50.

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Am nächsten Morgen wachte ich zufrieden in Romans Armen auf. Man, wann war ich das letzte Mal so glücklich? Es schien in diesem Moment so, als könnte ich vielleicht endlich meine komplizierte Vergangenheit hinter mir lassen und einen Neustart mit diesem perfekten Mann wagen, der selbst im Schlaf nicht von meiner Seite wich. Sein Arm war die ganze Nacht um meine Schulter geschlungen, um mich ganz nah an sich drücken zu können. Keine Worte der Welt konnten beschreiben, wie viel Lebensfreude er in mir erweckte. Ich beobachtete, wie sein Brustkorb sich regelmäßig anhob und wieder senkte, während er mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen vor sich hinschlummerte. Irgendwann stieß er zufrieden grummelnd Luft aus als er bemerkte, dass ich bereits wach war und drückte mich sanft gegen sich. Seine Beine umschlungen meine und seine Arme meine Körpermitte. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, auf der ich vereinzelte Küsse hinterließ und er als Reaktion leise kicherte.
Roman wusste, dass ich total nervös war auf den heutigen Abend. Deswegen beschloss er, dass wir uns ganz viel Zeit nahmen zu frühstücken. Es fühlte sich beinahe so an wie ein Feiertag. Noch in unseren Schlafanzügen machten wir Pancakes und Rührei und alberten dabei herum, sodass ich meine Ängste erst einmal ablegen konnte.
Um mich fertig machen zu können, brachte Roman mich nach Hause. Schließlich hatte ich dort meine ganzen Kleider und alles weitere. Ich brauchte nicht lange suchen, da fand ich auch schon das Abendkleid, das ich vor einem knappen Jahr auf einer Spendengala des Verlags trug. Es war lang, in einem schönen rot, hatte einen aufregenden Rückenausschnitt und natürlich hafteten an diesem Kleid einige schlimme Erinnerungen. Beim letzten Mal als ich es trug, handelte ich mir eine Backpfeife von meinem Ex-Freund ein. Wie ich es denn Wagen könnte so einen tiefen Rückenausschnitt zu tragen. Es war plötzlich so, als wäre dieses Brennen auf meiner Haut, das ich damals auch noch ein paar Stunden später spüren konnte, wieder da. So real. Ich überlegte, ob ich dieses Kleid trotz allem anziehen sollte. Roman würde es bestimmt gefallen. Vielleicht war es heute an der Zeit, dass ich in diesem Kleid ein paar schöne Erinnerungen sammelte. Nachdem ich mir also Locken zauberte und ein wenig mehr Schminke als sonst auftrug, schlüpfte ich in das hautenge Kleid und betrachtete mich relativ zufrieden im Spiegel. Dazu zog ich mir goldene, offene Pumps an, zusammen mit einer dazu passenden Handtasche und dazu entschied ich mich heute mal für goldenen Schmuck. Meine langen Locken ließ ich locker über meine Schultern fallen. Das musste wohl reichen. Insgeheim war ich echt gespannt wie die anderen Mädels aussahen. Darüber konnte ich jedoch nicht nachdenken, denn es klingelte an der Tür. Voller Vorfreude öffnete ich sie und sah Roman in einem klassischen schwarzen Anzug vor mir stehen, der höchstwahrscheinlich pass genau für ihn angefertigt wurde, so gut wie er saß. "Wow" platzte es kurzerhand aus ihm heraus, nachdem er die Tür hinter sich schloss. Umgehend platzierte er sanft seine Hände auf meinen Wangen und zog mich für einen impulsiven Kuss an sich heran. Als wir uns lösten, konnte ich mir nicht helfen meinen Blick von seinem attraktiven Gesicht abzuwenden. Sein strahlendes Lächeln, diese perfekt gemachten Haare, dieser unglaublich gut aussehende Bart, dass ich nicht anfing zu sabbern war auch alles. "Du siehst toll aus" grinste er. "Und du erst" zwinkerte ich ihm zu.
Bei der Location angekommen parkten wir etwas weiter Außerhalb und liefen den restlichen Weg. "Mensch Marco, du willst mir doch nicht sagen, dass wir uns verlaufen haben du Idiot! Von wegen Dortmunder Jung!" ertönte es plötzlich unerwartet aus der Dunkelheit. Roman und ich runzelten gleichzeitig unsere Stirn. Ich hoffte bloß, dass wir nicht noch den Streitschlichter für die Zwei spielen mussten. Sonst würde ich doch noch meinen Mantel aus dem Auto holen. "Was kann ich denn dafür, wenn wir nicht direkt auf dem Gelände parken dürfen? Im Stress habe ich mir halt nicht gemerkt wo wir hermüssen! Das kann jedem Mal passieren!" beschwerte Marco sich plötzlich. Roman kramte in seiner Jackettasche herum und zog daraufhin sein Smartphone heraus, mit dem er uns schnell Licht verschaffte. Binnen Sekunden standen die zwei Quälgeister unmittelbar vor uns, die uns wie erschrockene Hunde anstarrten. Roman und ich prusteten los. "Ay, alter erschreck mich doch nicht so mit dieser komischen Handylampe!" motzte Marco Roman an. "Bitte sagt mir ihr wisst, wo wir her müssen?" fragte Bella verzweifelt. Ich nickte wortlos, aber mit einem schadenfreudigen Grinsen auf den Lippen und hakte mich bei ihr ein. Die Männer trotteten uns brav zum Gelände hinterher. Mit Bella an meiner Seite war ich auch glücklicherweise nicht mehr allzu angespannt. Die zehn Minuten auf diesem roten Teppich, der hier in Dortmund natürlich gelb war, hielt ich trotz großem Druck auch irgendwie aus. Ein Großteil der Anspannung fiel jedoch erst ab, als wir wirklich drinnen ankamen. Dort staunten Bella und ich nicht schlecht. Euphorisch drehte ich mich zu Marco und Roman um, die irritierte Blicke miteinander tauschten: "Ich dachte vierer Tische?" fragte Roman Marco. "Ich schwöre dir, das war so nicht abgemacht." Ich runzelte nachdenklich meine Stirn und suchte nach dem Problem der Zwei. Bella, die alles anscheinend schneller rallte als ich griff ihren breit grinsenden Vater ab, als der uns entgegen kam: "Ich weiß nicht, warum es jetzt plötzlich große Gruppentische sind mein Schnüpselchen. Der Andrang war wohl doch viel größer als erwartet. So ich hohle jetzt kurz deine Mutter ab." erklärte er ihr und dampfte samt glücklichem Pfeifen ab. Marco kratzte sich am Hinterkopf: "Das ist echt mies gelaufen.","Was ist denn das Problem?" fragte ich neugierig, stand immer noch auf dem Schlauch. "Süße, guck mal dahinten. Da sind noch vier Plätze frei und was steht auf den Platzkarten?" fragte sie mich leise und zeigte unauffällig in die Richtung des gemeinten Tischs. Ich kniff meine Augen zusammen, um die Schrift entziffern zu können: "Bürki und Reus" las ich laut vor. "Richtig und wer sitzt unmittelbar neben den leeren Stühlen?" Nachdem ich schon wieder meine Augen zusammenkniff, blieb mir regelrecht die Luft im Hals stecken: "Mats und Vera" krächzte ich leise und hätte am liebsten direkt wieder auf dem Absatz kehrt gemacht.

Der KeeperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt