Viele erste Dates

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Donnerstagabend wurde Ida also von Michael Patrick abgeholt und in ein schickes Restaurant ausgeführt. Die beiden saßen sich gegenüber und ließen sich vom Kellner über die Menümöglichkeiten beraten. Nachdem sie bestellt hatten, spielte Ida verlegen mit ihrem Wasserglas. Sie drehte es am Stil hin und her und betrachtete es, als wäre es das wichtigste auf der Welt. „Ida?" Sie sah auf und blickte in die blauen Augen ihres Gegenübers. „Ich habe dich sehr vermisst," sagte er und lächelte sie an. „Ich dich auch." „Erzähl mir von Afrika. Wie war es dort?" Also erzählte Ida und mit einem Mal war jegliches Unbehagen verschwunden. Michael Patrick stellte interessierte Fragen und hörte ihr aufmerksam zu. Zwei Stunden später hatten sie ihre vier Gänge gegessen und sich ausgezeichnet unterhalten. Sie verließen das Restaurant und spazierten durch die Straßen.

„Wo wohnst du eigentlich?" fragte Michael Patrick. Ida merkte, dass ihn diese Frage wohl schon länger beschäftigte. „Bei einer Bekannten. Sie ist für ein halbes Jahr im Ausland und ich bin in der Zeit ihre Untermieterin." „Okay." Er schien noch etwas fragen zu wollen, aber dann ließ er es doch bleiben. „Wie geht es bei dir weiter?" „Ich konzentriere mich auf mein Album und hoffe, dass was dabei rauskommt." „Viel Erfolg." „Danke. Ehrlich gesagt habe ich momentan den Kopf nicht so frei dafür." Ida sah ihn von der Seite an. Sie war sich unsicher, was genau er damit meinte, aber sie wollte auch nicht fragen. Es war schön mit ihm durch München zu spazieren. Aber auch wenn es sich vertraut anfühlte, so war doch eine ziemlich große Distanz zwischen ihnen „Ich fahre mit der nächsten Straßenbahn," beschloss sie und steuerte auf eine Haltestelle zu. „Darf ich dich nach Hause begleiten?" fragte Michael Patrick merklich unsicher. „Vielen Dank, das ist nett. Aber das ist nicht notwendig." Sie verabschiedeten sich voneinander als sich die Tram näherte. Ida saß lächelnd in der Straßenbahn. Es war ein schöner Abend gewesen und die Schmetterlinge in ihrem Bauch waren jedes Mal aufgeflattert, wenn sich ihre Blicke getroffen hatten.

Am nächsten Vormittag bekam Ida Blumen ins Büro gebracht. Zwei Tage später folgten Karten für ein Klassikkonzert. Sie lächelte und schrieb Michael Patrick eine Nachricht.

Es war ein wunderschöner Abend in der Münchner Philharmonie. Michael Patrick wurde zwar erkannt, aber in Ruhe gelassen. Ida hatte ihr schönstes Kleid angezogen und fühlte sich sehr wohl in seiner Gesellschaft. „Hast du noch Lust auf einen Absacker?" „Gerne." Michael Patrick bot ihr seinen Arm an und gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter. „Ich kenne mich hier leider gar nicht aus. Weißt du etwas?" „Ja, ich kenne eine sehr gute Bar hier in der Nähe." Ida führte ihn in eine Bar, in der sie früher schon öfter mit ihren Eltern und auch mit Kevin nach Konzerten gewesen war. Sie stießen mit ihren Cocktails an und Ida sah in Michael Patricks Augen etwas, das ihr Herz höher schlagen ließ. Sie sah darin ganz deutlich die Gefühle, die er für sie hatte. Sein Blick war so liebevoll. So hatte er sie früher auch angesehen. Vielleicht hatten sie ja doch eine Zukunft? Aber Ida wollte auf keinen Fall etwas überstürzen. Dazu war die letzte Zeit, in der sie geglaubt hatte Michael Patrick verloren zu haben, einfach zu schmerzhaft.

Diesmal bestand Michael Patrick darauf, Ida mit einem Taxi zu ihrer Interimswohnung zu bringen. Er stieg mit aus und verabschiedete sich von ihr. Aber er machte keinerlei Anstalten mit hoch kommen zu wollen. Er wartete lediglich am Auto, bis sie die Haustür hinter sich geschlossen hatte und stieg dann wieder ins Taxi.

Am nächsten Tag bekam Ida ihre Lieblingspralinen persönlich von Michael Patrick ins Büro geliefert. „Vielen Dank, das ist ja nett. Aber das ist doch nicht nötig." „Doch, das ist schon nötig. Es war ein wirklich toller Abend gestern. Hast du am nächsten Wochenende schon etwas vor?" „Nein, das habe ich noch nicht, warum?" „Hättest du Lust mit mir nach Brüssel zu fahren?" „Sehr gerne." „Das freut mich. Nimm dir ein schickes Kleid mit!" „Wofür?" „Das verrate ich dir nicht." Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verschwand Michael Patrick wieder. Ida mochte Überraschungen nicht so wahnsinnig gerne. Aber sie widerstand der Versuchung zu googeln, was an diesem Wochenende in Brüssel los war. Überstürzten sie es? War es falsch jetzt so viel zusammen zu machen? Aber es fühlte sich so gut an, wie konnte es also falsch sein? Und es war ja nicht so, als wären das ihre ersten Dates. Aber andererseits fühlte es sich schon so an wie erste Dates. Es war ein wundervolles Gefühl, dass er sich so um sie bemühte. Dass er ihr das Gefühl gab, dass sie es ihm wert war. Dass sie ihm wichtig genug war. Er zeigte ihr, dass er sie wieder ganz in seinem Leben haben wollte, ohne sie unter Druck zu setzen. Und das war wirklich wundervoll. Dieser Mann war wundervoll. Sie war sich so sicher gewesen, ihn für immer verloren zu haben. Aber vielleicht hatten sie wirklich noch eine Chance auf ein gemeinsames Leben.

Das Leben ist zu kurz für Irgendwann!Where stories live. Discover now