❧ Kapitel 10

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Ich wurde aus meinem Schlaf gerissen, da sich irgendetwas hinter mir bewegt. Dann fällt mir wieder ein, wo ich gerade bin und bleibe kurz wie erstarrt liegen. Ich versuche mich zu ihm umzudrehen, aber sein Arm — der um meinen Bauch geschlungen ist — verhindert mein Vorhaben.

Ist es normal unter Freunden, das sie so nah und eng aneinander schlafen? Ich kann es schlecht beurteilen, da ich noch nie wirklich Freunde hatte. Ich sehe verschlafen auf den Wecker und reiße panisch die Augen auf. Es ist schon 5:30 Uhr.

So sehr ich mich auch gerade wohl in Grayson's Armen fühle, muss ich mich leider aus seinem Griff lösen, was sich als schwerer herausstellt als gedacht. Als ich seine Hand entfernen wollte, zieht er mich noch näher zu sich. Ich drehe mich so gut es geht zu ihm und stupse ihn sanft an die Wange, worauf er nur kurz das Gesicht verzieht. Wie kriege ich ihn auf nette Weise wach?

Mir schießt eine Idee in den Kopf und ich muss mir ein leises Lachen verkneifen. Ich nehme von dem Nachttisch mein Wasserglas und tropfe vorsichtig ein bisschen Wasser auf sein Gesicht. Keine Reaktion. Verdammt, wie tief schläft er denn? Ich wollte ihn wirklich nett wecken, aber ich muss doch zu den harten Mitteln greifen.

Ohne Vorwarnung schütte ich das ganze Glas über sein Gesicht und Haare, worauf er erschrocken nach Luft schnappt. Alarmierend sieht er sich um und entdeckt mich, wie ich ihn unschuldig anlächele.

„Guten Morgen, Grayson." begrüße ich ihn mit zuckenden Mundwinkeln.

„Also unter einem 'Guten Morgen' verstehe ich ein bisschen etwas anderes." sagt er augenverdrehend, aber ich sehe das es ihn trotzdem amüsiert hat.

„Immerhin bist du jetzt hellwach, denn wir müssen bald gehen." informiere ich ihn mit einem Blick auf die Uhr.

Er sieht in die Richtung und nickt zustimmend. „Okay, geh du in das Bad und ich ziehe mich schonmal an, dann frühstücken wir und dann ab nach Barcelona."

Ich steige aus dem Bett und bemerke erst jetzt, das ich nur ein langes T-Shirt von Gray anhabe. Oh mein Gott, er hat mich doch nicht etwa umgezogen? Er hat mich nur in Unterwäsche gesehen. Was er sich wohl dachte, als er meinen Körper sah? Insgeheim hoffe ich es hat ihm gefallen. Was denke ich eigentlich schon wieder?

Als er meinen erschrockenen Blick bemerkt, hebt er abwehrend seine Arme. „Ich schwöre ich habe versucht nicht hinzusehen, aber ich musste dir etwas anderes anziehen. Und ich schwöre bei Gott, das ich kaum deine Haut berührt habe. Tut mir leid, falls ich zu weit gegangen bin. Aber ich kann dir wenigstens jetzt mit Sicherheit sagen, das du einen wunderschönen Körper hast, deine Gedanken darüber sind unnötig."

Mein Gesicht wird warm, da ich nicht weiß was ich darauf erwidern soll, schnappe ich mir ein Kissen vom Bett und werfe ihn damit ab. Ich drehe mich schnell um und gehe in das Nebenzimmer zu seinem Bad. Bevor ich die Tür schließe höre ich noch wie er mir zuruft: ‚Ich dich auch, Brooke!'

Grinsend schließe ich die Tür ab und sehe mich im Spiegel an. Meine Augen leuchten so stark wie noch nie und mein Gesicht ist auch nicht mehr blass wie der Tod, sondern strahlt in einer gesunden Farbe. Ich schätze das habe ich Grayson zu verdanken, auch wenn er mir manchmal auf die Nerven geht, bin ich froh ihn zu haben. Er bringt das Beste in mir hervor und das innerhalb weniger Wochen. Ich muss mich unbedingt später nochmal bei ihm bedanken.

Auf dem Waschbecken liegt schon eine Zahnbürste für mich bereit und so putze ich meine Zähne, wasche mein Gesicht mit ein bisschen Wasser und kämme mir leicht die Haare. Mehr muss ich nicht machen, da wir sowieso den halben Tag fliegen werden. Ich öffne wieder die Tür und entdecke Grayson fertig angezogen auf seinem Bett mit seinem Handy in der Hand. Irgendetwas stimmt nicht.

Lost SoulsWhere stories live. Discover now