{4} Notwendigkeit von Worten.

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Das Mädchen machte sich mit einer Dose Limo auf den Weg zum Jungchen. Sie summte leise vor sich hin, während sie den Fußgängerweg entlang lief. Umsäumt von majestätischen und weniger majestätischen, aber dennoch wundervollen Bäumen.

Die Sonne stand bereits niedrig und hüllte die Welt in ein herbstliches Gold, doch wehte ein eisiger Wind. Wirbelte um sie, wie die Gedanken in ihrem Kopf.

Sie ging nun runter vom Weg, durch den Wald, dann mitten durch Gestrüpp und Büsche. Mit einer Hand schob sie, wenn nötig, die Äste von sich weg und mit der rechten Hand hob sie die Dose an ihren Mund und trank kleine Schlücke ihrer Limo.

Irgendwann stand vor ihr plötzlich ein Zaun. Sie machte sich daran drüber zu klettern bis ihr auffiel, dass es mit der Limo Dose sehr schwer sein würde. Eine Weile stand sie einfach nur da, betrachtete den Zaun und nippte an ihrem Getränk. Scheinbar wartend, dass der Zaun auf magische Weise vor ihr verschwindet.

Schließlich seufzte sie auf, als würde sie vor einer meterhohen Steinmauer stehen und nicht nur vor einem schlichten Gartenzaun. Sie trank die Limo in kürzester Zeit aus, schmiss die Dose über den Zaun, ließ ihre Tasche vorsichtig auf die Wiese auf der anderen Seite gleiten, schwang sich daraufhin selber rüber, schnappte sich Tasche und Dose und ging direkt auf das Haus zu. Hindernis überwunden.

Sie sah durch die gläsernden Wände des Wintergartens und entdeckte kein Jungchen.

Sie klopfte leise und vorsichtig an die gläsernde Tür und während sie wartete, betrachtete sie den Boden. Nach einer Weile öffnete Jungchen die Türe und das Mädchen sah von ihren Schuhen auf. Da war etwas an der Art wie Jungchen blickte. Ein Ausdruck, welches das Mädchen nicht näher beschreiben konnte. Etwas, woran sie merkte, dass (dieses Mal) nicht sie, sondern Jungchen Zuwendung brauchte. Es verleitete sie dazu ihre Tasche auf den Boden fallen zu lassen und ihn zu umarmen. Die Dose schepperte, als sie auf den harten Fliesen traf. Jungchen war überrascht und sich unsicher was zu tun und legte schlicht auch seine Arme um sie.

Das Mädchen drückte sich nicht gegen ihn, sondern in ihn. Kuschelte sich an ihn, wie eine Katze, als würde sie Trost spenden wollen und sagte nichts.

Sagte kein Wort. Denn kein einziges Wort wurde gebraucht.

JungchenWhere stories live. Discover now