Aussprache

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Nur nebenbei bekommt die verzweifelte junge Frau mit, wie sie sachte vom Boden hochgehoben und auf dem Sofa wider nieder gelassen wird.
Noch immer umklammert sie ihn fest, mit der Angst, wenn sie ihn los lässt, dass er wieder verschwinden wird.
,,Rin...ich tat es um dich zu schützen", leise dringen diese Worte in ihren Kopf, was ihr Herz einen kurzen Moment aufgeregt schlagen lässt. 
Langsam löst sie ihren Kopf von seiner Brust, wobei sie ihn mit ihren eisig blauen Augen ansieht ,,Aber warum bist du einfach gegangen? Ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen...", mit ihren glasigen Augen blickt sie in seine goldenen, die nur kälte und distanz ausstrahlen, jedoch erkennt sie darin auch ein hauch von Wärme.
Ein schwaches, dennoch trauriges Lächeln bildet sich auf ihren Lippen ,,Ein hilfloses junges Mädchen hast du auf einer Wiese zurück gelassen....jeder Gefahr ausgeliefert. In jeden Moment konnte jemand kommen, Diebe, Wölfe, Dämonen....", bei den letzten Wort senkt sie ihren Blick zur Seite, worauf ihre Augen auf den kleinen Couchtisch gleiten. 
,,Dämonen die einen das Leben nehmen wollen, jedoch kläglich versagten und das gebrochene Mädchen, unweigerlich, ein neues Leben schenkten...", als sie dies sagt mustert der Youkai, Rin vor sich ,,Was ist passiert?".
Sie weiss nur zu gut, dass es von ihm keine richtige Frage war sondern eine Aufforderung, mit der Sprache heraus zu rücken.
Plötzlich spürt sie, wie ihr Körper anfängt zu Zittern, an diesen Moment, der ihr Leben auf den Kopf gestellt hat.
Sesshomaru spürt nur zu deutlich ihre aufkommende Angst, mit einer sanften Bewegung streicht er ihr über ihre Wange, worauf sie einmal tief durch atmet und ihre Augen schließt, bevor sie leise anfängt zu erzählen.
,,Damals kehrerte ich immer wieder, vier Jahre lang auf der Wiese wieder, mit aller Hoffnung habe ich geglaubt, dass du wieder erscheinst, nach endlosen Jahren... Jedoch kam dort ein junger Mann aus dem Wald heraus. Er war vollkommen von einem blauen Kapuzenumhang bedeckt. Ich kann noch heute sein schiefes Grinsen sehen...
Damals kam mir das etwas suspekt vor. Ich wollte sofort in das Dorf zurück gehen, als er meinte, dass er wisse wo du bist...", langsam öffnet sie ihre Augen, wobei sie augenblicklich in sein Gesicht sieht ,,Ich hatte ihn geglaubt. Ich hatte dich so schrecklich vermisst...heute weiss ich, dass es ein großer Fehler war. Er meinte ich solle zu ihm kommen, damit er mir es verraten kann. Als ich vor ihm stand, habe ich nicht einmal mitbekommen, wie er meinen menschlichen Geruch genoß...plötzlich sahen seine roten Augen mich hungrig an. Bevor ich jedoch flüchten konnte, hatte er mich am Arm gepackt und zu Boden gedrückt. Sein Gebiss hat sich in meinen Hals und meinen Armen gebohrt....schreiend habe ich versucht von ihm weg zu gelangen, was jedoch nicht viel genützt hat...", Tränen bahnen sich den Weg aus ihren Augen, sofort schließt sie diese ,,Niemand hat mich gehört...", ein leises Schluchtzen entweicht ihrer Kehle ,,Ich kann mich nicht einmal dran erinnern wie ich entkommen bin....das einzige was ich noch weiss ist, dass ich blutend unter einem Baum, saß und um mein Leben bangte. Nach einigen Stunden fingen meine Wunden an höllisch zu brennen, mein Körper verkrampfte sich schmerzhaft...ich konnte nicht mehr klar denken, alles wurde schwarz vor meinen Augen. Als ich erwachte, fand ich mich so wieder, wie ich heute bin. Ich weiss bis heute nicht wie das passieren konnte...", die letzten drei Wörter flüsterte sie nur noch, worauf sie ihren Kopf wieder an seiner Brust legt und leise murmelt ,,Ab da war ich für immer allein....".

Er konnte es nicht fassen. 
Wegen diesen merkwürdigen Youkai, hatte er sie allein gelassen, damit dieser ihr nicht weh tut und trotzdem hat er es getan.
Er hat ihn hintergangen um seinen Hunger zu stillen, wie widerwertig einfach sowas ist.
Bei diesen Gedanken legt er einen Arm um ihren schwachen Körper, der sich langsam beruhigt.
Hätte er sie damals nicht verlassen, wäre ihr das schlimmste erspart geblieben.
Für einen kurzen Moment schließt er seine Augen und atmet tief durch. 
Plötzlich kommt ihm ein Gedanke, was die Ursache für ihr Youkai erscheinen ist.
,,Als dieses Ding dich gebissen hat, hat sich das Gift mit deinen Körper verbunden, das ist sehr selten", sagt er in einen ruhigen Ton, was ihr eine Gänsehaut beschert ,,Ich hätte auch sterben können?...", müde sieht sie zu ihm auf, worauf er nur ein kurzes Nicken von sich gibt. 
,,Ich hatte mehr Glück, als alles andere...", murmelt sie eher zu sich selbst, bevor sie ihn wieder ansieht. 
Keiner von beiden wendet seinen Blick ab, zu sehr sind sie von einander eingenommen. 
Langsam legt Rin ihre Hand auf Sesshomarus Wange, bevor sie sich mit ihrem Gesicht nährt und ihre Lippen zärtlich auf seine legt.
Nur zu gern erwidert er ihren Kuss, keiner von beiden weiss, was für eine wunderbare Nacht dies werden wird.

Rin in der Neuzeit?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt