Kapitel 7

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Long Island, Camp Half-Blood

Percy konnte nicht anders als zu lächeln, als er auf die Veranda des Großen Hauses trat.

Das Tal von Long Island zog sich bis zum Ozean hin, der wie in seinen alten Erinnerungen etwa einen Kilometer entfernt glitzerte.

Überall standen altgriechische Gebäude, ein Pavillon ohne Dach, ein Amphitheater, eine runde Arena und in der Nähe spielten ein Dutzend Leute mit Satyrn Volleyball in einer Sandgrube, während andere mit Kanus über den See glitten oder auf einem Bogenschießgelände Zielen übten und weitere Kinder jagten wiederum einander um eine Hüttensiedlung herum.

Ein süßer Erdbeerduft waberte in seine Nase und erfüllte alle seine Sinne. Sein Bauch kribbelte und ein einziges Wort schoss ihm sofort durch den Kopf: Heim.

Wie lange war es schon her, seit er sein Zuhause das letzte Mal erblickt hatte? Schon zu lange. Und er hatte es nicht mehr so schön und warm in Erinnerung.

Seit der Schlacht mit den Göttern war das Einzige, was vom Camp übrig geblieben war, Ruinen.

Die Hütten lagen in Schutt und Asche in rauchenden Häufchen, die Erdbeerfelder waren alle zertrampelt, der Wald bis auf das letzte Grashalm niedergebrannt... alles durch den Herrscherblitz von Zeus, welches den Beginn des Krieges mit einem wortwörtlichen Knall angekündigt hatte.

Die Barriere, welche das Camp vor Monstern und dergleichen geschützt hatte, wurde aufgelöst. Die Halbgötter, die diesen Blitz überlebt hatten, waren der Außenwelt ausgeliefert.

Es dauerte ja nicht mal Wochen und die Zahl der Halbgötter wurde um siebzig Prozent vermindert, entweder durch Monster oder durch den Zorn der Götter selber.

Sie waren nirgendwo mehr sicher, ihr schützendes Heim war fort.

Percy holte tief und zittrig Luft und rieb sich energisch mit einer Hand über die wässrigen Augen.

So wird das jetzt nicht mehr ablaufen, dachte er entschlossen und ballte die Fäuste, als er auf Chiron, welcher in seiner Pferdegestalt war, und Dionysos zumarschierte, die wie damals an einem Kartentisch saßen.

Aber als Percy Dionysos musterte, brach etwas in ihm. Brennender Zorn zischte durch seinen Körper wie tödliches Gift, nach Freilassung in Form von Gewalt kreischend. Es war wie ein ausbrechender Vulkan. Wut fegte in wilden Wellen von ihm, überrollte jegliche Vernunft und erdrückte sie von allen Seiten, in einem Versuch sie niederzuringen.

Einen Gott nach so langer Zeit wieder zu Gesicht zu bekommen... es war wie ein Damm, der zu brechen drohte und alle aufgetürmten Emotionen in ihm drin entfesselte.

Sein Kiefer malmte gefährlich und seine Schritte beschleunigten sich, wurden zielsicherer und selbstbewusster -

Plötzlich packte ihm eine Hand auf die Schulter.

Percy zuckte zusammen. Er riss die Hand herunter und wirbelte blitzschnell herum, seine Faust bereitwillig einen gewaltigen Schlag zu verpassen.

Mitten in der Bewegung stockte er. Das Feuer erlosch.

„Yo." Der ältere Sohn des Hermes hob neckend die Hände und grinste Percy schelmisch an, was ihn viel jünger aussehen ließ. "Kill mich bitte nicht."

„Luke, du Bastard! Du wolltest mich erschrecken, oder?" Percy erwiderte das Grinsen leicht überrascht und boxte seinem Freund gegen die Schulter.

„Das und ich dachte mir, dass ich Chiron ein wenig Arbeit wegnehme, indem ich unserem neuen Camper sein neues Zuhause zeige.", sagte Luke zwinkernd und fuhr sich über das kurzgeschorene, blonde Haar, während er Percys Weg zu den beiden unsterblichen Männern fortsetzte.

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