VI

202 11 1
                                    

Es waren Tage vergangen, und die Beatles schienen nur noch aus leeren Hüllen zu bestehen. Durften sie sich überhaupt noch Beatles nennen? Ohne Schlagzeuger, ohne ihre Motivation und Passion für die Musik schienen sie  nicht mehr halb so zu sein, wie sie einst waren. Sie sprachen nur noch das nötigste mit einander und gingen Abends individuell aus. Es grenze schon an einem Wunder, dass Brian ihnen stets Auftritte verschaffen konnte.  Sie hatten längst ihr Bandwesen verloren.
Eines Abends, nach einem emotionslosen Auftritt, dirigierte Epstein die Beatles zu sich nach Hause.

«Was ist, Eppy?», fragte John genervt und liess sich in den Sessel fallen, in den sich schon George einige Tage zuvor hat fallen lassen.
George, der wohl von den dreien die schwierigste Zeit durchmachte und noch immer auf seinem  Zerstörungstrip war, konnte sich keine Bemerkung verkneifen.
«Ja Brian, was ist los? Du hältst John von seinem Besuch in die Schwulenbar  ab», grinste er.
Doch das war einer Zuviel gewesen. Die ganze Wut und Trauer, die John angestaut hatte, brachen nun aus ihm heraus.
«Ist das dein scheiss ernst, George?!», brüllte er. Angesprochener zuckte etwas verängstigt zusammen.
«Ich habe dir nichts, gar nichts getan und du quälst mich seit Tagen! George, es tut mir leid, dass du dich in Pete verliebt hast und dass er jetzt nicht mehr da ist. Doch das gibt dir nicht das Recht mich, uns so fertig zumachen, weil wir so sind wie du!», er holte tief Luft. George, sowie auch Paul war den Tränen nah. Keiner wagte es, etwas zu sagen.
«Und was fällt dir ein das vor unserem Manager zu erwähnen?! Wir kennen ihn doch nicht genug lange um sicher zu sein, dass er uns nicht an die Polizei verpfeift!», Angst spiegelte sich nun in Johns Augen wieder. George stand auf und zeigte unhöflich auf Brian.
«Der ist doch auch Schwul! Wir sind alle Queer!»
John starrte ungläubig zu Epstein. Dieser räusperte sich etwas peinlich berührt und stand ebenfalls auf.
«Nun, ich schätze, wir kennen uns nun alle ein Stück besser...»
«Nen Scheiss, Eppy», sagte Paul, der sonst stillschweigend auf dem Sofa gesessen hatte. Überrascht blickte ihn Brian und John ihn an, George wunderte gar nichts mehr.
«Ich weiss nicht ob ihr wirklich so blöd seid oder nur so tut, aber wir haben wirklich andere Probleme als unser schwules Dasein zu bemitleiden. Wir brauchen einen fucking Drummer!», sagte Paul, der sonst nie zur vulgären Sprache griff. Verdattert blickte John George an der zustimmend nickte.
«Kennen wir denn einen?», fragte er.
«Pete», murmelte George.
«Halt die Klappe, George», sagten Paul und John wie aus einem Munde. Sie starrten sich an und verfielen dann lautem Gelächter, dass sogar Brian und George mitriss. Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie lachten, dass sie mehr als drei Sätze wechselten.
Nachdem sie sich beruhigt hatten, herrschte drückende Stille.
«Ringo!», schrie George aus einem Geistesblitz. Paul viel vor schreck vom Sofa. George kicherte und John half ihm auf. 
«Danke», sagte Paul eine Oktave höher als gewöhnlich und blickte zu Boden. John sollte ja nicht seine geröteten Wangen sehen.
Dieser schien dies jedoch zu erahnen und grinste teuflisch. Er setzte sich zu Paul und achtete darauf, dass sich Pauls und seine Beine um wenige Millimeter nicht berührten.
George schüttelte grinsend den Kopf.
«Du meinst Richard Starkey? Von den Hurricanes?», Brian schien von Johns Flirterei nichts mitzubekommen.
«Ja, wir haben ja schon öfter mit ihm gespielt, er ist echt nicht schlecht», antwortete George etwas aufgeregt. Sich Ringo als Bandkollegen vorzustellen löste in ihm ein Glücksgefühl aus und er grinste vom einen Ohr zum anderen.
«Ihr wollt ihn stehlen»,  Brian schüttelt den Kopf, «Not very polite»
«Who cares?!», brüllten die Beatles lachend.

Something Where stories live. Discover now