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"Ich werde nachsehen! Keine Sorge!" ruft der Fahrer und der Wagen bleibt entgültig stehen. Die linke Fahrertür geht auf und ich sehe von oben zu, wie der Fahrer zur Motorhaube geht. Plötzlich spüre ich einen Schmerz in meinem linken Fuß und ich sehe hinunter, als ich fast gleichzeitig einen Schuss höre. Kein Laut des Schmerzes entkommt mir und die Wunde heilt sofort. Wie haben sie- Als ich auf die Seite sehe weiß ich es und könnte mir selbst eine Klatschen. Jetzt mache ich das schon so lange und ich volltrottel hab den Stand der Sonne vergessen! Plötzlich gibt es weitere Schüsse durch das Dach.

Ich springe vom Wagen und sehe, wie die seitlichen Türen der großen Limousine aufgehen. Männer strömen heraus und zielen mit Waffen auf mich. Das klacken der entsicherungen ist zu hören und dann ist es still. Scheinbar warten sie auf einen passenden Zeitpunkt. Und eines kann ich kaum glauben, was meine Augen da erblicken. Pip... Er scheint diesen Mann zu beschützen, den ich töten soll. Und besagtes Opfer steigt nun aus. Ein relativ kleiner Mann, ein wenig stattlicher, schütteres schwarzes Haar, stechend blaue Augen und eine Ausstrahlung, wie nur Geldhaie sie haben. Ich könnte kotzen.

Triumphierend sieht er zu mir hinüber und Pip scheint ihn aus dem Augenwinkel zu sehen. "Sir! verdammt! Gehen Sie in den Wagen!" knurrt er und auch der Übersetzer scheint seiner Meinung zu sein, denn er übersetzt das gesagte und spricht danach gleich zu Pip, dass Mister Jagoi nicht möchte. "Du bist also die Eiskönigin?" ruft mir dieser Jagoi auf japanisch zu und ich neige stumm meinen Kopf. Pip wirkt mehr als nur alarmiert. "Männer! Haltet die Stellung! Sie ist nur allein! Was kann sie schon groß gegen uns ausrichten!" ruft er ihnen zu und ich bleibe ruhig stehen. Bewege mich nicht, sondern warte. Lauere.

Einige Augenblicke verstreichen, in denen nichts passiert ausser, dass Pip den Mann irgendwie versucht in den Wagen zu pressen! Plötzlich sieht er zu mir. "FEUER!" brüllt er und die Schüsse von mehreren Waffen knallen gleichzeitig los. Aber wirklich interessieren tut mich das nicht, denn ich springe in die Luft und weiche den meisten Kugeln aus. Als ich wieder auf dem Boden lange, erwischen mich zwar einige, aber die Kugeln werden sofort aus meinem Körper ausgeschleußt und die Wunden geheilt. Pip, Pip, Pip... da arbeitest du für Hellsing und dann vergisst du, dass es hier in Japan übernatürliche Wesen gibt...

Gesegnete Kugeln wären jetzt verdammt unpraktisch gewesen. Die tun höllisch weh und das Regenerieren braucht eine beschissene ewigkeit. Heute habe ich eh keine große Lust auf das töten und so zeige ich mich bei Pip's Leuten gnädig, in dem ich ihnen nur Wunden zufüge und sie nicht umbringe. Auch, weil ich Pip einiges schuldig bin. Mister Jagoi wehrt sich immer noch heftigst gegen das in sicherheit bringen, was ihm aber eh nichts nützen würde. Er ist ein Opfer und er wird heute sterben. Dafür wurde ich bezahlt und das mache ich auch. Kurz vor den Männern porte ich mich genau hinter sie und stehe Pip und Jagoi gegenüber.

Pip zieht selbst eine Waffe. "Drecksvampir!" zischt er und drückt ab. Aber ein einfaches nach rechts legen des Kopfes lässt mich nicht von meinem Leben verabschieden, sondern nur von ein paar Haarsträhnen. Ich ducke mich und schlage ihm die Beine weg. Pip versucht nach etwas zu greifen, ist aber zu überrascht um irgendwas zwischen seine Finger zu bekommen. Bevor er auf dem Boden auftrifft, schlage ich ihn K.O. So kann er mir nichts mehr antun und ich muss ihn nicht töten. Der kleine menschliche Teil in mir sträubt sich sehr dagegen, einen ehemaligen Freund umzubringen.

Dieser Jagoi ist mithilfe des Chokuto schnell getötet und er selbst war selbst sehr überrascht, dass ich es zu ihm geschafft habe. Ohne Zeit zu verschwenden und unnötig vergossenes Blut meinerseits zu riskieren, verschwinde ich schnell im Schatten des Wagens und tauche auf der anderen Seite des Kirschblütenbaumes wieder auf. Das blutige Chokuto wische ich im Gras ab und stecke es weg, ehe ich davon laufe. Die Schüsse knallen und einige treffen mich auch. Aber die Schmerzen kann ich ignorieren und laufe immer weiter. Verschwinde im nächsten Wald und sehe, dass mir niemand gefolgt ist. Das Adrenalin pumpt durch meinen Körper und hält mich aufrecht.

Als ich etwas tiefer im Wald angekommen bin, lehne ich mich gegen einen Baum und lasse die Schmerzen zu. Ein schmerzvolles stöhnen entkommt mir, das ich aber leider nicht mehr unterdrücken kann. Die Kugeln werden aus meinem Körper geschleußt und ich bekomme Hunger. Wahnsinnigen Hunger! Soll ich nicht vielleicht doch wieder zurück und- Ich schüttle meinen Kopf. Nein. Zu gefährlich. Nicht in diesem Zustand! Mein Rücken schrabbt an der Rinde des Baumes entlang, ehe ich in der Hocke bin und ich meine Augen schließen muss. Der Hunger wird gefährlich. SEHR gefährlich! Verdammt... Ich nehme meine Maske ab und sehe auf den Boden.

So vielen Schüssen war ich nur ausgesetzt, als ich danach gleich trinken konnte. Der Weg in die Stadt ist zu lang. Ich hebe meinen Kopf und sehe mich um. Ein Tier... Ein Tier muss ausreichen! Ein Reh... oder ein Hase! Mir wird schlecht und mein Magen krampft sich kurz zusammen. "Arm...seelig..." knurre ich mir selbst zu und stehe auf. Dass ich dieses Menge an Blutverlust gleich so schnell und so heftig wahrnehmen würde... Hätte ich zugegebenermaßen nicht gedacht. Ein wenig vornüber gebeugt versuche ich, ein wenig zu gehen. Ich brauche nur noch ein wenig kraft. Nicht viel!

Mir egal was andere von mir denken, wenn sie mich so sehen. Die langen braunen Haare verdecken mein Gesicht, dass ich nun zur Sicherheit noch einmal mit der Maske verdecke. Niemand muss meine ausgefahrenen Zähne bei halb offenem Mund sehen. Plötzlich spüre ich etwas und bleibe abrupt stehen. Das Geräusch hallt in meinen Ohren wieder und ich reisse meine Augen auf. Der Schlag... meines Herzens? Langsam hebe ich meine Hand und lege sie auf meine Brust, ehe ich nach unten sehe. Und auch ein Gefühl der erleichterung überkommt mich. Aber... es ist nicht meines! Was... Was ist...? Als es klick macht, erstarre ich und atme nur noch flach. Nein... Nein, dass kann nicht... Ein sanftes ziepen in meinem Kopf und eine der Stimmen ertönt, die mich in meinen Träumen verfolgen. "Irbis. So sehen wir uns also wieder."

VampirpestWhere stories live. Discover now