~Kapitel 14~

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POV: Jimin:

„Das wars für heute! Geht euch fertigmachen, und dann ab zum Essen!", ruft Namjoon in die Runde. Warum zur Hölle mussten Tae und ich am Sportfest teilnehmen?! Aber etwas Gutes hatte es doch... Ich konnte sicherlich eine Menge Kalorien abarbeiten. Heute früh habe ich nur einen Kaffee getrunken und einen Apfel gegessen. Das war zwar zu viel, aber immerhin müsste ich das jetzt nicht mehr auf meinen Hüften haben. Was es wohl gleich zum Mittag geben wird? Hoffentlich etwas mit wenig Fett, wenig Kohlenhydraten und wenig Kalorien... Vielleicht sollte ich nur einen halben Teller essen. Obwohl... Dumme Idee! Yoongi, Tae und die anderen passen in letzter Zeit viel zu viel auf mich auf. Sie würden sich darüber sicher wieder aufregen. Dann muss ich mich wohl danach darum kümmern, dass das ungesunde Zeug nicht in meinem Körper bleibt. Ich wiege schon so viel zu viel. Letztes Jahr hab ich es geschafft, nur fünfundvierzig Kilo zu wiegen... Das war mein absolutes Traumgewicht! Und jetzt wiege ich schon wieder einundfünfzig Kilo... Das ist viel zu viel! Andere können das einfach nicht verstehen. Tae zum Beispiel... Er ist genauso groß wie ich, nämlich ein Meter und siebzig Zentimeter. Bei ihm sehen sechzig Kilo echt gut aus, aber bei mir sind sogar fünfzig Kilo zu viel! Wahrscheinlich bin ich einfach nicht hübsch. Ich versteh nicht, was er an mir findet. Es gibt soviel niedlichere Typen... „Jimin? Ist alles okay? Du wirkst so abwesend." Tae streicht mir leicht über den Arm während wir uns umziehen. „J-ja, alles gut." Irgendwie ist es nicht fair ihm gegenüber. Tae macht sich solche Sorgen um mich, und außerdem habe ich ihm doch damals versprochen, dass ich nie wieder etwas vor ihm verheimlichen werde. Ich glaube, ich brauche Hilfe. Vielleicht sollte ich einfach mal zu Yoongi gehen. Nachdem wir fertig sind, gehen Tae und ich zum Essen. Zum Glück gibt es Reis mit Gemüse. Das hat wenig Kalorien. Nur mit viel Mühe würge ich das Essen runter und zwinge mich sitzen zu bleiben um nicht zur Toilette zu rennen. Yoongi mustert mich währenddessen ziemlich besorgt. Ich lächle ihn kurz an, damit er sich nicht so viel Sorgen macht. Nach dem Essen muss ich ihn einfach ansprechen. Ein Versuch ist es wert... „Yoongi?", frage ich vorsichtig. „Ja Jiminie?" „Können wir vielleicht kurz reden? Irgendwo wo uns niemand hört?" „Komm mit. Wir gehen am besten in mein Büro. Wenn heute niemand im Schulhaus ist, wird es da bestimmt am ruhigsten sein." Ich folge ihm. „Wo wollt ihr denn hin?", fragt Jin verwundert. „Wir ziehen uns kurz zum Reden zurück.", antwortet Yoongi. Zusammen betreten wir die leere Schule. Irgendwie unheimlich hier drin, ohne den normalen Tumult. In seinem Büro angekommen, lasse ich mich auf die Couch fallen, während Yoongi es sich in seinem Sessel bequem macht. „Um was geht es denn?" Ich schlucke meine Angst und meine Zweifel herunter. „Ich habe Probleme wegen meinem Gewicht... Das weißt du ja schon. Ich habe das Gefühl, ich bekomme das nicht alleine in den Griff, weswegen ich dich um Hilfe bitten wollte.", erzähle ich schließlich. „Was für eine Art von Hilfe brauchst du denn aus deiner Sicht?" Ernst schaut er mir direkt in die Augen. „Nun ja... Es wäre vielleicht hilfreich erstmal keine Waage mehr zu haben." „Da stimme ich dir zu. Fällt dir noch was ein, was ich tun könnte?" „Es würde mir helfen, wenn jemand aufpasst was und wieviel ich esse. Und naja... Vielleicht wäre es auch gut, wenn du mit mir zusammen an meinem Selbstbild arbeiten könntest." Yoongi sieht mich überrascht an. „Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass du von dir aus auf mich zukommen würdest, aber ich freue mich sehr, dass du endlich mit mir reden willst. Natürlich probiere ich, dir so gut ich es kann, zu helfen. Ich passe beim Essen auf dich auf, wir können gerne zwei- bis dreimal in der Woche an deinem Bild von dir selbst arbeiten und Tae und ich bringen die Waage zu mir, damit du dich nur wiegen kannst, wenn ich dabei bin. Bist du damit einverstanden, Jiminie?" „Es klingt nach einem Plan, also ja!" „Dann machen wir das so. Soll ich die anderen einweihen?" „Naja, mir wäre es eigentlich lieb, wenn wir nur sagen, dass du mir hilfst, einen Rückfall zu verhindern." „Okay, dann sagen wir ihnen das." „Yoongi?" „Hm?" „Kann ich vielleicht eine Zigarette schlauchen?" Entschuldigend lächle ich den Älteren an. Ich fühle mich besser, jetzt wo ich darüber geredet habe. Zwar wird es noch lange dauern, bis ich meine verdammte Magersucht einigermaßen überwunden habe, aber das war gerade der erste richtige Schritt! Ich habe mir noch nie freiwillig Hilfe gesucht... Irgendwie macht es mich stolz, dass ich diesen Schritt jetzt gemacht habe! „Klar, hier." „Danke!" Yoongi gibt mir eine Zigarette, welche ich sofort anzünde. Yoongi zündet sich ebenfalls eine an. Schweigend sitzen wir uns gegenüber und rauchen unsere Zigaretten. Es ist eine sehr angenehme Stille. „Wir geht es dir eigentlich?", frage ich nach einigen Zügen. „Naja, es geht schon irgendwie." „Was soll das heißen? Willst du drüber reden?" „Ich weiß nicht so recht... Du hast genug eigene Probleme." „Ja, aber ich will es trotzdem wissen. Immerhin sind wir Freunde." „Na gut. Also, mein Vater hat sich bei mir gemeldet. Das hat mich ein wenig aus der Fassung gebracht." „Oh Gott, Yoongi! Das tut mir leid!" „Alles gut. Ich habe ja Joonie... Er hilft mir, wenn ich mich schlecht fühle. Und mit Jungkook und dir habe ich immer so viel zu tun, dass ich gar keine Zeit habe, ständig über meine Probleme nachzudenken." Yoongi lächelt mich an. Wow... Er muss eine unglaublich starke Person sein. Ich weiß, was sein Vater ihm angetan hat, und ich weiß auch, wie sehr er darunter leidet. Und trotzdem lächelt er und kümmert sich immer um andere. Ich glaube, ich möchte auch mal so wie er sein. Ob ich auch Psychologe werden soll? Naja, irgendwie denke ich, dass mir das nicht so liegt. Aber vielleicht werde ich Sozialarbeiter... So könnte ich Menschen helfen, müsste aber nicht Psychologie studieren. „Über was denkst du denn nach, Jiminie?" „Über meinen Berufswunsch..." „Wie kommst du denn darauf?" „K-keine Ahnung!" Er muss ja nicht wissen, dass er mich dazu inspiriert hat. „Hast du denn schon eine Ahnung, was du mal werden willst?" „Ja. Ich will Sozialarbeiter werden." Yoongi denkt kurz nach bevor er sagt: „Ich denke, dass der Beruf ganz gut zu dir passen würde." „Echt?" „Ja. Du bist ziemlich gut im Umgang mit Kindern und anderen Jugendlichen."


New Year, Old TroublesWhere stories live. Discover now