Vorbei

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Am nächsten Tag wurde Ida mittags zur Konzertlocation gebracht. Sie stieg aus dem Auto aus und drehte sich ein paar Mal scheinbar suchend hin und her, damit sie gesehen wurde. Dann ging sie in den Backstagebereich. „Was ist hier los?" fragte sie Christian erstaunt. Irgendwie fühlte es sich ganz anders an als sonst. Michael Patrick trat zu ihnen. Auch er wirkte sehr unentspannt. „Keine Ahnung, irgendwie ist die Stimmung heute so angespannt. Die lokale Security ist auch sehr stressig." Im Hintergrund wurde es laut. Zwei Security rannten aus dem Backstagebereich. „Was ist denn los?" „Es gibt wohl eine Schlägerei und jemand hat eine Bierbude versucht zu überfallen." Rob und zwei weitere Bodyguards hatten sich um Ida und Michael Patrick gestellt. „Wir bringen Sie mal in Ihre Garderobe Herr Kelly, bis sich das alles etwas beruhigt hat." Der Konzertbeginn verzögerte sich, weil die Polizei gekommen war und alles erst aufnahm. Ida und Michael Patrick saßen sich in der Garderobe gegenüber und schwiegen sich an. „Okay, wir können gleich." Gemeinsam mit den Bodyguards gingen sie hinter die Bühne. „Vielleicht wäre es ganz gut, wenn jemand auf die Bühne geht und sagt, dass es gleich beginnt und sich für die Geduld bedankt," schlug Michael Patrick vor. Die Fans bejubelten die Ansage und die Band versammelte sich zum Kreis. Michael Patrick zählte an und sie stürmten auf die Bühne. Ida stellte sich so, dass sie von den Fans nicht gesehen werden konnte. Sie sah mehr Security als sonst und im Hintergrund auch Polizei und noch mehr Security. Allerdings fand sie diesen Anblick nicht beruhigend, sondern es machte ihr eher mehr Angst. Michael Patrick verspielte sich ein paar Mal und schließlich riss ihm sogar eine Seite. „Sorry Leute, wir ziehen die Pinkelpause heute vor. Gleich geht's weiter." Er lief von der Bühne und Ida sah, dass er den Kopf schüttelte.

Am liebsten hätte sie ihn gefragt, was los war, aber er verschwand mit seinem Bodyguard und als er zurückkam, traute sich Ida nicht. Sie sah, dass er die Augen schloss, wie zum Gebet. Er nahm sich kurz Zeit und gab dann das Signal dafür, dass es weiter ging. Michael Patrick war auf der letzten Stufe zur Bühne, als im Zuschauerraum ein ohrenbetäubendes Kreischen laut wurde. Es hörte sich anders an als sonst, panisch nicht euphorisch. Sein Bodyguard zog Michael Patrick zurück und Rob war sofort neben Ida. Alle warteten angespannt darauf, zu erfahren, was los war. Dann wurde es mit einem Mal ganz hektisch. „Los, wir fahren." Ida und Michael Patrick wurden zu einem Auto gebracht und sofort vom Gelände gefahren. „Was ist denn los?" „Der Verdächtige wurde gesichtet! Wir bringen Sie in Sicherheit." Ida starrte Michael Patrick an. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Ein Hotel wurde im Vorhinein als sicherer Ort festgelegt. Wir bringen Sie dorthin. Wenn wir die Sicherheitslage überprüft haben, bringen wir Sie auf Ihr Zimmer. Sie werden das Zimmer nicht verlassen, bis dies als sicher gilt." Ida schloss die Augen. Der Alptraum wiederholte sich. Sie mussten sich wieder verstecken.

Es dauerte gefühlt endlos, bis endlich jemand an ihre Zimmertür klopfte. „Herr Kelly, Frau Strohmeyer, mein Name ist Rittner von der Kripo. Es ist uns gelungen, den Verdächtigen Werner Semmler festzunehmen. Er befindet sich derzeit in Polizeigewahrsam und wird verhört. Wir bitten Sie, mit aufs Revier zu kommen und ihn zu identifizieren." Begleitet von ihren Bodyguards fuhren Ida und Michael Patrick also zur Polizeistation. Sie mussten eine ganze Weile warten. Dann wurden sie in einen Raum gebracht, so wie Ida ihn aus dem Fernsehen kannte. Durch eine Scheibe konnte sie den Mann sehen, der ihr Leben zerstört hatte. „Ist das der Mann, der Sie angegriffen hat Frau Strohmeyer?" „Ja, das ist er." „Sind Sie sich ganz sicher?" „Ja, ich bin mir sicher!" „Herr Kelly, können Sie das bestätigen?" „Ja, das ist der Mann, definitiv." Michael Patrick schlug sich die Hand vor den Mund und stürmte aus dem Zimmer.

Ida starrte weiter den Mann an. Es war eindeutig der Mann, der sie überfallen hatte. Der Mann der ihr und Michael Patrick das Leben zur Hölle gemacht hatte. Er sah so unscheinbar aus,  wie konnte dieser Mann ihnen ihr Leben gestohlen haben? Ihr glückliches Leben mit Michael Patrick. Ida starrt ihn eine ganze Weile an, bis ein Polizist ihr auf die Schulter tippte. "Geht es Ihnen gut?" fragte er sie. Sie nickte, aber es ging ihr nicht gut. Ida war sich sicher gewesen, dass alles sofort gut werden würde, sobald der Mann gefasst war, aber es fühlte sich gar nicht gut an, es machte ihr irgendwie Angst. Würde nun wirklich wieder ihr altes Leben zurück kommen? Wenn nicht, was brachte es dann dass dieser Mann gefasst worden war? Ida wurde zurück in das Zimmer gebracht, in dem sie vorher gewartet hatten. Michael Patrick kam schließlich zurück. Kreidebleich und richtig elend sah er aus. „Wir bringen Sie zurück ins Hotel." Sein Bodyguard musste ihn unterhaken auf dem Weg zum Auto.

Das Leben ist zu kurz für Irgendwann!Where stories live. Discover now