Ein Spaziergang 12

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Einen schönen vierten Advent
Alexander
Seit gut zwei Monaten ist dieser fürchterliche Streit her. Seitdem arbeite ich wieder im Restaurant meiner Eltern. Der Schmerz und der Verlust sitzt noch immer tief. Das Lächeln funktioniert auf meinen Lippen nicht mehr. Es ist kaputt, genau wie mein Herz was ich noch nie so laut brechen hören habe. Ich habe mir meine kleine Welt aufgearbeitet. Die Arbeit lenkt mich ab. Es ist 17 Uhr als ich den Laden als erster betrete. Heute hätte ich eigentlich frei gehabt aber irgendein Angestellter ist krank geworden. Das ‚Lighthouse', der Name des Restaurant sieht von außen ganz normal aus. Es besaß eine schwarze Eingangstür, welche sich stark von der weißen Fassade heraus hob. Innen drin begann der Zauber. Während man rechts den schwarzen und edlen Tresen vorfand, waren links die ganzen Tische verteilt. Sie waren mit beigen Decken und edlem Geschirr bereits gedeckt. In der Mitte jeden Tisches befand sich jeweils eine Vase mit roten Rosen. Die Anzahl der Rosen hang hier bei von der Anzahl der Leute ab, die am Tischen sitzen. Waren es zwei Personen, gab es auch zwei Rosen, die jeder Gast mit nach Hause nehmen konnte, wenn er wollte. An der linken Wand befand sich auch der Kamin. Aber das war nicht das, was das Restaurant ausmachte. Es war die Decke von der unzählige Lichter herunter hingen. Alle in einer verschiedenen Form und Größe. Es tauchte alles in ein angenehmes Licht. Darum auch ‚Lighthouse'. An bestimmten Abenden gab es eine kleine Lichtershow. Das Restaurant lief super und das freute mich für meine Familie. Ich bereitete schon mal alles für den Abend vor und zog mich dann um. Die Uniform bestand aus einem weißen Hemd, auf diesem war der Name und das Logo, eine Flamme mit einer kleinen Rose, drauf gestickt. Eine schwarze Anzugshose und ebenfalls wieder Lackschuhe. Dazu eine rote und edle Kellnerschürze. Auch eine weinrote Krawatte durfte nicht fehlen. Immer wieder musste ich an die Fliege denken, die ich so viel lieber trug. „Hey, Dino." Ich drehte mich um und sah meine beste Freundin. Sie trug das gleiche wie ich. Auch sie half aus. „Na mein Gummibärchen." Ich gab ihr einen Kuss auf das Haar. Sie war vorher noch bei Will. „Bereit für heute?" fragte sie etwas unsicher. „Es wird ein Tag wie jeder andere." sage ich ohne groß nachzudenken. Auch Izzy und Jace kommen in das Restaurant. Meine Eltern würden später kommen. „Na dann auf an die Arbeit, bevor die ersten kommen." Alle sahen mich komisch an und ich fragte mich was die alle hatten.
"Das Essen für Tisch drei ist fertig." Heute war ein weiterer Tag im Restaurant. Es war voll und nur noch ein reservierte Tisch war frei. Ordnungsgemäß nehme ich die drei Teller in die Hand und möchte gerade gehen als Jace mich aufhält. "Alec? Es ist gut das du heute Abend da bist." Ich kann nur nicken und grübel in meinem Kopf was das zu bedeuten hat. Izzy und Tessa stehen hinter dem Tresen und machen die Getränke fertig während ich den Kellner spielte. "Der Lachs auf Spinat und Kartoffelgarnitur?" Die drei Frauen blinzeln alle ziemlich schnell. Die eine macht irgendetwas mit ihrer Zunge und die anderen zwirbelt ihre Haare wild in ihren Händen. Ich lasse mir nichts anmerken. Ich verteile das Essen und wünsche allen einen guten Appetit. Am Tresen bleibt mir keine Zeit zum durch atmen. "Die Familie, die den Tisch reserviert hat ist jetzt da. Tisch fünf." Sie drückt mir drei Getränkekarten und mit einem tiefen Atemzug nehme ich sie in die Hand. Allerdings zerfällt meine heile Welt, die ich mir in der letzten Woche errichtet habe, als ich mich umdrehe. An dem Tisch sitzt kein anderer als der Bürgermeister mit seiner Familie. Magnus sitzt mit dem Rücken zu mir. Warum sind sie genau hier? Ich drehe mich wieder zu meinen Schwestern. "Das kann ich nicht." Tessa sieht mich besorgt an. "Dino, ihr müsst das klären. Außerdem dachte ich das du über ihn hinweg bist?" Sie kennt mich besser und weiß das das kompletter Müll war, was ich da geredet habe. An Izzy' Blick sehe ich allerdings noch etwas anderes. "Ihr wusstet davon oder? Der eine Angestellte ist gar nicht krank oder?" Ertappt schauen die beiden auf den Boden. Meine Stimme ist ruhig als ich sage "Ihr wisst das er damit zu weit gegangen ist." In mir brodelt alles. "Ja das ist er. Aber ihr liebt euch und jetzt erzähl mir nichts anderes Alexander Gideon." Ich verdrehe nur die Augen und schnaube. Ich wollte nicht zu dem Tisch aber ich musste. Tessa verschränkt nur ihre Arme. Und wieder lasse ich meine Augen rollen als ich mich umdrehe und zu dem Tisch gehe. "Herzlich Willkommen im 'Lighthouse' Es freut mich sie hier begrüßen zu dürfen. Hier ist die Karte." Magnus Blick liegt auf mir. Genau so wie der von seiner Mutter, die mich fast mitleidig mustert. "Bringen sie bitte einen ihrer ältesten Weine?" Ich nicke und möchte mich schon abwenden als mich seine Stimme aufhält. "Ich hätte gern ein Wasser." Ich brauche nicht fragen wie er es denn gerne hätte. Ich weiß es und das versetzt mir wieder einen kleinen Stich in die Magengrube. Wieder versuche ich mich abzuwenden aber Mr. Bane Senior hält mich auf. "Wollen Sie nicht fragen, wie er das Wasser haben möchte? Es gibt verschiedene Arten." Ich rege mich sonst nie auf aber muss er mir das alles unter die Nase reiben? "Ihr Sohn trinkt das Wasser prickelnd mit einer Orangenscheibe und in einem Rotweinglas." ‚Mit diesem Glas sieht man gleich viel edler aus.' Seine Worte hallen in meinem Kopf. Ich werfe einen kurzen Blick auf Magnus der mich mit einem undefinierbaren Blick ansieht. "Stimmt das?" fragt Mr. Bane. Mags nickt nur und schaut dann auf die Tischdecke. Endlich kann ich mich abwenden und die Bestellung durchsagen. Der restliche Abend verläuft nicht wirklich anders. Immer wieder tauchen Kleinigkeiten auf, die mir tausende Nadelstiche versetzen. Es ist fast einundzwanzig Uhr als Mr. Bane die Rechnung verlangt. Ich reiche ihm das Wechselgeld und lasse meine Augen noch ein letztes mal über das Gesicht von dem Mann schweifen, der während jedem einzelnen Spaziergang mein Herz erobert hat. Er hat es bis heute behalten. Ich weiß das ich gerade zulasse das er meine Verletztheit aber auch Sehnsucht sieht. Aber ich habe zulange meine Gefühle nicht gezeigt. Ich wende mich ab und versuche die Tränen zurück zu halten. Izzy, Tessa und auch Jace der gerade die Küche verlässt sehen mich traurig an. "Alexander?" Wie immer lässt mich seine Stimme stoppen. Ich stehe in der Mitte des Restaurant. Alle Gäste schauen mich an. Auch die drei Damen, die gerade darüber reden wie schön dieser Name ist. Für einen Moment schließe ich meine Augen bevor ich mich umdrehe. Er steht etwas entfernt von mir. "Alexander, ich.. ich bin nicht nur hier um zu essen. Ich bin hier, weil ich mich entschuldigen wollte." Neutral sehe ich ihn an. "Ich bin zu weit gegangen und das war ein Fehler. Ein ziemlich großer sogar." Mit jedem Satz kommt er ein Stück näher. "Die ganze Zeit hatte ich so ein Hochgefühl. Ich hab gemerkt, das plötzlich alles viel schöner ist. Die Worte die du aus meinem Mund gehört hast, waren alle samt gelogen. Mir fiel es so schwer sie überhaupt auszusprechen." Er sieht mich an. Ich sehe ein leichtes schimmern in seinen Augen. "Ich hatte Angst. Andrew hat mir schon viel kaputt gemacht. Ich wollte dich schützen, weil du so anders bist als alle anderen. Du hast jede Macke von mir so hingenommen. Du hast sogar meinen Gehstock akzeptiert und meinen Supersprinter 9000." Ein trauriges lächeln huscht über seine Lippen und auch ich kann es nicht verhindern. Dabei löst sich eine Träne, die sich einen Weg über meine Wange sucht. "Ich wollte dich nie verlieren." Auch ich gehe einen kleinen Schritt vor. "Warum bist du dann nicht eher gekommen?" Er schließt de Augen und lässt dann seinen Kopf hängen. "Ich musste über alles nachdenken. Du bist in mein Leben gekommen und hast alles verändert. Ich.. Ich hatte Angst das du mir das nicht verzeihst. Alexander, ohne dich macht nichts mehr Sinn. Diese Sachen, die ich gesagt habe sind nicht mehr zu verzeihen. Aber ich hoffe das du irgendetwas in mir siehst, was andere nicht sehen." Er steht ganz nah vor mir. "Ich liebe dich, mein Wunderfinder." Mit seinem Daumen streift er mir die Träne weg. "Es tut mir so leid." Mein Herz hat entschieden. Ich überbrücke den letzten Abstand und lege meine Lippen auf seine. Meine Arme umschlingen seine Taille, während er seine um meinen Nacken legt. Das Jubeln und klatschen hört sich so weit weg an. Ich kann nicht anders als zu lächeln.

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Neun Monate später

"Schatz, kommst du endlich?" Magnus kommt langsam die Treppe herunter. "Alexander du bist mit einem Opa zusammen, vergiss das bitte nicht. Oder hast du auch bereits Demenz?" Ich strecke ihm die Zunge heraus, während ich die Tür öffne und ihm aufhalte. Kurz küsst er mich. Als die Tür hinter uns zufällt hakt er sich bei mir unter. "Das Botox wirkt oder?" fragt er mich grinsend während wir uns auf dem Weg zu unserem täglichen Spaziergang machen. Es sind Semesterferien. Dieses Jahr habe ich mein Studium angefangen und Magnus mit seiner Ausbildung als Erzieher. Ich habe nach dem wir uns versöhnt haben, nicht mehr bei Magnus angefangen. Es wäre komisch gewesen. Außerdem hätte ich mich sowieso nicht auf meine Arbeit konzentrieren können. Er wohnt mittlerweile in einer eigenen Wohnung, die nur fünf Minuten von mir entfernt. Tessa und ich konnten uns noch nicht trennen und es wäre auch zu früh. Wir geben uns Zeit, auch wenn wir eigentlich immer zusammen sind. Meistens ist er bei uns. Ich fasse mir in das Gesicht und fahre mir danach durch die Haare. "Ja ich bin dieses mal sehr zufrieden." Ich könnte nicht glücklicher sein. Magnus hat mittlerweile sein Supersprinter 9000 akzeptiert und trägt im Sommer jetzt auch kurze Hosen. Mit seinem Vater versteht er sich wieder sehr gut und auch ich mag meine Schwiegereltern. "Ich bin dir für das alles sehr dankbar." Mein Freund bleibt stehen. Fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch. "Nehm es einfach hin. Danke, für alles. Vor allem für die Kleinigkeiten und die Wunder, die du mir deutlich machst." Ich möchte schon meinen Mund öffnen. "Nein, du sagst jetzt nicht das es selbstverständlich ist, sondern kommst her und küsst mich. Mein Lightwood." Mit einem Ruck ziehe ich ihn an mich heran. "Ich liebe dich, Magnus." Meine Lippen liegen auf seinen und dort gehören sie auch hin.

The End

Ich hoffe sehr das euch die Geschichte gefallen hat. Morgen geht es weiter mit einer neuen Geschichte.

Malec KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now