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Verloren starrte ich die Tafel an. Das Gefühl, dass ich am Morgen verspürt hatte, war wieder verschwunden. Seokjin hatte mich irgendwann nach draussen gescheucht, damit ich nicht zu spät in die Schule kam.

Wo war diese Motivation hin? Dieses 'ich sage meiner Depression den Kampf an'? Es war nichts mehr da. Nur noch diese Leere. Keine Gefühle, keine Hoffnung, einfach nichts.

Wahrscheinlich war ich vor zwei Wochen einfach im Moment gefasst. Es war alles so aufregend, aber jetzt schien es schon fast alles wieder normal. Ich wollte es wieder fühlen. Diese Neugierde, diese Aufregung.

Endlich klingelte es zur Pause. Seufzend erhob ich mich von meinem Platzt, auf dem meine Sachen liegen blieben, da wir nach der Pause im gleichen Klassenzimmer Unterricht hatten.

Im Gang traf ich auf Yoongi, Jimin und Hoseok. Zusammen warteten wir auf Jungkook und Taehyung und begaben uns schließlich auf den Pausenhof. Ab und zu lächelte ich sie an, aber kein Wort verließ meinen Mund. Ich war einfach zu müde, und nicht in der Stimmung etwas zu sagen. Ich stand einfach dabei und hörte ihnen zu.

Irgendwann dachte ich wieder an Seokjin. Er war interessant. Wir hatten uns über unser beides Lieblingsbuch, Maze Runner unterhalten. Und zwar sehr energisch. Verschiedene Theorien wurden diskutiert und ich teilte ihm mit, dass es eine Vorgeschichte zur Vorgeschichte gab.

Es gab so viel, was ich über ihn noch wissen wollte, was mir aber erst später eingefallen war. Wie alt er genau war, was er arbeitete, seine Familie und so weiter... So vieles...

"Erde an Minah!"

Erschrocken schnappte ich nach Luft, als vor meinem Gesicht herum geschnippst wurde. Fragend blickte ich Taehyung an, der seine Hand grinsend sinken ließ.

"Kommst du heute Nachmittag auch zu mir?"
"Gerne, aber ich hab deine Adresse nicht."
"Hobi hyung kann dich mitnehmen, du wohnst zwischen ihm und mir."
"Okay..."

Ich lächelte leicht, als er wieder anfing irgendetwas zu erzählen. Schließlich setzten wir uns in einem Kreis auf das feuchte Gras. Es war leicht neblig, aber bei weitem nicht so sehr wie am Morgen. Trotzdem war es kalt, und ohne Jacke begann ich schnell zu zittern.

Den Jungs war offensichtlich nicht kalt. Die mussten ja auch nicht so ein dünnes Oberteil und kurzen Rock tragen. Ihre Uniform bestand aus einem weißen Hemd mit schwarzer Hose und Krawatte. Das sah echt gemütlich aus...

Selbst meine Zähne begannen zu klappern. Merkten sie es überhaupt, dass ich hier am frieren war? Mein Blick schweifte über die fünf Jungs. Niemand schien es zu bemerken.

Taub atmete ich aus. Jegliche Luft, die in meinen Lungen war, verließ meinen Körper. Nach ein paar Sekunden wurde mir schwindlig, aber ich wollte nicht erneut Luft holen. Ich saß einfach da und versuchte ohne Sauerstoff auszukommen.

Als in meiner Vision schon schwarze Punkte auftauchen, ließ mein Körper es nicht mehr zu und ich musste nach Luft schnappen. Es fühlte sich seltsam an, als die kalte Luft mich von inne auskühlte. Dies ließ mich nur noch mehr frieren, weshalb ich dankbar war, als es erneut klingelte.

Langsam stand ich auf und schleppte meinen Körper in den Flur vor das Klassenzimmer. Immernoch war mir bitterkalt.

"Hey... Ist dir kalt?", war eine hohe Stimme zu hören. Ohne meinen Blick vom Boden abzuwenden schlung ich meine Arme um Jimin's dünne Taille und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Er spannte sich spürbar an, aber nach ein paar Sekunden rubbelte er mit seinen Händen über meine Arme, um diese aufzuwärmen.

Da fühlte ich mich wieder wohl. Am liebsten hätte ich ihn gar nicht mehr losgelassen, aber mitten im Schulflur ging das wohl schlecht. Fühlte sich so Freundschaft an?

𝗟𝗲𝘁'𝘀 𝗻𝗼𝘁 𝗳𝗮𝗹𝗹 𝗶𝗻 𝗹𝗼𝘃𝗲 | 𝐁𝐓𝐒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt