XII

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George blickte kurz zu seiner Hand am Gitarrenhals. Sein Herz pochte wie wild als seine Finger über die Saiten glitten und das Gitarrensolo spielten, für das er so lange Zeit geübt hatte. Er grinste, als er hinter sich das Schlagzeug einsetzten hörte. John und Pauls Stimmen hallten durch den Club und rissen die Mädchen im Publikum in ihren Bann. Wenn die nur wüssten... George unterdrückte ein Kichern. Er blickte suchend in die Zuschauerreihen. Judith hatte versprochen zu kommen...
Als er sie sah, schien sein Herz einen Schlag auszusetzen. Und nicht nur sein Herz, er verspielte sich und bekam von John einen wütenden Blick zugeworfen. Zerknirscht konzentrierte George sich wieder auf den Song. Judith sass etwas weiter weg, an einem Tisch mit einem gut aussehenden, jungen Mann. Er hatte ja gewusst, dass sie sich irgendwann einen neuen Liebhaber suchen würde, doch hatte er dies nicht so früh erwartet.
George war verwirrt. Wieso war er denn eifersüchtig? Wenn er doch... queer war? Oder nicht? Panisch blickte er wieder zu Judith. Was, wenn er sich diesen Schwachsinn nur eingebildet hatte? Wenn er doch in Judith verliebt war? Doch sie war weg. Zusammen mit einen anderen Mann, den George nicht einmal kannte!
«Geo!», zischte Paul. Verwirrte blickte George ihn an.
Erst jetzt bemerkte er, das das Publikum unruhig miteinander sprach.
«Ich mochte Pete besser», hörte er einen Jungen in der ersten Reihe zu seinem Mädchen sagen.
«Wo ist Pete?», schrie auf einmal eine junge Dame in der letzten Reihe.
«Errm...Also-», setzte Paul an, doch wurde von einem älteren Mann unterbrochen.
«Wurde er etwa von diesem talentlosen Wicht ersetzt?!»
George schluckte stark. Vorsichtig blickte er zu Richard, der bedrückt auf seine Hände starrte.
«D-der nächste S-Song heisst-», setzte John an, doch wieder stahl ihm jemand das Wort.
«Der Neue ist scheisse!», lallte ein Mädchen und lachte. George holte tief Luft.
«Er ist um Weites besser als Pete!»
Ein Typ in der Ecke brachte das Fass zum überlaufen.
«Wir möchten Pete und nicht den Schwulen Schlagzeuger!»
Wutentbrannt blickte George zu dem jungen Mann.
«Shut the fuck up!», zischte er ihm zu. Der angetrunkene Mann grinste.
«Oh, entschuldige. Didn't want to hurt yer boyfriend...» George schauderte es.
«He's not!», sagte George wütend und ging von der Bühne und auf den Mann zu.
Doch bevor er ihn erreichen konnte bekam er plötzlich einen Schlag ins Gesicht. Stöhnend hielt er sich die Wange und blickte zu dem Übeltätet. Oder besser gesagt: der Übeltäterin.
«Hör auf, Pete schlecht zu machen!», schrie sie.
«Du kanntest ihn doch gar nicht!», sagte George verzweifelt.
Sie öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch schon verpasste ein Fremder George einen Schlag gegen die Rippen. Keuchend krümmte er sich und schnappte nach Luft. Bevor er den Täter anblicken konnte, wurde George zu Boden geschupst.

Irgendwann gingen John und Paul dazwischen. Ihre Stimmen schienen George so weit weg. Er wollte einfach die Augen schliessen...
«Georgie!», John rüttelte unsanft an George. Vor Schmerz stöhnte dieser auf.
«Ach du Scheisse...», murmelte Paul als er Georges Zustand erfasste. Seine Nase schmerzte, sowie seine linke Seite und sein Auge.
«Wo ist Richie?», George versuchte aufzustehen, doch seine Beine liessen sofort nach und er wurde von John und Paul aufgefangen.
«Immer langsam, Mate», sagte John und stützte George.
«Lass uns nach Hause gehen», seufzte Paul und sie schritten auf den Ausgang zu. George war vollkommen benebelt.
«Instrumente... die Instrumente!», stotterte er und liess Paul schmunzeln.
«Wir gehen sie morgen holen, mach dir keine Sorgen Georgie»
George nickte. Und dann schüttelte er den Kopf.
«Wo ist Ringo?»
John kicherte.
«Yer darling... Nun... er ist gegangen. Wir wissen nicht wohin», sagte Paul mitleidend und warf John einen bösen Blick zu.

Es kümmert ihn also nicht, dass ich wegen ihm zusammengeschlagen wurde...
George konnte die Tränen nicht zurückhalten.
Seine Freunde schwiegen und halfen ihm nach Hause.
Paul und John brachten ihn auf sein Zimmer, versicherten sich, dass er nichts mehr brauchte, und gingen dann eilig aus dem Zimmer.
George konnte erahnen was sie in Pauls Zimmer taten.
Er zog das Hemd aus und betrachtete die Dutzenden von blauen Flecken. Vorsichtig drückte er ein Stück, in Tuch gewickeltes, Eis gegen den grössten der Blutergüsse. Er wimmerte, doch er nahm das Kalt nicht von der Schwellung.
Fast liess er das Eis fallen, als es an seiner Tür geklopft wurde.
George schluckte, als Richard durch die Tür trat und setzte sich aufs Bett.

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