❧ Kapitel 26

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Heute wache ich auf und das erste was ich direkt sehe ist meine Schwester, wo an meinem Bettrand sitzt und mich anstarrt. Typisch Brooke, lässt natürlich erstmal einen Schrei aus und fällt aus dem Bett und landet dann auf dem Boden. So wünscht man sich doch einen guten Start in den Tag.

Während ich mich aufrappele, halte ich mir die Hand an das Herz und sehe sie mit weitaufgerissenen Augen an.

„Gott, Allie! Erschreck mich doch nicht so, ich hätte fast einen Herzinfarkt gehabt."

Entschuldigend grinst sie mich an. „Tut mir leid, ähm ich wollte dir nur sagen, das Dad Frühstück macht und du dann runterkommen sollst."

Verschlafen reibe ich mir über die Augen und sage „Ist gut, ich komme gleich. Danke für das nette Wecken."

Sie steht leicht lächelnd auf und läuft zur Tür, entscheidet sich jedoch dagegen und dreht sich nochmal zu mir.

„Noch irgendetwas?" Fragend hebe ich eine Augenbraue und warte auf eine Antwort.

Sie lässt die Schultern hängen und murmelt leise „Es tut mir leid."

Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen und frage „Was?"

Augenverdrehend setzt sie sich wieder auf mein Bett und sieht mich ernst an. „Es tut mir leid. Alles. Das ich dich immer so beschissen behandelt habe, dich nie beachtet und immer beleidigt und erniedrigt habe. Du musst wissen, Dad und Mum haben immer von dir geredet. Jede freie Minute, selbst wenn nur ich anwesend war. Am Frühstückstisch war immer meine einzige Chance mit ihnen zu reden, bevor du kommst und sie mich dann wieder ignorieren. I-ich schätze, deshalb habe ich dich immer so behandelt, weil ich mich ausgegrenzt gefühlt habe. Ich habe dir nie eine Chance gegeben oder mich näher mit dir beschäftigt, weil ich so eifersüchtig auf dich war. Du warst immer das Hauptthema, auch wenn du es wahrscheinlich gar nicht mitgekriegt hast." Sie schluckt hart und sieht auf ihre Hände.

Das höre ich zum ersten Mal. Ich soll das Hauptthema gewesen sein? Mir haben sie immer das Gefühl gegeben, das ich für sie nicht existiere. Das Allie sich so fühlt, wusste ich nicht im geringsten. Ich dachte immer, sie wäre das Traumkind und ich nur das Kind, das sie nie wollten. Hätte ich das alles gewusst, wäre möglicherweise alles anders verlaufen. Mum wäre vielleicht auch noch hier.

„Das ist mir alles neu. Von all dem hatte ich keine Ahnung. Wieso hast du mir nie etwas gesagt?" Bedrückt sehe ich sie an und kaue nervös auf meiner Unterlippe.

„I-ich... ich dachte du hasst mich und das es dich sowieso nicht interessiert. E-es tut mir a-alles so leid." Eine Träne kullert ihr die Wange nach unten.

Unsicher setze ich mich neben sie und umarme sie vorsichtig. „Oh Allie, klar hat mich dein Verhalten immer verletzt, aber ich wusste auch nie wieso du so bist. Jetzt verstehe ich dich ein bisschen besser. Danke das du mir das alles gesagt hast. Und übrigens, ich könnte dich nie hassen. Du bist und bleibst immer meine kleine Schwester."

Sie löst sich leicht lächelnd und wischt sich die Tränen weg. „Danke Brooke. Du bist viel zu gutherzig. Wirst du mir jemals verzeihen können?"

Ich lege meine Hand an ihre Schulter und meine lächelnd „Das habe ich schon. Fangen wir einfach nochmal bei null an und starten neu."

Begeistert nickt sie und steht auf. „Das sollten wir mit einem Frühstück feiern."

„Auf jeden Fall. Ich komme gleich, ich mache mich nur schnell fertig." teile ich ihr mit und laufe schonmal zu meinem Kleiderschrank.

Sie nickt und verschwindet nach unten. Gut gelaunt nehme ich mir eine schwarze Jeans und einen weißen Pullover heraus und ziehe alles schnellstens an. Im Bad mache ich nur rasch meine Haare zurecht und putze Zähne. In meinem Zimmer schnappe ich mir noch schnell mein Handy und meine Tasche, um dann nach unten zu laufen. Beide sitzen schon an ihren Plätzen und frühstücken, was ich lächelnd beobachte. Als sie mich bemerken, winken sie mich zu ihnen und ich setze mich daraufhin.

Lost SoulsWhere stories live. Discover now