{1} Tea Time.

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Das Jungchen trank genüsslich seinen heißen Tee in seinem Wintergarten. Draußen regnete es in Strömen und es donnerte so laut wie lange nicht mehr. Man könnte meinen, die Götter seien erzürnt gewesen. Aber Jungchen bekam davon nicht viel mit, denn alle Geräusche außerhalb dieser drei Glaswände wurden geflissentlich gedämpft. Er saß in einem weißen Sessel, passend zum weiß-grauen, flauschigen Teppich und schaute zur dunklen, ein wenig angsteinflößenden Wolkendecke, wartete auf die Blitze, die für kurze Zeit das Weltbild zerreißen sollten.

Just in dem Moment, als ein Blitz sich seinen Weg zur Erde zackte, klopfte es brutal neben Jungchen an der Glaswand. Erschrocken drehte er sich nach links und ließ seine zierliche Porzellantasse fallen. Dank des Teppichs zebrach dieser nicht, jedoch war nun der Tee verschüttet.

Jungchen ärgerte sich sehr, denn da an der Glaswand stand nur ein komplett schwarz gekleidetes Mädchen, das ihn darum bat, sie herein zu lassen. Nur wegen ihr, all der Tee verschwendet und vom Teppich aufgesogen. Da ihm nichts einfiel, was dagegen sprach, sie nicht herein zu lassen, winkte er sie zur anderen Seite des Wintergartens. Dort befand sich die Glastür. Er öffnete die Tür und schnell schlüpfte das Mädchen rein. Für diese winzige Sekunde hörte Jungchen das Gewitter in seiner reinsten Vollkommenheit, ohne Dämpfung.

Er schloss die Tür wieder und beobachtete nun das fremde Mädchen.

Sie setzte zuerst ihre Kapuze ab, welche ihr nicht wirklich half ihre Haare trocken zu halten, denn es handelte sich nicht um eine Regenjacke. Dann strich sie sich durch die schwarzen, glatten Haare und löste so Knoten. Ihr Seitenpony fiel sofort wieder über ihr rechtes Auge. Sie schaute sich ein wenig um und ging in die Mitte, des so gut wie leeren Wintergartens und setzte sich auf den Teppich. „Nett.“, sagte sie.

'Nett' ist die kleine Schwester von 'Scheiße', dachte sich Jungchen. Er setzte sich zurück in seinem Sessel und hob seine Tasse auf.

„Sorry, wegen dem Tee, aber ich wusste nicht, dass du so schreckhaft bist.“. Jungchen zuckte nur mit den Schultern. Was soll das jetzt bedeuten?!

Das Mädchen schälte sich aus seiner schwarzen Jacke und es stellte sich heraus, dass sie doch nicht ganz schwarz gekleidet war. Sie trug darunter ein zu großes, orangenes T-Shirt, welches ein wenig indianisch aussah.

Eine peinliche Stille breitete sich aus. Das Mädchen starrte auf den dunklen Fleck auf dem Teppich. Es schien sie sehr zu stören. Schließlich blickte sie hoch und fragte:

„Jungchen, was ist deine Lieblingsteesorte?“

JungchenWhere stories live. Discover now