Vampirpest

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Meine halbe Stunde nach dem berichten verbringe ich mit nochmaligem Duschen, dem auffüllen meines Lolli-Vorrats, dem Umziehen in meine Arbeitsklamotten die das Hellsingzeichen tragen und das prüfen meiner Waffen mit gegenbenenfalls austauschen oder schleifen. Auch nehme ich mehrere Augenklappen mit und einen Koffer mit Kleidung. Kein Handy, Laptop oder sonst irgend etwas. Das könnte Hinweise auf meine Herkunft geben und das brauche ich nicht. Walter bringt mir noch ein Kissen und eine Decke mit, die ich im Flugzeug benutzen kann und innerhalb meines Zeitlimits steige ich in den Flieger. Natürlich ein Privatflugzeug der Hellsingorganisation mit Luxusausstattung und allem schnick schnack.

In dem Flieger sind vier Ledersitze. Zwei auf der rechten und zwei auf der linken Seite. Ohne groß darüber nachzudenken, setze ich mich auf die andere seite des Fliegers. Am weitesten von Alucard entfernt. Mit dem Kissen unter meinem Kopf, klappe ich den Stuhl so um, dass es eine gemütliche gerade liegefläche ist und decke mich noch zu, ehe ich meine Augen schließe. "Du solltest dich wenigstens zum Start hinsetzen." brummt Alucard und ich grummele. "Ich hab meine Liegefläche gern so flach wie das Niveau deiner Witze." erwiedere ich und drehe meinen Rücken zu ihm, ehe ich gähne und mich noch einmal einkuschle.

"Ja. Ja, sie schläft." weckt mich eine Stimme und ich will meine Augen öffnen, unterlasse es aber doch. "Hä? Was willst du das ich-" Pause und dann ein genervtes Seufzen. "Aber nur, weil wir so gut zusammen kämpfen." grummelt Alucard's stimme. "Ja. Ja ich verstehe ja schon. Nein. Ja, ich mach ja schon! Wir sehen uns, Walter." Klack. Anscheinend haben Alucard und Walter telefoniert und Walter hat ihm irgendetwas aufgetragen. Ich höre, wie Alucard aufsteht und sich in meine Richtung begiebt. An sich würde ich jetzt gerne aufspringen und sagen, dass ich wach bin! Aber ich bin neugierig, was Walter Alucard aufgetragen hat.

"Walter ist mir echt was schuldig dafür." brummt Alucard und ist direkt über mir. In den nächsten Augenblicken passiert nichts und ich muss mich zusammenreissen, nicht wieder in den Schlaf zu fallen. Doch plötzlich spüre ich, wie die Decke hoch gehoben wird. Die Wärme darunter entkommt und ein kalter Luftzug umspielt meinen Körper. Dann scheint er in meine Manteltasche zu greifen und etwas raschelndes heraus zu holen. Er deckt mich wieder zu und raschelt noch ein bischen, bis er mir den Stiel des weggelutschten Lolli's aus dem Mund zieht und mir einen neuen reinschiebt. Und schon ist er wieder weg.

Verwirrt bleibe ich ersteinmal liegen. Nicht nur war Alucard nett und relativ sanft mit dem Lolli, er hat mir zumindest nicht die Zähne eingerammt als er den Lolli in den Mund geschoben hat, sondern er hat keinen dummen Kommentar dazu abgegeben! Ich bin etwas mehr als nur überrascht und komplett von der Rolle. Er kann ja doch anders. Ganz anders als- "Wenn du schon wach bist, dann bedank dich wenigstens." Sofort mache ich meine Augen auf. Okay. Vergiss es. Ich setze mich gähnend auf und will Alucard ansehen, aber es ist dunkel. Etwas vor mich hin brummelnd, mache ich meine Augenklappe ab.

Nur dieses Auge hat die Vampirfähigkeit, weswegen ich an sich lieber auf es verzichte. Aber es hilft mir, im dunkeln zu sehen. So wie jetzt. Der schwarzhaarige sieht mich entgeistert an und hebt dann ein Weinglas. Aus der ferne kann ich riechen, dass es Blut ist. Ich rolle den Lolli auf die andere Seite. Dann greife ich in meine Tasche und werfe ihm eines meiner kleinen Schätze zu. "Sieh das als dankbarkeit." sage ich nur und wickle mich wieder in die Decke. Diesmal sitzend, um nicht wieder einzuschlafen. Stille herrscht und wird nur von dem Rascheln des Lollipapiers unterbrochen.

Es vergehen ein paar Minuten, in denen Alucard den Lolli im Mund hat und am Plastikstängel herumspielt. "Macht... Macht Walter das immer?" frage ich plötzlich und bekomme das nicht mehr aus dem Kopf. Der schwarzhaarige sieht mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Hm?" Ich sehe auf meine eigenen Füße. "Das mit dem Lolli. Wechselt er die immer, wenn ich bei ihm schlafe?" Wieder herrscht stille, ehe Alucard schnaubt. "Wie einem kleinen Kind dem Schnuller." antwortet er und anstatt dass es mir peinlich ist, fange ich an zu lächeln. Eben wie ein kleines Kind und freue mich irgendwie.

"Was grinst du so?" knurrt er und ich sehe von ihm weg. Immer noch grinsend. "Hat dich nicht zu interessieren." Im nächsten Augenblick steht Alucard vor mir. "Denk daran, dass ich älter bin. Und ich weiß, was mit deinem Meister passiert ist. Willst du genau so enden?" Das trifft einen Nerv. Aber keinen traurigen und auch keinen wütenden. Ich drehe meinen Kopf zu ihm. Mein rechtes Auge funkelt. "Soll ich dir mal ein geheimnis verraten, alter?" frage ich und zeige meine Zähne, die inzwischen ausgefahren sind. Den Lolli nehme ich aus meinem Mund. "Ich habe meinen eigenen Meister getötet!"

Daraufhin werden seine Augen groß und dann misstrauisch klein. "Du hast-" "Ja, verdammt! Ich habe ihn getötet!" knurre ich und grinse dann wie verrückt. "Ich habe ihn zerfleischt und geschlachtet wie ein Schwein!" Ich merke, wie alles um mich herum kalt wird. "Irbis." "Seine Kehle zerfetzt... Sein Herz rausgerissen..." Ich beuge mich immer weiter nach vorn und es wird immer kälter. Atemwolken sind sichtbar und das Fenster beschlägt. "Irbis!" wiederholt Alucard, doch ich höre nicht. "In seinem Blut gebadet! Mit seinen Innereien gespielt!" Plötzlich spüre ich zwei Hände an meinen Schultern und ich werde nach oben gerissen. "Alexandra!" ruft Alucard und sofort stoppe ich und sehe ihn groß an.

Ich sehe mich um und merke, dass das Flugzeug gefährlich wackelt und an höhe verliert. Scheinbar hat das Eis die Triebwerke ein wenig... ins Stocken gebracht. "Entspann dich, verdammte Scheiße." knurrt Alucard und ich nehme den Lolli als ablenkung. Der Hauptgrund, wieso ich Lolli's habe. Um mich von dieser Fähigkeit abzulenken. Nicht umsonst habe ich den Spitznamen 'Irbis' bekommen, der ein weiterer Name für Schneeleopard ist. Ich kann, wenn auch nur unfreiwillig, die Luft und alles um mich herum in einem ungefähr 50 Meter Radius zum gefrieren bringen. Passiert, wenn ich ausser Kontrolle gerate. Und ich muss mich entspannen, ehe diese Fähigkeit wieder verschwindet. Oder zumindest die Auswirkungen.