~Kapitel 9~

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POV: Yoongi:
Nachdem ich mich kurz im Bad fertiggemacht, und umgezogen habe, gehen wir gemeinsam zum Frühstück. „Wo ist denn Jimin?“, fragt Namjoon verwundert, sobald wir uns hingesetzt haben. „Der hat keinen Hunger.“, murmelt Tae miesgelaunt. „Ist irgendetwas passiert?“, fragt Jin sofort besorgt. „Nein… Gestern waren wir noch im Wald spazieren und alles war super. Aber heute Morgen ist er einfach nicht aufgestanden und meinte, er würde dann beim Mittagessen mehr essen.“ „Aber er muss frühs etwas essen!“, antwortet Namjoon bestimmt. „Aber wir können ihn doch nicht zwingen!“, wirft Kookie ein. „Doch, wir können. Dass Jimin zusammengebrochen ist, ist gar nicht mal so lange her! Natürlich muss er regelmäßig essen! Wer holt ihn her?“, fragt Jin in die Runde. „Ich gehe.“, melde ich mich freiwillig. „Danke.“ Langsam erhebe ich mich und mache mich auf den Weg zum Wohnhaus. Im Zimmer der drei Jungs angekommen, mache ich eine unschöne Entdeckung. „Jimin?! Warum wiegst du dich?! Wie kommst du überhaupt an die Waage ran?!“ „Y-Yoongi? Was machst d-du denn hier?“ „Dich abholen! Beantworte meine Fragen!“ „Ich h-habe den Schlüssel gefunden…“ „Und dann hast du dir die Waage aus Taes Schrank herausgenommen?!“ „J-ja.“, gibt er kleinlaut zu. „Komm mal her…“ Ich setze mich mit ihm auf Taes und sein Bett. „Wir hatten doch ausgemacht, dass du dich nicht wiegst, wenn keiner dabei ist. Außerdem sollst du dein Gewicht nicht sehen, weil es dich triggern könnte. Was ist denn los mit dir?“ „Es tut mir leid, aber ich kann dir nichts sagen.“ „Wieso?“ „Weil das meine Probleme sind.“ „Jimin… Wir haben alle unsere eigenen Probleme, glaube mir. Aber es hilft, sich jemandem anzuvertrauen.“ Ich muss unweigerlich daran denken, wie liebevoll sich mein Joonie nach der Sache gestern um mich gekümmert hat. Ohne ihn hätte ich es wahrscheinlich nicht mehr ausgehalten und mir entweder Gras gekauft oder wieder getrunken. Zwischen Jimin und mir herrscht eine komische Stille. Jeder von uns hängt irgendwie seinen eigenen Gedanken hinterher. „Hast du einen Rückfall, Jimin?“, frage ich ihn nach einiger Zeit vorsichtig. „Ist doch egal!“ „Egal?! Weißt du wie schlimm es letztes Schuljahr um dich stand? Du warst kurz vor dem Tod, Junge! Bitte nimm das nicht auf die leichte Schulter. Tae macht sich große Sorgen um dich. Jungkook, Jin, Namjoon und ich natürlich auch…“ „Ihr versteht mich alle nicht!“, wirft er mir vor. Seine Stimme klingt aber irgendwie eher traurig, als vorwurfsvoll. „Du musst uns die Chance geben, dich zu verstehen. Wenn du nie mit uns redest, werden wir es nie verstehen können. Aber wenn du uns etwas sagst, dann können wir dir vielleicht helfen.“ „Also gut… Ich habe seit gestern Bauchschmerzen. Deswegen habe ich keinen Appetit. Aber die Bauchschmerzen kommen eher von meiner Psyche, weil ich wieder geraucht habe, obwohl ich hoch und heilig versprochen habe, es nie wieder zu tun!“ Reuevoll sieht er mich an. „Ach Jimin… Rauchen ist nicht schlimm. Vertrau mir, dadurch wirst du nicht zu einem schlechteren Menschen.“ „Trotzdem fühle ich mich dumm…“ „Das verstehe ich. Komm mal her.“ Behutsam nehme ich ihn in den Arm. Nach ein paar Augenblicken lösen wir uns wieder voneinander. „Kommst du bitte trotzdem mit runter?“ „Wenn du darauf bestehst, versuche ich es wenigstens.“ „Danke.“ Zusammen laufen wir zum Speisesaal. „Alles in Ordnung, Jimin?“, fragt Jin besorgt. „Ja, mir geht´s gut.“ Ich lasse das lieber unkommentiert. Solange er wenigstens mit mir redet, müssen die anderen nichts wissen. Im Moment geht es sowieso allen irgendwie schlecht.
POV: Jungkook:
Nach dem Frühstück gehen Tae, Jimin und ich zusammen mit Namjoon und Jin zum Unterricht. Yoongi verschwindet in sein Büro. Die Chemiestunde vergeht quälend langsam. „Jungkook?“ „Ja?“ „Du hast nächste Stunde einen Termin bei Yoongi.“, informiert mich Namjoon, bevor er uns in die Pause schickt. „Warum musst du schon wieder hin?“, fragt Tae verwundert. „Ich habe keine Ahnung.“ „Aber du hast dich nicht wieder verletzt, versprochen?“ „Natürlich nicht!“ Warum soll ich schon wieder zu Yoongi? Ich habe doch nichts angestellt. Während die anderen nach der Pause zurück ins Klassenzimmer gehen, mache ich mich auf den Weg zu Yoongis Büro. Vorsichtig klopfe ich an. „Herein!“ Ich mache die Tür auf und betrete den Raum. „Setz dich doch, Jungkook.“ Ich lasse mich auf dem Sofa nieder. „Warum willst du mit mir reden?“ „Willst du eine rauchen?“, entgegnet Yoongi ohne auf meine Frage einzugehen. „Ja…“ Er reicht mir eine Zigarette und sein Feuerzeug. Nachdem ich mir eine angezündet habe, zündet er sich ebenfalls eine an. „Also, warum bin ich hier?“, frage ich noch einmal. „Ich wollte fragen wie es dir geht.“ „Mir geht´s wieder gut.“ „Es ist gerade mal sechsunddreißig Stunden her, dass du dich verletzt hast.“ „Das haben wir doch gestern geklärt, oder?!“ „Ja, aber ich will nicht, dass du dich nochmal so einsam fühlst und als einzigen Ausweg das Schneiden siehst.“ „War das wieder Jins Idee?“ „Um ehrlich zu sein ja… Aber ich hätte es sowieso von mir aus gemacht.“ Vertraut Jin mir nicht oder was?! Ich liebe ihn sehr, aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass er sich pausenlos Sorgen macht und mich kontrollieren will! „Yoongi… Ich fühle mich bestens. Jin und ich haben uns wieder vertragen.“ „Ich weiß. Aber ich weiß auch, dass aus einem Rückfall mehrere werden können, wenn man nichts dagegen tut.“ „Ich tue schon was dagegen…“ „Und was?“ „Ich… Naja, ich…“ „Lass mich raten. Du machst nichts dagegen?“ „Ja…“, antworte ich kleinlaut. Yoongi hat recht… Ich mache echt nichts. Hey, was lasse ich mir denn da einreden?! Ich muss nichts machen, weil es mir gut geht. Und ob ich mich ein wenig ritze ist meine Sache. Ich will niemandem davon erzählen, was in meinem Kopf los ist. Es geht ja auch niemanden was an.

New Year, Old TroublesWhere stories live. Discover now