[Sieben] - Abendmahl mit dem Admiral

2.1K 118 32
                                    

Kaum hat Milly die Haustür geöffnet, fängt sie auch schon an zu plaudern.
»Willkommen in unserem Zuhause«, beginnt sie, deutet durch den Eingangsbereich und nimmt mir dann Chester aus dem Arm.
Alles ist in hellen Farben und lässt es irgendwie steril und kalt wirken. Der Boden besteht aus weißen Glanzfliesen. Ich habe Respekt vor jedem, der sich solch einen pflegeintensiven Boden anschafft. Aber da ich Milly bereits als super-ordentlich kennengelernt habe, wird sie schon dafür sorgen, dass nicht ein einziger Fleck lange auf einer Fliese verweilt. Zumindest kann ich nicht mal beim genauen Hinsehen einen finden.
»Ich zeig' euch eure Zimmer.« Geradezu euphorisch ist ihr Gesichtsausdruck und geht die Treppe nach oben.
»Unsere Zimmer?«, fragt Jolene wegen der Mehrzahl irritiert.
»Wir haben 4 Zimmer hier oben«, erklärt Milly. »Um Verwendung dafür zu haben, habe ich mich entschlossen, für Chester ein Kinderzimmer und dir dein Zimmer einzurichten, und natürlich eins für Gäste.« Zum Letzteren öffnet sie die Tür und deutet hinein, während sie mir zulächelt.
»Ist das dein Ernst, Mutter?«, fragt Jolene und verzieht eine Augenbraue.
»Ja«, nickt diese und versteht offensichtlich nicht die Rhetorik dahinter, denn sie geht freudestrahlend ins Zimmer gegenüber.
Nicht nur Jolene, sondern auch ich verziehe skeptisch meine Augenbrauen, als wir die Einrichtung sehen.
»Ich bin keine vierzehn mehr«, kommentiert Jolene den Anblick ihres Zimmers. Ein typisches Jugendzimmer. Einzelbett, Schreibtisch und jede Menge Poster von Rockstars und Autos.
»Aber es sind deine Sachen«, wehrt sich Milly. »Ich habe es so eingerichtet, wie du damals.«
»Ja, damals!«, zischt sie. »Ich schätze deine Mühe, aber ich bevorzuge das Gästezimmer.«
»Das ist für Cait vorgesehen!«
»Uuund?«, will Jolene wissen, während sie den Raum betritt und unsere Tasche demonstrativ aufs große Doppelbett wirft.
»Du kannst doch nicht bei ...«
»Mutter«, unterbricht Jolene sie und verschränkt ihre Arme vor der Brust. »Cait ist meine Freundin. Feste Freundin. Wir führen eine Beziehung«, verdeutlicht sie, beginnt plötzlich frech zu grinsen und beugt sich ihrer Mutter leicht entgegen. »Wir haben Sex.«
Millys kurzzeitiger Herzstillstand ist deutlich zu sehen.
»Viel Sex«, setzt Jolene nach und ich unterdrücke mir ein Lachen, wegen der Reaktion ihrer Mutter.
»In diesem Bett werdet ihr keine unanständigen Dinge tun!«, verbietet diese uns.
»Dann gehen wir in mein Bett«, entgegnet Jolene lässig.
»Ihr werdet in gar keinem Bett unanständige Dinge tun!« Tadelnd hebt sie ihren Finger, als Jolene beginnt frech zu grinsen. »Im gesamten Haus nicht!«, ergänzt sie daraufhin.
»Und wenn doch, was dann? Wirfst du uns raus?«
»Das würde dir gefallen, nicht wahr?«, giftet Milly zurück und akzeptiert zähneknirschend die neue Raumaufteilung, als auch die Tatsache, dass ihre Tochter an diesem Wochenende, in diesem Haus nicht gewillt ist, keusch zu leben.
»Chester wird ebenfalls bei uns im Zimmer schlafen«, bestimmt Jolene dann, erobert ihren Sohn zurück und erntet einen geschockten Blick ihrer Mutter.
»Und wie soll ich mich dann um ihn kümmern?«
»Bis wir unser Zimmer verlassen, gar nicht.«
»Wie stellst du dir das vor?«, empört sich Milly weiter. »Zu dritt in diesem Zimmer! Lass ihn in seinem schlafen, dafür ist es da. Abgesehen davon muss der Junge eure Liebelei nicht mitbekommen!«
Wortlos, aber grinsend schließt Jolene die Zimmertür vor der Nase ihrer Mutter und beendet somit die Diskussion.
»Im Übrigen hatte ich noch Poster von wunderschönen tätowierten Frauen an der Wand hängen«, ruft sie provozierend durch die Tür hinterher.
Erst nachdem sie Chester absetzt und sich dieser direkt an seinem kleinen Rucksack zu schaffen macht, werden ihre Gesichtszüge wieder ernst.
»In diesem Haus gibt es keine Schlüssel«, erklärt sie mir. »Verabschiede dich also von deiner Privatsphäre.«
»Zählt das auch fürs Badezimmer?«, frage ich irritiert.
»Keine Angst. Das würden sie nie betreten, wenn du drin bist. Dafür ist deren Schamgefühl zu groß. Aber meine Mutter wird garantiert morgen früh in diesem Zimmer stehen, um Chester zu holen.«
»Oh, bitte ...«, stöhne ich genervt und erhalte ein merkwürdiges Grinsen von ihr, während sie sich mir nähert.
»Und genau aus diesem Grund werden wir heute Nacht Nackt schlafen.«
»Ich werde nicht ...«, gebe ich geschockt von mir. »Jolene!«, tadle ich. Aber noch bevor ich meinen Protest fortführen kann, zieht sie mich zu sich und vereint unsere Lippen zu einem langen, liebevollen Kuss.

Jolene (+ Cait)Место, где живут истории. Откройте их для себя