Ich verbrachte nun nicht mehr bloß Tage in diesem Krankenhaus, sondern mittlerweile schon Wochen und war mir sicher in einer weiteren Woche wäre ich dann Gaga. So ziemlich alles ging mir nämlich momentan gegen den Strich. Ich durfte nicht laufen wegen den OP-Narben, die sich wohl plötzlich entzündet hatten, auch nicht oft nach draußen, nichts gutes Essen. Ich dachte manchmal irgendwie, ich wäre nicht in einem Krankenhaus, sondern in einem Knast. Gerade als ich versuchte heimlich aus dem Bett aufzustehen, ich war noch immer total wackelig auf den Beinen, sprang die Tür lautstark auf. Erschrocken hielt ich mich an meinem ständigen Begleiter dem Tropf fest mit dem ich beinahe gemeinsam umfiel, während Roman mich verdattert anblickte. Mit zittrigen Beinen ging ich ein paar Schritte an ihm vorbei. Er schloss leise die Tür, ließ seine Sporttasche auf den Boden fallen und scannte mich erst von Kuschelsocken mit Pünktchen drauf, über die asozial aussehende graue Jogginghose, bis hin zum schwarzen Schlabbershirt ab, bevor er mir dann doch zu Hilfe eilte und vorsichtig einen Arm um meinen Rücken schlang um mich stützen zu können. "Du sollst doch nicht aufstehen, vor allem nicht alleine!" maßregelte er mich ein wenig verdattert. Ich rollte mit den Augen: "Man Roman! Ich kann doch nicht immer diese blöde Klingel drücken, nur weil ich mal Pipi muss." beschwerte ich mich ehrlich. Er grinste mich an, räusperte sich aber dann doch wieder ernst: "Soll ich dir helfen?","Spinnst du?" fragte ich entsetzt und schlug spielerisch seine Hände von mir weg. "Kannst ja mal nach mir schauen, wenn du einen lauten Knall hörst oder ich in spätestens zehn Minuten nicht wieder da bin." warf ich noch belustigt ein und verschwand dann aber im Bad.
Nachdem aber natürlich alles gut ging, kam ich wieder samt Tropf in das Zimmer geschlichen. Roman sah mich etwas schief an, als er seinen Blick von seinem Smartphone abwendete: "Du siehst gar nicht gut aus, du solltest dir noch nicht so viel zu muten." behauptete er daraufhin ernst und sah mir dabei zu, wie ich mich wieder ins Bett quälte. "Danke, dass will man hören" lachte ich ironisch: "Man Roman mir fällt hier die Decke so langsam auf den Kopf. Ich lege mich hier noch wund wenn ich hier nicht bald herauskomme und ich glaube ich hatte noch nie so Lust auf diese Nudeln vom Italiener in der Innenstadt wie gerade. Ich hasse es so lange herum zu liegen." beschwerte ich mich. Roman musste lächeln, als er interessiert versuchte meinen Gedankengang nachzuvollziehen. Plötzlich stand er ruckartig von seinem Stuhl auf und und trat zu mir ans Bett. Ich schaute ihn daraufhin irritiert an. "Wenn es alleine in diesem Bett so unbequem ist dann schwing deinen angeblich wunden Hintern mal ein wenig zur Seite, damit ich mich dazu legen kann." scherzte er frech, während er sich schon die Schuhe auszog. Ich strahlte ihn ungläubig an, dann machte er eine Kopfbewegung die unterstrich, dass ich aufrücken sollte. Ich ließ mich natürlich nicht noch ein drittes Mal bitten und quälte mich zur Seite. Tatsächlich legte sich dieser riesige Mann zu mir in das kleine neunzig mal zwei Meter Bett und kuschelte sich müde an mich. Ich war ein wenig baff, aber es gefiel mir wie eng wir uns aneinander ankuscheln mussten, um nicht herauszufallen. Roman zog danach noch die Decke über uns und legte seinen Arm um mich. Ich kuschelte mich zufrieden an ihn und konzentrierte mich auf seine Wärme und Nähe die ich so sehr vermisste. Er streichelte vorsichtig über mein Haar. Ich schloss schon bald meine Augen und genoss die Geborgenheit, aber vor allem das Kribbeln in meinem Bauch. Er war bestimmt auch müde nach dem anstrengenden Training heute morgen: "Man ich brauchte das jetzt echt irgendwie." rutschte es plötzlich aus meinem losen Mundwerk heraus. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Er jedoch kicherte leise und drückte mir behutsam einen Kuss gegen die Schläfe. Dann räusperte er sich plötzlich: "Du- äh ich muss dir noch etwas erzählen." meine Augen schossen förmlich wie von selbst wieder auf: "Was denn?" fragte ich ein wenig ängstlich. Wenn er so anfing, dann musste es ja schon etwas ernsteres sein. "Naja, ich habe mich da schon so lange mit den Jungs drüber unterhalten und auch die Polizei nach Rat gefragt und um ehrlich zu sein habe ich mir erlaubt dein Wohnungsschloss austauschen zu lassen. Dein Vermieter weiß bescheid." plapperte er extra schnell vor sich hin. Wahrscheinlich damit ich ihn nicht richtig verstehen konnte. Mein Kopf arbeitete auf hochtouren. Er brauchte momentan immer noch zu lange, um gewisse Zusammenhänge zu erkennen, aber ich erkannte sie. Als ich es dann verstand, ging mir die Gänsehaut bis ins Mark und Bein: "Da- damit hättest du auch warten können, bis ich wieder fit bin." stammelte ich. Er lächelte: "Nein ich will, dass du dich dort wohlfühlen kannst.","Ich kann dir das Geld aber erst nächsten Monat zurück geben." stammelte ich wieder peinlich berührt. "Nein, ich will dafür nichts haben. Ich schenke es dir." nuschelte er gegen meinen Haaransatz. "Nein, das kann ich nicht haben und auch nicht annehmen. Bitte, lass es mich dir zurück geben." beharrte ich immer noch. Er zuckte mit den Achseln und gab ein leises "Ja ja" von sich. Bevor er müde schmatzte und seinen Kopf auf meinen legte. Eigentlich war es total nett von ihm auch daran zu denken, aber ich fühlte mich total bescheuert, dass er sich dafür verantwortlich fühlte mir so unter die Arme zu greifen. Irgendwann wäre mir das schon eingefallen, aber jetzt hatte er hunderte von Euro nur für meine Sicherheit ausgegeben. Das war ja fast schon ein Liebesbeweis. Niemals hätte ich gedacht, dass er sich so viele Gedanken um meine Situation machte, das er sich sogar mit den Jungs darüber unterhielt. Mein Magen zog sich bei diesem, eigentlich schönen Gedanken, extrem zusammen. Schon wieder lagen mir diese drei kleinen Worte mit großer Bedeutung auf den Lippen, aber ich sagte sie nicht. Ich schob diesen Gedanken erneut beiseite und schlang meine Arme um seinen Oberkörper. Er öffnete total niedlich seine Teddyaugen und sein verdatterter Blick wurde zu einem Grinsen. Ich konnte nicht anders, als meine trockenen Lippen zu spitzen und ihm einen kleinen Kuss gegen auf den Hals zu drücken, bevor ich: "Danke Roman" dagegen nuschelte und meinen Kopf auf seiner Brust ablegte.

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Der Keeper
FanfictionDer Erfolg eines mit Diplom abgeschlossenem Journalismus-Studiums reichte ihr nicht aus. So suchte die 24-Jährige Hamburgerin Elena nach Antworten. Sie wollte wissen, warum ein erfolgreicher Start ins Berufsleben ihr nicht ausreichte. Genau deshalb...