IX

206 12 3
                                    

Nervös spielte George willkürliche Töne auf seiner elektrischen Gitarre.
«George, sei still!», stöhnte John, der im Inbegriff war, sein eigenes Instrument zu stimmen. Etwas beleidigt legte George die Gitarre zur Seite und blickte zu Paul.
Fragend hob dieser eine Augenbraue, doch George schüttelte nur den Kopf.
Es war ein überaus peinlicher Morgen gewesen. Weder Paul noch John war sich sicher, ob der Alkohol ihren Kuss beim jeweiligen anderen aus dem Gedächtnis radiert hatte. Beim Frühstück hatten sie sich angestarrt, darauf gewartet, dass der Andere seine Zuneigung gesteht.
Vergeblich.
George strich sich eine Strähne aus den Augen und blickte abermals auf die Uhr.
«Kommt dein Richie noch, Geo?», fragte Paul genervt und ließ sich in den Sessel, der in ihrem Wohnzimmer stand fallen.
Wütend blickte er ihn an.
«Er ist nicht mein Richie!», zischte George genervt.
«Ach, bin ich nicht?»
Erschrocken blickte George zu Ringo, der sich ebenfalls in einen der Sessel fallen liess. Verwundert blickte George zu John. Er musste ihn hereingelassen haben.
Sich der Situation nun bewusst, errötete George und wäre gerne im Erdboden versunken.
«Nun, ähm, Ringo», stotterte John etwas peinlich berührt. Ihm wahr wohl wieder eingefallen, dass Richard ihn und Paul gestern beim knutschen erwischt hatte. Paul schien das egal zu sein.
«Der Bandraum ist unten. Dann lass mal sehen was du drauf hast», sagte er ungeniert und trat voraus. Schweigend folgten ihm die Beatles.
Sowie sie den Proberaum betreten hatten, nahmen Paul, John und George automatisch ihren festen Platz ein.
George und Paul platzierten sich zusammen links, John sich in die Mitte, wobei das änderte, wenn Paul oder sogar George den Leadgesang übernahmen. Etwas unbeholfen stand Ringo noch im Türrahmen. George seufzte.
«Ringo, was spielst du?»
«Drumms»
«Wie viele Schlagzeuge siehst du?!»
Eilig setzte sich Richard an die Drumms und zog noch schnell seine Jacke aus. Er trug ein weisses T-Shirt auf dem der Name jedes Jungen Helden stand; Elvis Presley.
«Reiss dich zusammen», flüsterte George sich zu, als ihm beim blossen Anblick Ringos nackten Armen das Blut in die Wangen schoss.
«George hör auf Richard anzustarren, wir fangen an. One, Two, Three, Four!»
George hatte nicht mitbekommen welches Lied sie spielten, doch sowie er den Anfangsakkord hörte, wusste er, was er zu spielen hatte. Ringo schien zu improvisieren, er klang verdammt gut. Die Musik zog alle Vier in den Bann, sodass sie, als das Lied endete, sich schweigend anstarrten.
«Das», John räusperte sich,«War richtig gut»
Ringo blickte zu den Ringen an seien Händen. Er schien nicht recht zu wissen, ob das Kompliment ihm galt, oder der ganzen Gruppe.
John bemerkte dies und fügte schnell hinzu:
«Besonders du, Starr», grinste er.
Richard lächelte glücklich, was George ein Kribbeln im Bauch verursachte, aber er konnte nicht verhindern, dass er ebenfalls lächelte.
Die normalerweise endlosen Proben verging am heutigen Tag wie im Fluge und George war fast etwas traurig, als sie ihre Instrumente versorgten.
«Übrigens, Richie»,sagte John auf den Weg ins Wohnzimmer.
«Wir haben ein freies Zimmer hier. Brian meint, es wäre besser, wenn wir alle zusammen wohnten», er zuckte mit den Schultern.
Ringo lachte.
«Ich habe darauf gehofft, denn sobald Rory erfährt, dass ich ihn verraten habe, wirft er mich doch im hohen Bogen aus seiner Wohnung»
«Ja, weisst du, unser alter Drummer, Pete, ist ausgezogen...», Paul verstummte plötzlich und blickte entschuldigend zu George. Dieser stöhnte genervt und liess sich aufs Sofa fallen. Verwirrt blickte Ringo zwischen den beiden hin her.
«Warum ist Pete kein Beatle mehr?», fragte er schüchtern.
George blickte Paul warnend an, der darauf Stillschweigen bewahrte.
«Er war schlecht!», brüllte John aus der Küche und kam kurz darauf mit einem Tablet mit Tee und Keksen wieder in den Wohnbereich.
«Oh», machte Richard nur und nahm sich schnell eine Tasse Tee.
«Wann ziehst du ein?», drängte John.
Ringo verschluckte sich und bekam einen Hustenanfall.
«Du meintest das ernst?!»
Amüsiert nickte John.
«Ich... okey... Dann... Helft ihr mir Morgen mein Sachen rüber zu tragen?»
«Klar», sagte Paul enthusiastisch und biss in einen Keks.
«Danke», sagte Ringo lächelnd und stellte seine Tasse ab. Er blickte auf seine Armband Uhr.
«Ich sollte nach Hause gehen, es ist schon spät...»
«Oder du übernachtest bei uns?», sagte George schnell. Er wollte nicht, dass Richard ging.
Dieser kicherte und stimmte dankend zu.
Da das Stichwort gefallen war, machten sich die Beatles auf ihr jeweiliges Zimmer und zogen ihren Pyjama an. Wobei George eigentlich meist zu faul dafür war und deshalb einfach in Unterwäsche schlief. Ringo bezog Petes altem Zimmer, was  George einen kleinen Stich ins Herz versetzte, aber auch pure Aufregung und Neugierde.
Sie waren nur durch eine Wand getrennt. Dieser Gedanke machte George wahnsinnig. Klar,bei Pete war es das selbe gewesen, aber damals hatte Pete eh immer bei George geschlafen, oder George bei ihm.
Das hier war anders.
Kurz entschlossen streifte sich George ein T-Shirt über und ging zu Petes, Ringos Zimmer.
Vorsichtig öffnete er die Tür, und blickte hinein. Ringo las ein Buch, wahrscheinlich ein ungewolltes von Pete, doch sowie sich die Tür öffnete, blickte er auf.
«I-Ich... Ich wollte nur gute Nacht wünschen», sagte George schüchtern und wollte schon wieder gehen als Ringo sagte;
«Magst du nicht hier bleiben?»
Verwunderte blickte George ihn an. Er wusste nicht genau was Richard damit meinte, also blieb er still.
Ringo seufzte genervt und stand vom Bett auf.
«Gott, dann halt nicht!», und schritt auf George zu. Dieser stand noch immer im Türrahmen und starrte Richard an.
«Willst du noch was?», fragte Ringo nach einer Weile mit leichtem Unterton.  George schüttelte enttäuscht den Kopf und machte auf dem  Absatz kehrt. Er wollte durch die Tür gehen doch Ringo hielt ihm plötzlich am Handgelenk fest.
«Warte», sagte er mit leichter Panik.
George blickt ihn müde an.
«Ja?»
Ringo biss sich  nervös auf die Lippe und stellte  sich dann auf die Zehenspitzen. So leicht, dass es George kaum spürte, hauchte er ihm einen Kuss auf die Wange.

Something Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt