Vampirpest

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Doch anstatt nun weiter irgendwelche Panik zu schieben, schnaube ich nur und fange an zu lächeln. Langsam geht meine Hand zu meiner Maske und ich nehme sie ab, ehe ich nach rechts sehe. Dort, wo die Stimme herkam. Aus der dunkelheit der Bäume tritt eine Gestalt hervor. "Lady Integra." sage ich und lasse mein lächeln auf meinem Gesicht stehen. Die Hand mit der Maske lasse ich sinken und ich sehe sie mir ein wenig genauer an, ehe ich nicke. "Jetzt weiß ich, was Alucard gemeint hat. Ihr werdet wirklich mit der Zeit immer schöner, Lady Integra." sage ich langsam.

Ihre Haare haben einen silbernen Glanz, der sich mit dem Blond ganz gut vermischt und eine wunderbare Struktur abgibt. Die strahlend blauen Augen sind so scharf wie immer. Ihre Haut ist mit Falten durchzogen, die ihr aber eher einen erfahreneren Eindruck geben, als einen älteren. Ihr Stolz ist nach aussen hin sichtbar und ich bin mir sicher, dass sie mich eiskalt töten würde, wenn sie wöllte. Ja, ich habe die ein oder andere Lehre von Alucard übernommen. Und auch diese, dass das Leben und auch der Tod wunderschön sind. Auch, wenn ich um einiges einfacherer zu töten bin als besagter.

Plötzlich taucht noch jemand aus dem Schatten der Bäume auf und meine Mundwinkel gehen nach unten. Roter Hut. Orange Brille. Roter Mantel. Schwarze Haare. Sofort tut es wieder weh. Alles. Herz. Hirn... Einfach alles. "Also bin ich tot." sage ich gelassen und fange dann doch wieder an zu lächeln. Denn Lady Integra hat Alucard nie auf einer Mission direkt dabei, wenn die Person die sie aufsuchen nicht getötet werden soll. Und so weit ich weiß, weicht sie nie von ihren Grundprinzipien ab. "Nein." meint Lady Integra und ich runzle verwirrt die Stirn. Was soll das heißen, dass sie mich nicht tötet? Was will sie sonst?

"Zeig es ihr, Alucard." Ich zucke nicht einmal zusammen, als der schwarzhaarige neben mir auftaucht und mir ein Blatt Papier hin hält. Mein Körper reagiert auf seine nähe mit einer Gänsehaut, die aber schnell wieder abflaut, als ich das lese was er mir entgegen hält. Meine Augen werden klein. "Bis... zu euch?" Auf dem Papier stehen Ergebnisse eines Tests. Und diese sagen, dass die Vampirpest sich wohl auch in meiner ehemaligen Heimat ausbreitet. Einerseits tut es mir schon leid, aber andererseits... Ich hebe meinen Kopf und sehe Lady Integra ein wenig misstrauisch und verwirrt an.

"Und was soll ICH damit?" frage ich und sie zieht eine Augenbraue hoch. "Dein Auslandsurlaub für die nächsten Jahre ist vorbei. Jetzt wird wieder gearbeitet." meint sie und ich stehe ersteinmal verblüfft da. Auslandsurlaub? Ich? Arbeiten? Was ist los? "Du hast mich verstanden. Ich habe dir diese Auszeit gewährt und jetzt geht es wieder an das arbeiten." wiederholt sie und wirft mit einen schwarzen Geldbeutel vor die Füße. "Dein alter wurde ja zerstört." Mit diesen Worten dreht sie sich um und verschwindet im Wald. Ich sehe ihrer Gestalt nach, ehe ich ein rascheln neben mir wahrnehme und neben dem Geldbeutel eine Blutkonserve auf dem Boden liegt.

"Du hast Hunger. Ich kann es spüren." knurrt Alucard und verschwindet nun auch. Und ich? Ich stehe wie bestellt und nicht abgeholt herum und habe keine Ahnung, was zum Fick gerade passiert ist. Ich habe meinen Auftrag erfüllt... dann bin ich hier her gelaufen... dann ist Lady Integra aufgetaucht und hat meinen kleinen verrat mit Urlaub gerechtfertigt... und dann hat Alucard mir... Ich sehe langsam auf die zwei Dinge hinab und kann nicht anders, als zu lächeln. Ein ehrliches und schon fast nostalgisches lächeln. Mit zitterndem Körper knie ich mich hin und hebe den Blutbeutel auf, auf dem ganz groß das Hellsing-Logo prangt.

Ohne zu zögern trinke ich den Beutel und fühle mich um einiges wohler. Der Neben in meinem Hirn klart auf und ich packe den leeren Beutel in meine Hosentasche. Erst dann hebe ich den Geldbeutel auf und betrachte ihn. Langsam öffne ich ihn und wieder überkommt meinen Körper eine Gänsehaut. Ein Bild von Walter, Seras, Pip, Lady Integra und sogar Alucard ist darauf zu sehen. Ich hole das Bild heraus und sehe, dass es relativ aktuell zu sein scheint. Walter hat nun immer mehr graue Haare und Falten, aber er sieht glücklich aus. Seras lacht wie eh und je.

Ein kleiner Wehmutstropfen platscht auf einen Stein, dessen Hitze über die Jahre immer weniger geworden ist. Ich habe vieles erkannt. Viele Fehler. Und mein größter war, Hellsing zu verlassen. Ihnen den Rücken zuzukehren, wegen eines Mannes. Wegen jemandem, der mir wichtig war und der mir vieles gezeigt hat. Ich spüre unebenheiten auf der Rückseite des Foto's und drehe es misstrauisch um, ehe sich ein lächeln zeigt.

Wenn du den mut hast zurück zu kehren, dann triff uns dort, wo du uns verlassen hast.
Integra

Sie hat sich wirklich innerlich kein Stück geändert. Den Geldbeutel lege ich wieder auf den Boden, nehme das Foto aber mit als ich verschwinde.

Ich laufe frisch gestärkt zurück in die Stadt und hole mir mein Geld ab. Von dem Geld kaufe ich mir ersteinmal frische Kleidung, da die alte stinkt. Die schmeiße ich weg, ehe ich mich in meiner kleinen Wohnung dusche und mir etwas neues anziehe. Eine lange gemütliche Hose, Kuschelsocken und ein langes Shirt, dass Alucard von der größe her locker passen könnte. Mit nassen und in einen Handtuchturban gewickelten Haaren, stelle ich mich vor eine meiner Tafeln und verschränke die Arme. Die Maske liegt in einer Schublade und ich brauche kein Licht. Mein rechtes Auge reicht völlig aus.

Überall in meiner Wohnung sind diese Tafeln aufgestellt oder aufgehängt. Ich schlafe nur auf einer billigen kleinen Matratze. Habe sonst keine persönlichen Gegenstände ausser meine Waffen und meine Kleidung. Auf jeder Tafel gibt es irgendetwas zur Vampirpest zu sehen. Formeln. Mögliche Lösungen, die ich aber noch nicht ausprobiert habe. Kritzeleien des Viruses und des Antikörpers, der dazu passen muss, um ihn besiegen zu können. Erfahrungen, die ich mit dieser Art von Pest gemacht habe. Stärken und schwächen. Weiterentwicklungen. Störfaktoren. Wenn ich schon meine Doktoren- und Professorentitel habe, sollte ich sie auch irgendwie einsetzen. Auch, wenn das hier irgendwie nutzlos ist.