Kapitel 33

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POV Alison

Ich war bei Bewusstsein. Und ich hörte jedes Wort.

Ich lag mit angezogenen Beinen auf der Galerie und rührte mich nicht. Wagte kaum zu atmen. Meine Lieder wanderten zwischen Detective Dominic Anderson und dem Monster, von Mann, denn ich einst dachte zu lieben. Er war die Ausgeburt eines Albtraumes. Ich bemühte mich nicht all zu lange ihn anzusehen, ich wollte keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Ich hatte gesehen, was er mit Andersons Gesicht gemacht hatte. Eins wusste ich – Jason war zu allem fähige. Ich musste nur daran denken was er mir alles schon angetan hatte. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter.

Ich hatte das Gespräch verfolgt, aber nicht alles verstanden. Jason war wohl davon überzeugt das ich ihn nach all dem noch lieben würde, dass ich mit ihm zusammen sein wollte. Und dass er mich niemals gehen lassen will. Er lebte in seiner eigenen Wahnvorstellung. Und ich hatte Angst was er nun vorhatte. Denn draußen wimmelte es von Beamten, wie wollte er an ihnen vorbei?

Doch als er sagte, dass er an niemanden vorbeimüsse, kam mir ein abscheulicher Gedanke. Ich würde hier mein Leben lassen.

Nach all dem was ich bis jetzt durch machen musste, sollte es hier enden? Nein. Ich würde nicht zulassen das er mir noch mehr weh tat. Hier würde es nicht enden, ich hatte eine Zukunft vor mir, eine Zukunft in der Ben hoffentlich eine große Rolle darin spielte. Es war noch nicht vorbei. Aber noch war ich nicht frei.

Erneut sah ich mich unauffällig um. Domenic Anderson und Jason waren nur wenige Schritte entfernt. Dort gab es also kein Entkommen. Ich drehte den Kopf zur Seite, ganz langsam, als wäre es eine unwillkürliche Bewegung, und spähte in die andere Richtung.

Nichts als Dunkelheit.

Ich blinzelte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich weiter hinten eine Treppe ausmachen konnte, die von der Galerie nach unten führte. Aber nicht sicher genug, um einen Fluchtversuch zu unternehmen. An einer Führung über der Galerie hingen Ketten, die bei jedem Windzug und bei jeder Bewegung leise klirrten. An einige hingen riesige Hacken, ein paar mit schweren Gegengewichten. Konnte ich einen davon packen und mich daran hinunterschwingen? Wäre das der schnellste Weg nach unten? Schneller als sie Treppe?

Ich wunderte mich über mich selbst. Was fiel mir ein? War ich so verzweifelt, dass ich mein Leben aufs Spiel setzen würde, um zu entkommen?

Auf jeden Fall.

Also. Wie ließ es sich anstellen?

Das hatte ich noch nicht herausgefunden. Außerdem war ich zu schwach, um einen Versuch zu starten. Der Gang die Treppe hinauf und über die Galerie hatten mir die Gelegenheit gegeben, meine Beine zu bewegen und meinen Kreislauf anzukurbeln. Das hatte mir vermutlich einen größere Vorteil verschafft, als meinem Peiniger klar war. Aber es war noch zu früh. Der richtige Zeitpunkt war noch nicht gekommen.

Also lag ich da und tat weiterhin so, als wäre ich bewusstlos. Oder zumindest hilflos und ungefährlich.

Ich wartete auf den richtigen Augenblick.

Den Augenblick zur Flucht.

POV Erzähler

Dom sah zu Alison, die reglos dalag, dann wieder zu Jason Carver. Er hatte keine Ahnung wie die Sache ausgehen würde. Er konnte nur hoffen, dass seine Kollegen bald kamen.

Andernfalls...

Er schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf Carver. Sorg dafür, dass er weiterredet. Lenk ihn ab.

„Wie haben Sie es geschafft sich von der Fußfessel zu trennen? Wie haben Sie das angestellt?"

Da war es wieder, sein größenwahnsinniges Lächeln. „Ach das war fast schon zu einfach. Dieser Trottel von Bewährungshelfer. Ich freundete mich mit ihm an. Bei seinem letzten besuch sagte ich ihm das die Fußfessel viel zu eng sei, und ob er sie nicht etwas lockern konnte. Der Idiot tat es, danach war es ein leichtes ihn zu überwältigen." Er lachte. Carver kam wieder näher. „Sie hätten sein Gesicht sehen müssen, als ich ihm die Kehle aufschlitzte." Dom hörte die Erregung in Carvers Stimme. Er verzog angewidert sein Gesicht. „Sie sind Wahnsinnig:" Zorn blitzte in Carvers Augen auf, seine Hände wurden wieder zu Fäusten und näherten sich Doms Gesicht. Im letzten Moment riss er sich zusammen und zwang sich zu einem Lächeln. Carver nickte anerkennend wie über einen Witz, den nur er gehört hatte, oder eine Entscheidung, die er soeben getroffen hatte. Eine, deren Ausgang er genießen würde.

Erneut sah Dom kurz zu Alison hinüber. „Was ist mit ihr Carver? Warum lassen Sie nicht Alison entscheiden was sie will?" Auch Carver sah jetzt zu ihr hinüber. „Sie will bei mir sein", sagte er, und seine Stimme klang gleich viel weicher. „Glauben Sie das wirklich? Nach all dem was Sie ihr angetan haben?" Carver zuckte kurz., als hätte er seinen Schwachpunkt getroffen.

„Wir lieben uns."

„Nein." Er musste das Schwert tiefer in die Wunde drücken. „Sind Sie sich da ganz sicher? Warum hat sie dann uns gerufen, als Sie bei ihr eingebrochen sind?"

„Halten Sie den Mund!" Er schlug ihm ins Gesicht. „Sie haben keine Ahnung wovon Sie reden."

Doch Dom dachte nicht daran den Mund zu halten. Er ignorierte den Schmerz im Gesicht und fuhr fort. „Was ist los, Carver? Haben Sie Angst vor der Wahrheit?"

„Halten Sie ihr Maul!", schrie Carver in an.

„Sehen Sie es endlich ein, sie liebt Sie nicht. Sie liebt einen anderen. Sie will nicht bei Ihnen sein."

„Maul halten!" Wieder schlug er ihn mit aller Kraft. Dom hatte sich schnell davon erholt und sah ihm unerschrocken ins Gesicht. Er entdeckte etwas darin, dass er bislang nicht gesehen hatte. Angst. Unsicherheit. Na bitte. Er hatte ihn gefunden. Seinen wunden Punkt.

Er trieb das Schwert noch ein wenig tiefer.

„Sein Name ist Benedict. Ich habe sie zusammen gesehen. Sie passen wunderbar zusammen."

„Halts Maul, Halts Maul, Halts Maul!" Mehr Schläge hagelten auf ihn ein. Carver war wie von Sinnen, seine Stimme ein schrilles flehen. Carver presste seine Hände an die Ohren. Er sah aus wie ein in die Enge getriebenes Tier. Er ging auf und ab. Doch plötzlich änderte sich etwas an seiner Art. Sein Gesicht verzog sich. Dom konnte unmöglich sagen was in ihm gerade vorging. Er öffnete den Mund. Und es kam ein Geräusch heraus, dass Dom so nie mehr in seinem Leben hören wollte. Wie der Todesschrei eines Verwundeten Tieres.

Carver machte einen Satz nach vorne.

Und Alison sah ihren Augenblick gekommen.

By your side! - Benedict Cumberbatch FFDove le storie prendono vita. Scoprilo ora