A

1.8K 53 30
                                    

Ich betrachtete die Schuluniform, die vor mir auf dem Bett lag.

Seoul also... Eigentlich wollte ich schon immer mal in die Hauptstadt des Landes, aber nicht auf diese Weise.

Die Uniform bestand aus einem engen weißen Hemd, einem schwarz-weiß kariertem knielangem Rock, einer schwarzen Krawatte und einer schwarzen Strumpfhose.

Nach zwei Wochen von erholen, in denen ich meine Eltern davon überzeugt hatte, dass es mir wieder besser ging, musste ich nun in die Schule.

Eigentlich ging es mir nicht bessere. Es ging mir sogar schlechter als zuvor. Aber wenigstens hatte ich nun diese Flausen aus dem Kopf, dass alle glücklicher wären, wenn ich tot wäre. Denn das stimmte nicht.

Es würde eben nicht allen egal sein, vor allem nicht meinen Eltern. Ich wollte sie nicht derartig verletzen. Ich dachte immer, sie würde sich nicht wirklich für mich interessieren, aber das taten sie. Und wie.

Seufzend legte ich die Uniform auf einen Bügel, der an der Schranktür hing. Dort hing sie nun. Ich setzte mich auf mein Bett und sah sie an.

Durch das Fenster fiel das goldene Licht der untergehenden Sonne auf mein linkes Bein. Wärme breitete sich auf dieser Stelle aus, und ich genoss es. Es fühlte sich so an, als ob die Sonne Mitleid mit mir hatte. Sie sah mich auf meinem Bett sitzend, traurig umher starrend und streichelte über meine Leggings. Sie wollte meinem kalten Körper etwas von ihrer herrlichen Wärme abgeben.

Nach ein paar Minuten holte ich mir ein Glas Wasser aus der kleinen Küche, und leerte es in einem Zug. Schon seit dem morgen verfolgten mich diese lästigen Kopfschmerzen. Langsam blickte ich auf den Sack Äpfel, der auf der Kücheninsel lag, und nahm mir einen. Ein großer Biss wanderte meinen Hals hinunter.

Es war echt scheiße, der Grund zu sein, warum deine Mutter weint. Du kannst nichts tun, du musst ihr einfach dabei zusehen. Die Frau, die sich großgezogen hat.

Den Rest des Apfels schmiss ich in den Mülleimer und kramte etwas in einer Schublade rum. Ich füllte noch einen Schluck Wasser in mein benutztes Glas, und schluckte damit eine Kopfschmerztablette.

Lautlos begab ich mich wieder in mein Zimmer, und riss das Fenster auf. Ich lehnte mich leicht aus ihm, und blickte in den Himmel. Die Sonne war inzwischen komplett verschwunden, und der Mond war etwas zu sehen. Die Sterne waren in dieser Großstadt, wegen der vielen Lichter, nie sichtbar. Unter mir konnte ich die befahrenen Straßen beobachten.

Es war alles so ungewohnt. Eine neue Stadt, neue Leute, und eine neue Schule. Vielleicht würde ich hier meine Probleme endlich loswerden, vielleicht würden sie wachsen. Aber vielleicht... Würde auch einfach alles so bleiben, wie es die letzten beiden Jahre war. Trist, leer, hoffnungslos. Wie eine leere Hülle ohne Emotionen.

Ein tiefer Atemzug entwich meinen trockenen Lippen. Was wenn jetzt alles einfach so weiter gehen würde? Aber wenigstens konnte ich jetzt allem noch einmal eine Chance geben. Schließlich stand jetzt in meinem Kopf fest, dass ich hier bleiben würde. Für meine Eltern.

An meiner Zimmertür klopfte es.
"Schatz? Wir gehen noch mal schnell einkaufen. Brauchst du etwas?"

Kurz überlegte ich, bevor ich meiner Mutter antwortete: "Ich denke ich brauche nichts, danke." Ich schenkte ihr ein Lächeln, welches sie erwiderte, und schloss das Fenster wieder. Der kühle Wind hatte meinen blassen Armen eine Gänsehaut verpasst. Irgendwie tat es weh.

In letzter Zeit Tat alles weh. Kennst du das Gefühl, wenn du Fieber hast und deine Haut einfach weh tut? So fühlte sich Gänsehaut an. Wenn ich mit meiner Schulter am Türrahmen hängen blieb, fühlte es sich an, als ob jemand auf mich schießen würde. Jedes mal, wenn ich mein Gesicht wusch, brannten meine Wangen und Augen.

Wahrscheinlich wurde ich durch das ganze empfindlicher...

Im Badezimmer zog ich mich aus und stieg unter die heiße Dusche. Das Wasser beruhigte mich und machte mich weniger nervös über den nächsten Tag. Ich hatte keine Lust auf neue Leute.

Meine Muskel waren entspannt, als ich das Wasser anstellte und vorsichtig aus der Dusche stieg. Der Spiegel war beschlagen, sodass ich mich nicht sehen konnte, aber das wollte ich gerade auch gar nicht. Ich wollte einfach nur noch meine Ruhe und an nichts denken...

Hoffentlich wird sich hier alles zum besseren ändern.

𝗟𝗲𝘁'𝘀 𝗻𝗼𝘁 𝗳𝗮𝗹𝗹 𝗶𝗻 𝗹𝗼𝘃𝗲 | 𝐁𝐓𝐒Where stories live. Discover now