~XXVIII~

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Mein Kopf blieb auf seiner Brust liegen und mein Körper wurde immer noch durch leichtes Beben erschüttert. Alles um mich herum ignorierte ich und konzentrierte mich nur auf meinen Mate.Die anderen Lycans, Joshua, Tamsyn und Pandoria sahen den Zustand ihrer Anführerin und entschieden sich dazu, die Werwölfe mit ihren Gefallenen wegzuschicken. Ihr Alpha benötigte jetzt die Zeit und den Platz für sich, um den Tod ihres Mates zu betrauern. Langsam wurde die Lichtung leerer, bis am Ende nur noch die toten Körper der gegnerischen Kämpfer übrig blieben. Tamsyn setzte sie in Flammen und ließ die Lichtung mit Asche bedeckt zurück. Die sieben Rudelmitglieder sammelten sich wieder um ihre Anführer herum und blickten traurig auf die Szene. Joshua vergrub seinen Kopf in Aces Nacken und umschlang ihn mit seinen Armen, er konnte sich alles nicht länger anschauen. Die Zwillinge hielten sich gegenseitig und hatten Damian mit eingeschlossen, der es insgeheim genoss. Die beiden letzten, Tamsyn und Pandoria, waren ebenfalls ineinander verschlungen und waren enttäuscht, weil sie Jonathan nicht retten konnten. In der gänzlichen Stille der Nacht hörte man auf einmal einen neunten, sehr leisen und langsamen Herzschlag. Ace hörte ihn zuerst und starrte mir schockierten Blick auf den anscheinend doch nicht toten Werwolf herab. Nach und nach nahmen die anderen Lycans und Joshua den Herzschlag war, während es die beiden Frauen nicht hören konnten. Als der Herzschlag meine Ohren erreichte, dachte ich zuerst, ich würde verrückt werden. Dass mir mein Gehirn einen Trick spielte, weil Nate unmöglich wieder leben konnte. Doch mit der Zeit wurde der Rhythmus immer stärker und regelmäßiger, wodurch ich meinen Kopf langsam von seinem Platz hob und mein Mate anstarrte. Plötzlich setzte sich der von den Toten auferstandene auf und nahm einen tiefen Atemzug. Wir alle waren in eine Schockstarre verfallen und konnten ihn einfach nur regungslos anblicken. Schnell fielen mir die Änderungen an seinem Aussehen auf, da seine Augen einen mir all zu bekannten goldenen Ton angenommen hatten und Krallen an seinen Händen gewachsen waren. Wenige Sekunden später hatte ich meine Arme auch schon um ihn geworfen und mich durch diese Bewegung auf seinen Schoß gesetzt, meine Beine auf beiden Seiten seiner Hüfte. Ich vergrub meinen Kopf in seinem Nacken und atmete seinen beruhigenden Geruch ein. Dabei hörte ich die gesamte Zeit seinem Herzschlag zu, aus Angst, dass er im nächsten Augenblick wieder verschwunden wäre. Seine Arme schlossen sich um meine Taille und er legte seinen Kopf ebenfalls an meine Halsbeuge, sein Atem floss über meine Schulter hinweg. Langsam hörten meine Tränen auf zu strömen und meine Atmung normalisierte sich wieder, bis ich gänzlich beruhigt war. In diesem einen Moment gab es nur noch Nate und mich, alles andere ignorierte ich gekonnte und konzentrierte mich weiterhin auf seinen Herzschlag. Der Rest des Rudel schaute den beiden dabei zu, wie sie komplett in einander verloren waren. Sie alle hatten Jonathans goldene Augen und Krallen gesehen, als er wieder zu den Lebenden kam. Doch nun war beides wieder verschwunden und er umklammerte die Anführerin als wäre sie sein Fels in der Brandung. Nach einiger Zeit in Stille lösten wir uns vorsichtig ein Stück von einander und schaute ihm leicht lächelnd in die Augen. Danach küssten wir uns beide mit Emotionen, die man kaum mit Worten beschreiben konnte. Bis jetzt hatte keiner von uns auch nur eine Silbe gesagt und es blieb für die nächsten paar Minuten auch dabei. Nachdem wir uns gänzlich gelöst hatten, stand ich vorsichtig auf uns zog Nate mit auf seine Beine. Daraufhin kam es zu einer großen Gruppenumarmung, an der das gesamte Pack teilnahm und es genoss. Anschließend ließen wir uns wieder los und ich nahm die Hand meines Mates in meine eigene. "Du warst tot, wie kann es sein, dass du wieder lebst?", brach Ace schließlich das Schweigen und sprach damit die Gedanken von jedem aus. "Als ich gestorben war, fand ich mich in einer unendlichen Leere wieder. Dort war weit und breit nichts zu sehen gewesen, bis eine weibliche Stimme zu mir sprach. Sie stellte sich als die Mondgöttin vor uns sagte nur 'Deine Zeit ist noch lange nicht gekommen, Jonathan Mitchell. Ich sende dich zurück zu deinen Geliebten mit einem kleinen Geschenk meinerseits. Nutze diese Chance weise, junger Wolf, sie kommt nur einmal im Leben.' Danach bin ich auch schon wieder hier aufgewacht", erklärte er mit leicht rauer Stimme und strich sich über den Nacken, an der Stelle, wo Arktur es gebrochen hatte. "Die Mondgöttin. Beim Mond, das hätte ich nie erwartet. Weißt du schon von welchem Geschenk sie sprach?", fragte ich ihn und blickte zu ihm auf in seine grauen Augen. "Ich habe eine Vermutung, wobei es wohlmöglich auch zwei Geschenke waren", erwiderte er mir und ließ seinen Blick zu Joshua wandern, der verwirrt zurück schaute. "Zum einen nehme ich einmal an, dass ich jetzt ein Lycan bin. Immerhin ist die Präsenz meines inneren Wolfes verschwunden und ich fühle mich irgendwie stärker. Zum anderen weiß ich, wie wir Joshua ebenfalls in einen Lycan verwandeln können. Bevor ihr fragt, nein, er muss dafür nicht sterben", führte Nate seine vorherige Aussage für uns zu Ende. Der blonde Werwolf sog erstaunt die Luft ein und hinterfragte: "Ich kann ein Lycan werden und genauso sein wie Ace, wirklich?" "Ja, ich erkläre euch später genaueres. Aber grob gesagt, müsst ihr euch gegenseitig markieren und Tamsyn muss auch eine Rolle in dem gesamten Prozess spielen", erklärte er nur kurz und zog mich ein Stückchen näher an sich heran. "Das ist sehr interessant. Es ist schön dich zurückzuhaben Nate, aber ich denke, wir sollten nun langsam zurück zur Mansion", erhob Pan ihre Stimme und wir stimmten ihr alle zu. Anschließend verzauberte Tamsyn schnell noch meine Kleidung, damit ich mich ebenfalls verwandeln konnte ohne sie zu zerstören. Daraufhin verwandelten wir uns alle und ich sah mir Nates neue Form an, die sich eigentlich nur in der Größe geändert hatte. Seine Fellfarbe war noch wie davor, dafür war er nun ein Stück größer als ich und besaß die normalen goldenen Augen. Die Zwillinge erklärten sich bereut dafür, Pan und Tamsyn auf ihrem Rücken mitzunehmen und kurz darauf rannten wir durch den Wald zurück in die Richtung der Mansion der Mormonts und Rushfords.

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