III

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«Ich finde Elvis wird total überbewertet»
Fassungslos starrte George Lou, einer von Rory's Leuten, an. Die beiden Bands hatten sich in einem Café verabredet und saßen in diesem schon seit mehreren Stunden. Während seine Bandkollegen sich angeregt unterhielten, langweilte sich George zu Tode. Er konnte einfach mit keinem der Hurricanes ein ernsthaftes Gespräch anfangen. Auch die Unterhaltung mit Lou gab er nun endgültig auf.
«Wenn du meinst...», sagte George leise; er wollte keine Diskussion starten. Träge blickte er zum Fenster hinaus. Er regnete so fest vom Himmel,  dass George nur noch knapp die Umrisse der vorbeiziehenden Autos wahrnehmen konnte. Er seufzte und verschränkte die Arme. Solang es so schüttete, würden er das Café sicherlich nicht verlassen können. Für einem Augenblick schloss er die Augen und atmete tief ein und aus. Ein ruhiges und wohliges Gefühl machte sich in ihm breit und er entspannte sich. Doch seine innere Ruhe wurde von Rory's lauter und brüchigen Stimme unterbrochen.
«Mann, Ringo! Bist du etwa zu Fuss bei dem Regen hierher gekommen?!»
George öffnete genervt die Augen. Tatsächlich war noch Jemand weiteres zu ihnen hinzugestossen. Der junge Mann war von oben bis unten durchnässt. Er zog seinen nassen Mantel, wie auch die Schuhe und den Pullover aus und legte sie zum trocknen auf den unbesetzten Nachbartisch. Als er sich auf den letzten freien Platz neben George setzte, lief dieser rot an blickte zur Seite. Ringo trug nur noch das weisse, ebenfalls klitschnasse Hemmt, welches eng an seinem Oberkörper klebte und George nicht viel Freiraum für Fantasien bot.
«Hi, ich bin Richard. George, wenn ich mich nicht recht entsinne?», stellte Ringo sich vor und hielt George die Hand hin. Dieser nickte nur und schüttelte halbherzig seine Hand. Er hatte alle Mühe nicht auf Richards Oberkörper zu starren. Nachdem sich Ringo etwas warmes zu trinken bestellt hatte, wendete er sich George zu.
«Und? Vermisst du Hamburg?», grinste er. George musterte ihn einen Augenblick.
Ringo zitterte vor Kälte am ganzen Körper. Kopfschüttelnd zog George den Pullover, den er über dem Hemmt trug, aus und reichte ihn Ringo.
«Nein, eigentlich nicht. Ich bin froh wieder in Liverpool zu sein»
Etwas unbeholfen blickte Richard den Pullover in seinen Händen an. Dann, ganz zu Georges entsetzten, zog er sein nasses Hemmt aus und schlüpfte in dem geliehenen Pulli. Und obwohl George Ringo's entblösste Brust nur für zwei Sekunden gesehen hatte, wurde ihm verdammt heiss und er merkte wie ihm das Blut in die Wangen schoss. Als Ringo wieder zu Ihm blickte, lächelte dieser warm.
«Danke, Geo»
George öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch es kam nur Luft heraus und so nickte er einfach lächelnd und blickte zu Boden.
Was zu Krishna machte Ringo mit ihm?
Dieses Gefühl...
George wusste nicht ob er es mochte.
«Welches Instrument spielst du noch gleich?», fragte Ringo neugierig und lehnte sich etwas zu George.
Dies war der Moment, in dem George die Luft wegblieb.
Er wusste nicht warum er es nicht schon früher getan hatte.
Warum hatte er nicht eher in diese himmlischen Augen geblickt?
«I-Ich...Ich...», George hatte schon lange Ringo's Frage vergessen, er konnte sich nicht vom Anblick dieser Augen lösen.
Blau.
Keiner seiner Freund hatte blaue Augen. 
Er wusste nicht mal ob es blau war.
Es schien so viel mehr als nur eine Farbe.
Richard war Georges offensichtliches Starren sichtlich unangenehm, denn er lief rot an und blickte beschämt zu Boden.
Warum konnte George nicht verdeckt schwärmen?
Wieso schwärmte er überhaupt für Ringo?
Warum für einen Jungen?
Eine innere Stimme brüllte Pete's Namen. George stöhnte. Das mit Pete war nur vergnügen. Oder?
«Warum schaust du mich so an?», flüsterte Ringo, seinen Blick immer noch am Boden geheftet.
George atmete laut aus und beruhigte sich auf einen Schlag.
«Du hast hübsche Augen», murmelte er und hielt dem Blickkontakt stand. 
Richard hob eine Augenbraue, «Du scheust wohl vor nichts?»
George zuckte mit den Schultern und blickte zu seinen Lippen.
«Und nun blickst du unverschämt auf meinen Mund!», lachte er unsicher.
«Du hast schöne Lippen», verteidigte sich George.
Nun war es Ringo, der auf Georges Lippen starrte.
Die Spannung war unerträglich.
«Hey, Georgie, kann ich dich mal kurz  sprechen?»
Wie aus dem Nichts war Pete neben George aufgetaucht und liess Ringo's und seine kleine Blase platzen. Selbstverständlich nickte George, auch wenn er Richard nicht verlassen wollte.
«Also?», fragte George ungeduldig als er und  Pete  ausser Hörweite der Anderen waren.
Nervös fuhr sich Pete durchs Haar.
«Geo, was zur Hölle tust du da? Du kannst in der Öffentlichkeit nicht einfach mit einem Jungen flirten!», flüsterte er vorsichtig.
George hob eine Augenbraue.
«Und als du mir in einer Bar den halben Hals abgeleckt hast?», fragte George provokant und etwas lauter. Entsetzt blickte Pete sich um. Niemand hatte ihn gehört. «Jetzt hör mal zu, Georgie boy. Es ist wirklich besser, wenn nicht die ganze Welt erfährt, dass du verdammt nochmals queer bist!», flüsterte er wütend.
«Ich bin nicht queer», fauchte George leise. Pete's Augen funkelten böse und er lehnte sich zu George vor.
«Dann gefielen dir die Küsse, die ich über deinen ganzen Körper verteilt hatte nicht? In deiner Hose wurde es nur durch Zufall eng, als du mir die Klamotten von Leibe gerissen hast?», flüsterte Pete in Georges Ohr.
Diesem wurde furchtbar heiss und er blickte beschämt zu Boden.
George hasste es, wenn Pete recht hatte.
«Das sagt genau der Richtige», murmelte er.
«Ich behaupte nichts anderes und Ich habe auch keine Freundin, die ich nicht liebe», sagte Pete vorwurfsvoll. Er seufzte und schaute hinaus. Es hatte aufgehört zu regnen und die ersten Sonnenstrahlen drangen durch die dunklen und schweren Wolken. Als wolle das Wetter Georges Gefühle nachahmen.
«Lass uns nach Hause gehen», sagte er abwesend.
Die Beatles verabschiedeten sich von Rory and the Hurricanes und traten auf sie nasse Strasse. Die zuvor so gesprächigen Musiker gingen schweigend den Weg zu ihrem Heim. John hatte gerade begonnen, eine kleine Melodie zu summen, als sie von jemanden angesprochen wurden.
«Hey, Boys!»
«Eppy!», begrüssten die Beatles ihren Manager begeistert.
Dieser lächelte, warf Pete jedoch seltsame blicke zu.
Er wandte sich an John:
«Lennon, ich dachte du...»
«Heute Abend, versprochen», antwortete John schlecht gelaunt. Verwirrt blickte George zwischen Brian und John hin und her.
Von was sprachen sie?
Er hatte eine böse Vorahnung...

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