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Nach den neun ein halb Stunden Flug von Harpers Ferry in Washington nach Italien, um am Flughafen in Bozen zu landen, waren wir alle mehr als nur froh endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Caspar ließ dabei zum ersten Mal sein richtiges Verhalten hervorkommen, indem er sich auf den Boden kniete und anfing, "Ich liebe dich, oh du fester Boden", zu murmeln. Er ging so weit sogar den Boden zu küssen. "Bring deinen Zwilling unter Kontrolle, Sebastian", ordnete ich belustigt an und bedankte mich noch einmal schnell bei unseren Piloten, bevor wir danach endlich in den Flughafen hineinliefen. "Ihr wartet hier und ich organisiere uns Autos", stellte ich klar und lief auch schon los, dabei ließ ich meine Reisegefährten einfach stehen genauso wie mein Gepäck. Schnell fand ich die Rent-a-Car Station und erklärte der Dame hinter dem Tresen, was ich brauche:"Vorrei due macchine.[Ich hätte gerne zwei Autos.]" Nachdem ich mich entschieden hatte, fragte ich noch:"C'è la posibilità di comprare le macchine?[Gibt es die Möglichkeit, die Autos zu kaufen.]" "Certo, ma costa-[Natürlich, aber es kostes-]",antwortete sie mir überrascht und nannte mir eine recht hohe Geldsumme. "Molto bene, le compro[Sehr gut, ich kaufe sie.]",antwortete ich und bezahlte mit meiner Kreditkarte, bevor ich die Schlüssel nahm, mich verabschiedet und zurück zum Rest ging. Ich klatschte in die Hände, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen: "Also ich habe zwei Autos, das heißt wir können uns jetzt auf den Weg zu meiner Hütte machen. "Freudig liefen die Zwillinge voraus und wir anderen folgten ihnen ein wenig langsamer. Kurz darauf war Nate an meiner Seite: "Sind die Zwillinge immer so?" "Meistens schon, aber keine Sorge du gewöhnst dich schon noch daran", beruhigte ich ihn grinsend und sah ihn kurz von der Seite an. Auf dem Parkplatz suchten wir schnell beide Autos, es handelte sich um einen BMW M5 und ein Audi r6. Sie waren ganz hübsch, aber Autos gehörten nicht zu meiner Leidenschaft. Ohne Vorwarnung schmiss ich Damian die Schlüssel für den BMW zu und grinste Caspar nur herausfordernd an, dieser schmollte nur im Gegensatz und sah beleidigt in eine andere Richtung. "Teilt euch auf wie ihr wollt", ließ ich grinsend alle wissen und öffnete den Audi, um mein Gepäck im Kofferraum zu verstauen. Im Nachhinein hätte ich es vielleicht nicht dem Zufall überlassen sollen, denn es dauerte eine viertel Stunde bis jeder in irgendeinem Auto saß. Im BMW saßen die Zwillinge und Damian, während bei mir im Auto meine zwei engsten Freunde und mein Mate saßen. Ace hatte Pan nach hinten gezogen, sodass Nate neben mir auf dem Beifahrersitz saß. Ich glaube, mein bester Freund hat irgendetwas vor und das kann nur schlecht für mich enden. Seufzend fuhr ich von dem Parkplatz und wir ließen schnell den Flughafen hinter uns. "Wo genau in Italien befinden wir uns gerade? Und sag nicht Karersee, ich hätte gerne einen Stadtnamen", meldete sich Pan zu Wort und steckte ihren Kopf nach vorne zwischen Nate und mich. "Wir sind am Flughafen in Bozen gelandet und müssen jetzt vierzig Minuten zu meiner Hütte fahren. Mir wäre eigentlich ein kleinerer Flugplatz lieber gewesen, aber es war unsere beste Option", erzählte ich ein bisschen und schielte kurz zu der Elbe. "Gibt es keinen Flugplatz in der Nähe?", fragte sie verwirrt und ich spürte ihren Blick auf mir. "Doch, aber an dem Flugplatz wäre ein Museum und das wäre noch auffälliger. Außerdem hätte wir dann über eine Stunde fahren müssen", erläuterte ich und folgte den kurvigen Straßen Italiens. Nach vierzig Minuten Fahrt kamen wir tatsächlich auch schon an meiner Hütte an und ich parkte das Auto, ehe ich mich zu meinen Mitfahrern drehte. Kaum sah ich ihre überraschten Gesichtsausdrücke, musste ich leicht grinsen und stieg aus. Ich nahm mein Gepäck und lief den Steg entlang zur Haustüre, um den Schlüssel aus seinem Versteck zu holen. Wie ich erwartete hatte, war alles schön sauber und aufgeräumt. Da fiel mir ein, dass ich meine Haushälterin, wenn man das so sagen kann, anrufen muss. Sonst kommt sie morgen noch und findet uns einfach hier drinnen vor. Ich möchte der armen Frau keinen Schrecken einjagen. Lächelnd lief ich in das Hauptschlafzimmer und stellte meine Sachen ab, bevor ich wieder nach draußen in den offenen Wohnbereich lief und dabei meine Finger über einen der kleinen Schränke gleiten ließ. Danach trat ich wieder aus der Hütte und sah, dass die anderen endlich anfingen aus den Autos zu steigen. Aber wer konnte es ihnen verübeln, der See sah ihm Frühling schlichtweg wunderschön aus. Besonders, wenn der Winter noch nicht lange her war. Als endlich alle drinnen waren, kamen wir zum nächsten Punkt. "Also es gibt das Hauptschlafzimmer, ein Gästezimmer und der Rest muss hier im Wohnbereich schlafen. Ich denke eine Matratze ist hier auch noch irgendwo, die können wir dann noch zur Couch legen und den Esstisch können wir zur Not ein wenig zur Seite schieben", erklärte ich und sah zwischen den einzelnen Personen hin und her."Nate schläft bei Kat, Pan und ich nehmen das Gästezimmer, die Zwillinge die Matratze und Damian die Couch. So einfach ist das", so teilte Ace einfach alle ein und ehe jemand etwas sagen konnte, war er auch schon verschwunden. Leicht lachend zog ich mein Mate an der Hand mit mir zu unserem Schlafzimmer. Er sah sich begeistert um, obwohl in der Hütte alles eher kleiner gehalten ist und er viel größeres gewohnt war."Es gefällt mir hier, weil es irgendwie so gemütlich ist", antwortete er auf meinen fragenden Blick. Überrascht nickte ich, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass er meinen Blick so schnell deuten kann. In Ruhe packten wir unseren Sachen aus und sortierten sie in den Kleiderschrank, der an einer der Wände stand, ein. Da ich schneller fertig war, ließ ich mich schon mal auf das Bett fallen und zückte mein Handy, um die Haushälterin und eine gute Freundin anzurufen. "Dich stört es nicht, wenn ich telefoniere oder?", fragte ich zur Sicherheit nochmal und bekam ein Daumen nach oben. Also rief ich zuerst die Haushälterin an und bedankte mich zuerst, bevor ich ihr erklärte, dass ich momentan hier leben würde und sie nicht kommen bräuchte. Außerdem würde ich mich melden, wenn wir Italien wieder verlassen. Danach atmete ich kurz ein und aus, bevor ich meine gute Freundin Tamsyn anrief. Es dauerte nicht lange bis sie abnahm. Nate lag mittlerweile auf dem Bett hinter mir und hörte mir einfach nur zu, ich könnte mich daran gewöhnen, ihn um mich zu haben. "Hey, Tamsyn. Ich wollte eigentlich nur mal kurz anrufen und fragen, wie es dir so geht", begann ich scheinheilig. "Jaja, Kathryn. Mir geht es gut, aber was willst du wirklich von mir. Du rufst mich nämlich ziemlich selten an", durchschaute sie mich sofort. "Du hast bestimmt schon von der momentanen Situation gehört, wie ich dich kenne. Eigentlich wollte ich mich nur versichern, dass wir im Notfall zu dir kommen können und du weiterhin auf unserer Seite bist", erklärte ich meinen wahren Grund, um sie anzurufen, und wartete auf eine Antwort. "Natürlich bin ich auf eurer Seite. Leute, die hinter Arktur oder der Hexenkönigin stehen, sind einfach nur abartig. Mach dir keine Sorger, dass passt gar nicht zu dir. Ich muss aber auch schon wieder auflegen, meine Pflicht ruft", bekam ich zurück und schon hatte sie aufgelegt. Kopfschüttelnd stand ich auf und wühlte im Schrank nach einem Schlafshirt, konnte aber einfach keines finden. Bei meiner Suchaktion war ich so vertieft, dass ich gar nicht bemerkte wie Nate mir eines seiner Shirts hinhielt: "Hier nimm eins von mir." Dankend nahm ich es und machte mich im Badezimmer schnell fertig, als ich zurück in unser Zimmer kam, lag Nate schon fertig im Bett und beobachtete mich wie ich mich neben ihn ins Bett fallen ließ. Bevor ich mich irgendwie hinlegen konnte, hatte er uns auch schon in die Position gebracht wie die Nacht zuvor. Kurz war ich überrascht, aber langsam fing ich wieder an leichte Kreise auf die nackte Haut an seinem Rücken zu malen. "Sollten wir den anderen nicht Bescheid sagen, dass wir schon schlafen gehen?", fragte Nate auf einmal. "Nein, die sind schon groß genug. Ich weiß gar nicht wie viel Uhr es hier ist. Der Flug und die sechs Stunden Zeit Verschiebung sind verwirrend", ließ ich meinen Gedanken freien Lauf. Zustimmend brummte er und erzählte danach: "Wenn du mit deinen Freunden alleine bist, verhältst du dich viel sorgloser und freier. Bei meinem Rudel warst du noch ganz anders. "Kurz ließ ich seine Worte in mich sacken: "Ich weiß, aber mit meinen Freunden alleine fühle ich mich einfach sicher. Sie würden ihr Leben für mich geben, genau wie ich mein Leben für Ihres geben würde. Wenn aber Personen, die ich nicht wirklich kenne um mich herum sind, ist die Gefahr zu groß, dass jemand davon böse Dinge im Kopf hat." "Das macht auf eine Art und Weise tatsächlich Sinn" meinte er und kurz war Stille. "Werden wir irgendwann auch so ein Verhältnis wie du und deine Freunde haben", fragte mein Mate unsicher und mit einer Stimme voll verschiedener Emotionen. "Nate. Ich würde jetzt schon mein Leben für dich opfern, auch wenn ich es vielleicht nicht offensichtlich zeige. Wir sollten jetzt aber wirklich schlafen", gab ich meine Emotionen preis. Die restliche Zeit bis wir beide einschliefen war ruhig und Nate schien über meine Worte nachzudenken.

SchattenwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt