Leuchtende Tage 5

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Alexander

"Ich bin froh das du wieder aus dem Krankenhaus raus bist." Izzy hat sich bei mir eingehakt und gemeinsam schlendern wir die Straßen New Yorks lang. Gestern, also zwei Tage meines Aufwachens wurde ich entlassen. Dabei musste ich meinen Kollegen versprechen mich noch zu schonen. Ein Spaziergang konnte dabei aber nicht schaden. "Ja ich behandle auch viel lieber." gebe ich lächelnd wieder. "Aber jetzt erzähl schon, warum wolltest du mit mir spazieren gehen? Das haben wir noch nie gemacht und langsam fühle ich mich alt." Meine Schwester versucht zu grinsen, schafft es allerdings nicht. "Nein dafür müsstest du verheiratet sein." Die Ruhe, die ich auf diesem Weg gefunden habe, verlässt mich in der Sekunde. Eigentlich hätte ich schon längst mitten im Eheleben stehen sollen. "Was ist mit dir und Sheldon? Wärt ihr nicht langsam reif dafür." Kurz zuckt sie mit den Schultern. "Es hat bis jetzt noch nicht gepasst. Außerdem warst du es von uns beiden, der heiraten wollte." Langsam verstehe ich was das hier soll. Nicht umsonst laufen wir in diese eine Richtung. "Isabelle, wenn du über Magnus reden möchtest, dann such dir jemand anderen. Ich erinnere mich sehr gut. Dafür musst du mich nicht zu unserem alten Haus schleifen." Erschrocken bleibt sie stehen und hakt sich aus. "Es ist schwer genug, jede Ecke in dieser Stadt erinnert mich an etwas und ich bin froh, wenn es eine Minute in meinen Kopf gibt, wo es sich nicht um ihn dreht." Betroffen sieht sie zur Seite bevor sie Entschlossenheit wieder findet. "Ja aber warum klärt ihr das dann nicht. Wir alle würden uns so freuen. Es waren doch solche schöne Zeiten." Ich sinke meine Augenlider und merke selbst die Müdigkeit in meinen Gliedern. Wie oft wir dieses Thema schon hatten. "Das hast du mir schon mal gesagt und jetzt würde ich gern allein sein." Damit drehe ich mich um und lasse sie stehen. Erst jetzt merke ich wie voll eigentlich die Straßen sind. Ich sehe die ganzen Menschen, die wie Ameisen herumlaufen. Früher habe ich die Leute immer gerne beobachtet, versucht ihre Gefühle aus ihrem Gesicht zu lesen und einzuschätzen ob sie einen guten oder schlechten Tag hatten. Erst später habe ich gemerkt das es mit ihm lustiger ist. Seitdem ich ihn gehen lassen habe, denke ich bei diesen ganzen Menschen nur noch an ihn. Als Cat mir vor meiner Entlassung gesagt hat, das Magnus endlich aufgewacht ist, war ich so erleichtert, das mir sogar Freudentränen über die Wangen gerollt sind. Damit ist allerdings auch die Selbstverständlichkeit mit gegangen, an seinem Krankenbett zu sitzen und ihn einfach nur anzuschauen. Wie damals, vor fünf Jahren.

Flashback

Leise betrete ich das altbekannte Zimmer. Schon bei den letzten Krankenhaus besuchen, hatte er hier gelegen. Das Zimmer war mir so widerlich bekannt. Aber ich lies ihn nicht allein. Ich würde es nie tun. Magnus hatte seit seiner Geburt einen Herzfehler, der ihm eigentlich keine Probleme machte. Nur wenn er sich übernahm oder zuviel Stress hatte, merkte er diesen Fehler. Seine Brust schmerzte, er hatte einen zunehmenden Leistungsabfall und eine starke Atemnot. Über die Nase bekam er Sauerstoff und meistens eine strenge Bettruhe verordnet. Er lag immer hier zur Überwachung, weswegen er auch an den unterschiedlichsten Geräten hing. Das regelmäßige Piepen, war sein Herzschlag wiedergab, war für mich etwas beruhigendes. Obwohl es viele als nervig wahrnehmen. Immer wenn er hier liegt, sah er so zerbrechlich aus. Als wäre er ein Glaskörper mit einem Sprung. Ständig stand ich um Sorge. Der Stuhl, auf der rechten Seite, stand unverändert dar. Ich ließ mich auf ihn nieder. Mein Rücken schmerzte bereits, weil dieser so unbequem war. Vielleicht sollte ich mir einfach einen von zu Hause mitbringen. Oder ihn wieder mit nach Hause nehmen. Irgendwann könnte ich dies auch wieder tun. Wie bei den letzten malen. Schließlich war das Glück bis jetzt immer auf unseren Seite. Ich weiß aber auch das es da um viel mehr ging als nur Glück. Ging es schon immer. Das mit Magnus ist etwas viel größeres. Es hat so eine Macht über mich, das ich es nicht kontrollieren kann und das will ich auch gar nicht. Denn ich liebe ihn. "Na meine kleine Drama Queen. Oder soll ich eher Schlafmütze sagen?" Ich lächle leicht, doch das sorgt dafür, das sich eine kleine Träne löst. Krankenhäuser machten einen immer so schrecklich sentimental. "Mir tut es so leid, das ich nicht auf ich aufgepasst habe. Ich hätte es vielleicht verhindern können, wenn ich dir noch etwas abgenommen hätte. Wie zum Beispiel den Einkauf oder das Staub saugen, obwohl du das ja liebst." Ganz vorsichtig verschränke ich unsere Hände. Der Kontrast von unseren Hautfarben fasziniert mich immer wieder. Ich schüttle über mich selbst den Kopf. "Was ich eigentlich sagen möchte und was auch viel wichtiger ist, es zu sagen ist, das ich dich liebe. Mehr als alles andere. Du warst immer viel mehr als eine Phase wie fast jeder es am Anfang betitelt hat, du bist der Kompass meines Plans, den ich vom Leben habe. Ich habe dich angesehen und vielleicht habe ich versucht mich nicht zu verlieben. Aber dieses lächeln, oh je dieses lächeln. Alles hat plötzlich sinn ergeben, als ich es gesehen habe. Es war um mich geschehen und Magnus glaub mir, das ich dich will, für den Rest meines Lebens. Denn ich habe es lieber schwer mit dir, als einfach mit jemand anderen." Ich streife ihm über die Wange, bevor ich mich in den Stuhl zurück lehne und die Augen für einen Moment schließe. Ein sanftes streicheln über meinen Oberschenkel lässt mich aufsehen. "Du bist wahrscheinlich der einzige Mensch, der auf diesen Stühlen einschlafen kann." flüstert mein Freund leise. Ich lächle leicht bevor ich seine Hand ergreife und diese küsse. "Alexander, was ist los?" Natürlich merkt er sofort das mich etwas bedrückt. "Du kannst immer mit mir reden, egal was es ist." Vorsichtig setze ich mich auf seine Bettkante. "Ich habe mit dir geredet. Mehrmals." flüstere ich leise, während ich die Bettdecke mustere. Im Augenwinkel sehe ich seinen fragenden Blick. "Du hast währenddessen geschlafen." Erst jetzt sehe ich ihn an. Hauchzart lächelt er und da ist er wieder, der Augenblick, wo alles schlechte einen Sinn ergibt. "Um eine funktionierende Kommunikation zu führen müssen beide Parteien möglichst wach sein, findest du nicht." Nun lächle auch ich. "Ich wusste schon immer das du der schlauere von uns beiden bist." Seine Hand wandert in meinen Nacken und so zieht er mich mit wenig Kraft zu sich herunter. "Du bist hier der fast Doktor bei uns beiden." Ich grinse. "Auch Ärzte haben mal einen schlechten Moment." Magnus verdreht die Augen bevor ich meine Lippen auf seine lege.

Flashback

Auch dieses mal hatte ich nur da gesessen und mit ihm geredet. Meistens habe ich über meine Gefühle gesprochen und wie die letzten Monate so waren. Es war wieder so normal, bei ihm zu sein. Aber eigentlich war es das genaue Gegenteil. Ich sollte nicht dort sein und eigentlich sollte ich auch schon längst gelernt haben, nach vorne zu schauen. Aber es ging nicht. Ich fühlte mich, als stände ich auf einem Laufband. Es kostete mich Kraft jeden Kilometer allein zu gehen, um am Ende zu merken das ich kein Stück weiter gekommen bin. Seit ich wieder in New York bin fühle ich mich so und erst in dieser Nacht, wo ich wieder stundenlang wach gelegen habe, wurde mir klar, das es schon immer so war. Das letzte Jahr hat nichts gebracht. Die Gefühle sind nie gegangen und werden auch nie gehen, denn er ist der richtige. Aber so sollte ich nicht mehr denken, zumindest nicht nach der Trennung. Meine Sicht ist fast wie verschwommen durch meine Gedanken. Ich laufe in jemanden hinein. Mir entfährt ein zischen und ich lege meine Hand auf meine rechten Rippen. Das hat weh getan. Durch mehrmaliges blinzeln klärt sich meine Sicht und ich sehe in die dunkelgrünen Augen meines Ex Freundes.

...Fortsetzung folgt

Malec KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now