-"
„Sei einfach leise und halt mich fest.".

camera | seo changbin ✓Where stories live. Discover now