35.

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Bevor die Halloweenparty im The View richtig los ging, trafen wir Mädels uns noch bei Vera. Sie wohnte nämlich in unmittelbarer Nähe des Clubs. Ich, als eigentlich sehr pünktliche Person, war viel zu spät dran als ich vor der Haustür stand und meinen Finger auf die Klingel drückte. Mit Sicherheit war ich die letzte. Dabei wollte ich eigentlich früher kommen, um mit ihr zu sprechen. Aber vielleicht war es besser so, dass ich getrödelt hatte. Schließlich wollte ich ihr auch nicht die Party versauen. Vielleicht war es gut abgelenkt zu werden. Roman sollte auch nichts davon erfahren. Hätte es nur nicht so endlos lange gedauert meine Haare zu locken wäre das nicht passiert, aber ich wollte das mein geheimnisvolles Kostüm authentisch wirkte. Zusammen mit der engen Lederleggings, dem schwarzen extrem kurzen und vor allem engen Top und den knallroten High Heels sahen die Locken aber bombastisch aus. Ich wollte mich ungerne selbst loben, aber ich kam Sandy von Grease schon echt nahe, nur halt etwas moderner.

"Wow, Elena!" begrüßte mich Ann-Kathrin begeistert. Sie schob nach der Umarmung meinen Arm so von ihrem Körper weg, dass ich mich einmal gezwungener Weise um meine eigene Achse drehte. "Das nenne ich mal sexy." schmunzelte Sarah. "Müsst ihr gerade sagen." grinste ich und setzte mich zu ihnen an den Tisch, der schon voller Alkohol stand. "Ich bin mir sicher, dass wir diese riesige Tequila Flasche gewinnen." verkündete Bella sicher und schüttete mir direkt etwas in das Glas, das schon für mich bereit stand. Vera musste lachen: "Ist ja nicht so, als würde es euren Kerlen einen Zacken aus der Krone brechen, uns da einfach eine zu kaufen.","Das ist Plan B, Plan A ist aber viel ehrlicher und macht mehr spaß." Maßregelte Sarah meine Schwester. Wir checkten noch kurz, wie dieses Gewinnspiel überhaupt funktionieren sollte. Laut der Website vom Club sollte der ganze Aufriss dazu dienen, dass sich endlich auch in Deutschland mehrere Menschen auf Halloweenpartys verkleideten. Beim Eintreten des Clubs müssen also alle die verkleidet sind, solange sie teilnehmen wollen, in eine Fotobox gehen und sobald das Teilnahmefenster geschlossen ist, wird eine Jury das beste Bild auswählen und es auf dem großen Animationsbildschirm zeigen. Der Gewinner soll sich dann an der Theke melden. Na da war ich ja mal gespannt. Hörte sich ja erstmal nicht nach großem Aufwand für uns an. "Also machen wir ein Gruppen- oder ein Einzelbild?" fragte Vera nachdem Ann-Kathrin uns den Ablauf vorgelesen hatte. "Ein Gruppenbild, oder?" fragte ich. "Ne, jeder ein Einzelbild da sind die Gewinnchancen viel höher." warf Ann-Kathrin ein. "Auf ein Einzelbild habe ich gar keine Lust." murmelte Sarah. "Ich auch nicht. Wir machen einfach ein verrücktes Gruppenbild und versuchen zu Gewinnen." schlug ich vor und glücklicherweise waren auch alle einverstanden. 

Nach ein paar großzügig gemischten Drinks machten wir uns also auf den Weg zum Club. Davor im Dunkeln warteten schon Mario, Marco, Mats, Julian und Roman und auch ein paar andere Spieler des Vereins. Die Kerle staunten nicht schlecht, als sie uns bemerkten. Ich spürte förmlich Mats' Blick auf mir liegen, als ich Roman begrüßte. Er nahm meinen schwarzen Mantel beim reingehen und konnte gar nicht anders, als mir auch ständig irgendwelche Seitenblicke zu zuwerfen. Der Unterschied war jedoch, dass es mir bei Roman gefiel. Bei Mats war es mir irgendwie unangenehm. Wir Mädels verschwanden jedenfalls direkt nachdem wir den Eintritt Bezahlt hatten in der Fotobox, um nicht ewig lange warten zu müssen. Wir hatten außerdem gut einen drin und waren in der Laune dazu, für ein amüsantes Bild zu posen.

Daraufhin setzten wir uns zu den Männern in die Lounge die wir gemietet hatten und tranken weiter. Die Unterhaltungen jedoch, wurden schnell weniger. Marco und Bella gingen tanzen, Ann-Kathrin und Mario verfielen irgendwie einander und der Rest war auch ausgeflogen. Roman und ich quetschten uns also kurz darauf auch durch das Getümmel, um uns an einer Cocktail-bar einen Mojito zu holen. "Dein Kostüm" stammelte er plötzlich: "Ich meine du siehst unglaublich gut aus." murmelte er daraufhin einfach in mein Ohr. Er stand an der Bar direkt hinter mir und ich wusste nicht, ob er sich extra so anzüglich an mich rieb oder ob es eher die vorbeilaufenden Menschenmassen waren, die ihn ständig durch ihr Vorbeilaufen gegen mich drückten. Egal, es gefiel mir und ich fühlte mich wohl bei ihm. Ich reichte ihm also eins der Gläser und bedankte mich: "Danke, du hast gar kein Kostüm an." bemerkte ich daraufhin und lächelte dabei. "Ist nicht so unser Ding, beziehungsweise meins." winkte er ab und wir stießen an. "Du hast eher Angst, dass du im Internet zu sehen sein würdest in einem heißen Kostüm." lachte ich. Dennoch verstand ich ihn nicht. Schließlich gab es doch auch so schon viele halbnackte Modelbilder von ihm im Netz. Nicht, dass ich ihn gegoogelt hätte oder so. Er schaute mich ertappt an: "Da könntest du auch recht haben." schmunzelte aber dabei. Wir schauten uns tief in die Augen und lächelten uns an. Die Musik dröhnte in meinen Ohren, ich bekam so Lust aufs Tanzen. Ich zog das Glas leer und zog ihn danach auf die Tanzfläche. Und das, obwohl ich wusste das Tanzen auch nicht so seins war. Aber ich wollte es aus ihm heraus locken. Um ihn aufzulockern griff ich nach seinen Händen und wippte sie hin und her. Er grinste irgendwann und schien Spaß zu haben. Ich mochte es, wie es ihn gefiel zu tanzen und starrte ihn dabei an. Wie konnte man bloß so gut aussehen? Roman bemerkte wohl, wie ich ihn beobachtete und kam mir wieder näher. Er rieb unsere Hüften gegeneinander und platzierte seine Hände daraufhin auf meiner Taille an der er behutsam herauf und herunter gleitete. Wir waren uns mal wieder so nah, dass meine Lippen schon vor Aufregung prickelten. Vorsichtig strich er eine nervende Haarsträhne aus meinem Gesicht, schaute mir dann noch einmal in die Augen, als ob er prüfen wollte ob ich ihn überhaupt küssen möchte. Seine Hand die gerade noch eine Strähne hinter mein Ohr strich, glitt nun hinter mein Ohr entlang zu meinem Nacken. Sanft schob er meinen Kopf in seine Richtung und drückte seine Lippen endlich auf meine. Als unsere Zungen sich begegneten war es fast so, als hätte ich einen Stromschlag  bekommen. Meine Hand kraulte seine Haare am Hinterkopf, während der Kuss leidenschaftlicher wurde. Es war der perfekte Kuss, über den Dächern Dortmund. Mein Bauch kribbelte wie wild. Plötzlich wurden wir vom DJ unterbrochen. Die Musik wurde leiser, er bat alle auf das große Display zu schauen. Ich ahnte schon was nun kam. Die Auflösung des Gewinnspiels. Plötzlich ploppte ein Bild auf dem Bildschirm auf. Es dauerte ein wenig bis mein durch den Alkohol belastetes Gehirn die Informationen so verarbeiten konnte das ich checkte, dass es tatsächlich wir waren die gewonnen hatten. Als ich es tat, liefen auch schon Bella und Ann-Kathrin triumphierend mit der riesigen Tequilaflasche an uns vorbei: "Elena! Wir haben gewonnen! Jetzt geht es aber erst so richtig los!" feierte Ann-Kathrin unseren Sieg, während Bella mich an meinem Arm mit zur Lounge zog. 

Der KeeperWhere stories live. Discover now