~XXI~

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, musste ich mich erst einmal versichern, dass Nate wirklich wieder wach war. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ließ ich meine Augen über sein entspanntes Gesicht wandern. "Starren ist unhöflich, alte Frau", spaßte er mit noch kratziger Stimme und öffnete die Augen. Sofort verzog sich mein Gesicht und ich seufzte: "Hätte ich gewusst, dass du anfängst Witze über mein Alter zu machen, hätte ich es dir nie erzählt." Mit einem süffisanten Grinsen entgegnete er:"Du kannst ruhig zugeben, dass es dir gefällt, wenn ich dich so nenne." Geschockt rief ich seinen Namen und setzte mich aufrecht hin: "Wie kannst du nur so etwas nur sagen." Lachend ließ mein Mate seinen Kopf nach hinten fallen und schien sich gar nicht mehr zu beruhigen. Kopfschüttelnd stand ich auf und lief los in Richtung Badezimmer und gerade als ich mit frischer Kleidung vor der Tür stand, hörte ich von hinter mir: "Was machst du?" "Duschen", antwortete ich schulterzuckend und wollte gerade die Tür schließen, als ich wieder hörte: "Darf ich auch kommen?" Nates Stimme hörte sich hoffnungsvoll an. "Nein eher nicht, ich stehe nicht so auf Jüngere", erwiderte ich grinsend und erhaschte einen Blick auf sein schmollendes Gesicht. "Rache ist süß", murmelte ich gerade so laut, dass er es hören konnte. Schnell schloss ich die Tür und verschloss sie, denn nur wenige Sekunden später traf ein Kissen die Tür und fiel mit einen dumpfen Geräusch auf den Boden. Nach der Dusche und allen anderen wichtigen Dingen, die man eben im Bad so macht, öffnete ich die Tür wieder und fand das Zimmer leer vor. Leicht verwirrt sah ich mich um, aber ging dann schulterzuckend nach unten in das Esszimmer. Dort angekommen sah ich alle schon an einem gedeckten Frühstückstisch sitzen, Nate eingeschlossen. Aber entgegen meiner Erwartung hatten sie noch nicht angefangen zu essen, deshalb setzte ich mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an den letzten freien Platz am Tisch, das Kopfende. "Auf was genau wartet ihr? Und jetzt sagt nicht auf mich", wollte ich wissen und sah einmal in die Runde. Neben mir saßen jeweils Nate und Ace, neben Nate saßen die Zwillinge und neben Ace saßen Damian und Pan. Genau gegenüber von mir saß die Herrin des Hauses Tamsyn. "Eigentlich schon, man wartet meistens auf den Alpha bevor man zu essen beginnt", antwortete Ace mir schulterzuckend und die anderen nickten nur zustimmend. "Ich-der Alpha?", hinterfragte ich leicht schockiert und dachte mich verhört zu haben. Lycans sind normalerweise nicht in Rudeln und unsere Gruppe an sich war schon etwas sehr ungewöhnliches, aber jetzt auf einmal als Alpha angesehen zu werden ist einfach nur verwirrend. "Wir wollten schon länger mit dir darüber reden, aber wir hatten es uns bis jetzt noch nicht getraut", fing Pandoria an und es ließ Caspar fortsetzten: "Wir alle sind uns einig, dass es sich anfühlt als wären wir in einem Pack. Schon seit längerer Zeit haben wir dich als unsere Anführerin und Alpha angenommen. Du sorgst dich um uns und versuchst uns immer zu beschützen, auch wenn es nicht so offensichtlich ist." Kurz nahm Stille den Raum ein und ich konnte alles nur mit geweiteten Augen und leicht geöffneten Mund verfolgen. "Noch dazu bist du eine der stärksten Lycans und auch einer der Ältesten, die noch leben. Mit dir fühlt man sich einfach sicher und der Rest ist jetzt auch nicht so schlimm", zog Sebastian das ganze wieder ein wenig ins Lächerliche. "Du bist unser Alpha genau so wie wir Ace als unseren Beta annehmen. Wir nehmen sogar Jonathan als zweiten Alpha an deiner Seite an. Jedes Mal wenn wir uns nach ein paar Jahren wieder sehen, fühlt es sich so gut an und einfach nur richtig", warf auch Damian seine Meinung mit ein. "Du warst schon seit du mich gefunden hast jemand, vor dem ich großen Respekt habe und bist über die Zeit hinweg zu meiner großen Schwester geworden, die ich nie wollte, aber jetzt auch nicht mehr weggeben möchte", lächelte Pan mich an und ich konnte immer noch nicht ganz begreifen, was gerade passierte. Aus dem Augenwinkel sah ich sogar wie Nate mit demselben Ausdruck, wie ich da saß. Ich nahm mir meine Zeit, um genau über das gerade Gesagte nachzudenken. "Ich fühle mich unglaublich geehrt, dass ihr mich als euren Alpha anseht. Aber seid ihr euch wirklich sicher ,dass ich die Richtige bin. Wollte ihr tatsächlich eine Mörderin als eure Anführerin? Jemanden, dem es gar nichts ausmacht Personen umzubringen. Jemanden, der nicht davor zurückschreckt Unschuldige zu ermorden. Verzeiht mir meine Zweifel, jedoch ist es mir nicht möglich eure Wort genau zu verstehen. Es fühlt sich so an , als wäre ich nicht die beste Wahl", zweifelte ich an mir selbst und sah starr an allen vorbei."Wie kannst du so etwas von die selbst sagen, Ryn. Du bist eine gute Person, die eben auch ihre dunklen Seiten hat. Aber im Gegensatz zu anderen hast du diese Seite angenommen, was dich nur zu einer noch besseren Wahl macht. Ich kann ihnen nicht verübeln dich gewählt zu haben", unterstützten mein Mate den Rest und fügte schnell hinzu: "Außerdem hat sich dein Alter gezeigt. Wer zur Hölle sagt denn bitte 'Verzeiht mir meine Zweifel,...' Also wirklich, Ryn ,ich hatte Besseres erwartet." Nates letzte Worte waren wie ein Eisbrecher, denn auf einmal fing der gesamte Tisch an zu lachen und ich selbst konnte gar nicht mehr aufhören, wobei ich da nicht die Einzige war. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich in eine ältere Sprechweise abgedriftet war. "Jetzt wo ihr eure Rudelangelegenheiten geklärt hat, könnten wir endlich anfangen zu essen", erhob die Hexe belustigt ihre Stimme und sah mich abwartend an. Immer noch leicht am kichern, nahm ich mir ein paar Pancakes und puderte ein wenig Puderzucker darüber. "Dann werde ich diesen Titel wohl annehmen", grinste ich und schnitt mir ein Stück ab, was ich dann auch genüsslich aß. Jubelnd nahmen sich die anderen auch etwas zu essen und grinsten immer wieder freudig in meine Richtung. Irgendwann nahm Nate meine linke Hand in Seine und drückte sie leicht, ein Zeichen dafür, dass wir in diesem gesamten Fiasko zusammen sind. Immerhin war er auch der Alpha dieses Rudels und würde mit mir zusammen Entscheidungen treffen und mich unterstützen. Momentan fühlte sich das Wort Pack noch ungewohnt auf meiner Zunge an, aber ich würde mich schon noch daran gewöhnen. In meinem Inneren konnte ich schon fühlen wie sich die Verbindungen langsam festigten und ich konnte nicht anders als lächelnd die Szene vor mir in Blick zu nehmen. Alle saßen lächelnd und lachend zusammen und redeten untereinander. So fühlte es sich also an Freunde zu haben, ein Rudel und noch viel wichtiger eine richtige Familie.

SchattenwolfDonde viven las historias. Descúbrelo ahora