-55- Auf der Türschwelle

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Meine Augen huschten in seine und obwohl ich ihm keine Antwort darauf gab, nickte er bestätigend und lächelte noch breiter. Er legte die Hand auf meine Schulter und drückte sie fest und das zeigte mir, dass Balin überhaupt nicht davon überrascht, noch davon abgeneigt war. Meine Lippen verzogen sich zu einem kleinen, zurückhaltenden Lächeln. Ich wollte es ihm ganz sagen.
,,Wir...-", setzte ich an, doch meine Stimme wurde von Dwalins lautem Rufen unterbrochen:
,,Seht! Wir sind am Fuß des Berges!" Balin und ich sahen zu ihm und dann wanderte mein Blick über die Felsvorsprünge und dem kleinen Wasserfall an der Spitze. Doch der Berg war von einem Nebelschleier verdeckt, sodass ich nur den schmelzenden Schnee auf den unteren Felskanten entdecken konnte. Balin blieb stehen, während ich beeindruckt auf das graublaue Gestein zuging.
,,Sucht nach dem Eingang!", forderte Thorin und rammte sein Schwert in den Boden. Ich ging auf die Felswand, die am Berg anlehnte zu und stemmte dann meine Hände in die Hüften. Wie lange waren wir schon unterwegs? Meine Füße schmerzen mir. Ich war kurz davor, mich auf einen Stein zu setzen und mich auszuruhen, da bemerkte ich eine Auffälligkeit in der Felswand. Es sah aus wie ein Gesicht.
,,Seht ihr irgendetwas?", rief Thorin erneut und das war mein Kommando, den Felsgesteinen näher zu kommen.
,,Nichts!", brüllte Dwalin zurück und auch Gloin verneinte seine Frage. Erschöpft stapfte ich auf die Felsen zu und blickte zu meinem Erstaunen auf eine riesige Zwergenstatue.
,,Wenn das, was die Karte zeigt der Wahrheit entspricht, muss die geheime Tür direkt über uns liegen." Thorins Stimme motivierte mich, auch noch die letzten Schritte auf die Statue zuzugehen. Wie ich sah, befand sich auf dem Kopf des steinernen Zwerges eine Krone und in seinen Händen hielt er würdig eine Doppelaxt. Sein langer felsiger Bart vereinte sich mit einem massigen Gürtel und er war mit einer Ganzkörperrüstung aus Stein ausgestattet. Ich sah an ihm herunter und kniff die Augen zusammen. An dem Torso der Statue folgte eine Felsenverkleidung, die einige Meter weiter hervorstand als der Rest der Gesteine und mir ins Auge fiel. Da bemerkte ich das fast nicht erkennbare Muster, das unter dem Umhang des Zwerges aufzufinden war und sich in den Stein hinein verwurzelte. Bei genauerem Hinsehen sah die Einkerbung aus wie... eine Treppe.
,,Hier! Hier oben!", rief ich zurück und sah wie gebannt auf die unzählbaren Steinstufen, die sich vor uns durch das Gefels schlängelten. Und uns bevorstanden. Och nö. Neben mir kam Thorin zum Stehen und er folgte meinem Blick, der zuerst auf die Felsen und dann auf ihn gerichtet war. Er drehte sich zu mir und gab mir ein stolzes Lächeln.
,,Du hast scharfe Augen, Bilbo", sprach er mit atemloser Stimme, was dazu führte, dass mir das Blut in die Ohren rauschte. Sein Blick verriet mir, dass er genau wusste, was er gerade bei mir bezweckt hatte.
,,Hm. Und nicht nur deine Augen, musst du wissen", fügte er rau hinzu und ich biss mir auf die Wange. Noch ein Wort aus diesem hübschen Mund und ich kann mich nicht mehr zurückhalten, schoss mir durch den Kopf.
,,Ori, komm!" Dori zog seinen Bruder mit sich und auch die anderen Zwerge näherten sich uns. Bombur knabberte schon wieder an einem der Knäckebrote und zog es sich aus dem Schlund, als er staunend auf das Bildwerk sah.
,,Gehen wir", beschloss Thorin und gemeinsam marschierten wir alle auf den Treppenanfang zu. Als wir davorstanden, waren meine Beine noch wackliger als zuvor und es bangte mir, als ich die aberdutzenden schmalen Stufen hinaufsah. Ich gab ein mattes Seufzen von mir und trat auf die erste Stufe.
,,Du meisterst das schon, schließlich bist du unser Meisterdieb." Ich lachte auf. Das kam unerwartet.
,,Der war ganz schön schlecht", behauptete ich und drehte mich zu Thorin. Sein Lächeln steckte mich an, genau wie seine Augen, die bei meinem Lachen aufleuchteten.
,,War er nun schön oder schlecht? Du musst dich schon entscheiden, Meisterdieb." Sein Lächeln war siegessicher und mein Bauch prickelte vor Beschwingtheit.
,,Ich muss gar nichts", flüsterte ich neckisch und zwinkerte ihm zu. Thorins Augen wurden dunkler und zogen mich in ihren unwiderstehlichen Bann.
,,Frech ist er also auch noch...", brummte er und seine Stimme klang kribbelnd in meinen Ohren nach. Meine Brust schwoll gewaltig an und ich hatte ein Grinsen auf den Lippen. Hinter Thorin stapfte Dwalin her und beäugte mich missgünstig. Ich schluckte und drehte mich gezwungen wieder nach vorne. Sein Ausdruck wirkt nicht wirklich erfreut... aber es ist Dwalin. Er schaut nie erfreut. Schweigend stiegen wir weiter die Treppenstufen hinauf.

King Under The Moantain | bagginshieldWhere stories live. Discover now