~XV~

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Die Zeit bis nach London verging schleppend, bis ich mich am Ende doch entschied mit den Lycans und Pan Karten zu spielen. Deswegen hatten wir uns irgendwie zu sechst zusammengesetzt und einen Tisch in die Mitte gebracht. Caspar hatte auch Nate gefragt, aber der hatte verneint und schlief mittlerweile. Ich konnte schon langsam spüren wie sich die Markierung anfing zu formen und zu stärken. Schnell brachte ich meine Gedanken wieder zum Spiel und machte schnell meinen Zug. Wenige Minuten später hatte Damian die Runde gewonnen und Caspar fing natürlich an mit ihm zu diskutieren. Angeblich hätte Damian die eine Karte gar nicht spielen dürfen und deswegen wäre das ganze Spiel anders gelaufen. Wir restlichen lachten nur über ihn und der Zwilling verzog schmollend seine Lippen. "Vielleicht solltest du dir endlich eingestehen. Du kannst einfach keine Karten spielen, Cas", brachte ich zwischen meinem Lachen heraus. Empört verteidigte er sich: "Das stimmt doch gar nicht. Ich bin ein Meister im Karten spielen und ihr schummelt alle, nur damit ich nicht gewinnen kann." "Einbildung ist auch eine Bildung", murmelte Pan leise und grinste Caspar scheinheilig an. Theatralisch legte er eine Hand an seine Stirn und ließ sich in den Sitz zurückfallen: "Redet es euch nur weiter ein, aber ich kenne die richtige Wahrheit." Lachend spielten wir die nächsten Runden bis zum Landeanflug auf dem kleinen Flugplatz. Der Flugplatz befand sich in einem Wald nahe Londons und hatte nur eine Landebahn, die auch nur gerade so lang genug für den Landeanflug war. Ich bewegte mich zum Cockpit und sah zu, wie wir uns der Bahn näherten und mit einem Ruck wenig später aufsetzten. Mit leichtem Schock stellte ich aber fest, dass die Länge vielleicht doch nicht reichen würde, um rechtzeitig stehen zu bleiben. "Ace", rief ich ihn zu mir ans Cockpit und sah auch wie seine Augen sich weiteten. Konzentriert schloss er die Augen und als er sie wieder öffnete, fing er an mit einer flüssigen Handbewegung den Wind um den Jet herum zu lenken. Ace schaffte es somit, den Jet schneller und noch rechtzeitig anzuhalten. Erleichtert sahen wir uns an und ich klopfte den Piloten kurz auf die Schultern, bevor wir uns langsam unser Gepäck schnappten und aus dem Jet heraus stiegen. Nachdem wir uns zum Rand des Flugplatzes bewegt hatten, fragte Sebastian: "Und jetzt?" "Also wir müssen nach West Drayton, das liegt im Stadtteil Hillingdon von London. Als Mensch bräuchte man ungefähr zwei Stunden, aber wir schaffen das bestimmt schneller", erklärte ich grinsend und festigte meine große Sporttasche. Wir mussten uns aber ein wenig zurückhalten, weil Nate nicht so schnell war wie wir, und Damian hatte sich bereit erklärt Pan auf dem Rücken zu tragen. Nate hatte mich bis jetzt ignoriert und machte auch keine Anstalten dazu, wieder mit mir zu reden. Ein wenig schmerzte es, aber es war für das Beste. Doch kaum waren wir ein paar Meter von dem Platz entfernt, stürmten zehn Vampire auf uns zu. Wir ließen alle unsere Taschen fallen und verteidigten uns. Ich konzentrierte mich auf den Kampf und es dauerte eigentlich nicht lange, bis wir die zehn Vampire besiegt hatten. Verwirrt zogen sich meine Brauen zusammen, da ich mir nicht vorstellen konnte, warum Arktur nur zehn Vampire auf uns ansetzten würde. Bis ich auf einmal einen dumpfen Schmerz spürte und wusste, dass es irgendetwas mit meinem Mate zu tun hatte. Sofort drehte ich mich suchend um und sah wie Nate zusammenbrach und entdeckte einen Hexenmeister, der vor ihm stand und mich süffisant angrinste. Wütend stürzte ich mich auf ihn und drückte meine Krallen in seine Schultern, bevor ich meine Kräfte anwandte. Kaum zog ich meine Krallen wieder zurück, färbten sich die Augen des Hexenmeisters schwarz und er sackte röchelnd auf die Knie, bevor er letztendlich tot zur Seite kippte. Nach einer kurzen Besprechung nahm sich Sebastian Nate und wir rannten jetzt mit voller Geschwindigkeit los, weshalb wir auch nicht so lange brauchten bis wir in West Drayton ankamen. "Hast du sie wenigstens vorgewarnt", wollte Ace fragend wissen. Er und Damian waren die einzigen beiden, die Tamsyn schon getroffen hatten."Nope. Aber ich bin mir sicher, sie wird es schon wissen", antwortete ich und klingelte wenig später an ihrer Haustür. "Du wirst alt, ich hatte euch früher erwartet", begrüßte sie grinsend und wollte mich umarmen, stockte aber als sie sah, in welchen Zustand sich mein Mate befand. Schnell brachte sie uns herein und führte Sebastian zu einem Zimmer, wo er Nate sachte auf dem Bett ablegte. "Was ist passiert?", wollte Tamsyn sofort wissen und legte ihren Handrücken auf die Stirn meines Mates. "Wir waren auf dem Weg zu dir und kurz nachdem wir vom Flugplatz los sind, kam es zu einem Hinterhalt. Ich habe keine Ahnung, woher die wussten, dass wir da sind. Auf jeden Fall hatten sie einen Hexenmeister dabei, der irgendwas mit Nate angestellt hat. Ist es ein Fluch?", fragte ich den letzten Teil besorgt und sah zu meinem blassen Mate. "Ich denke, aber ich muss erst näher schauen. Was ist mit dem Hexenmeister?", fragte sie und schaute sich Nate nochmal genauer an, bevor sie aus dem Zimmer lief."Er ist tot", beantwortet ich ihre Frage monoton und folgte ihr. Die anderen hatten sich mittlerweile entfernt und suchten sich wahrscheinlich ein Zimmer aus. Seufzend suchte sie ein paar Sachen zusammen und drückte mir davon welche in die Hand. Es handelte sich um Kräuter und andere Sachen, von denen ich nicht wirklich Ahnung hatte. Aber nachdem ich die Utensilien abgestellt hatte, schickte Tamsyn mich auch schon hinaus. Vollkommen in Gedanken ließ ich mich bei meinen Freunden auf die Couch fallen und sah einfach starr nach vorne. "Es war nicht deine Schuld. Niemand von uns hätte wissen können, dass sie dort auf uns warten", beschwichtigte Ace mich und legte eine Hand auf meine Schulter. Von mir kam aber keine Antwort, egal was sie sagten, es würde nichts ändern. Seufzend sah es Ace ein, dass ich nicht darauf eingehen würde und forderte stattdessen: "Erzähl den anderen wenigstens, wer Tamsyn genau ist." Seufzend antwortete ich:"Tamsyn ist eine mächtige Hexe und ich kenne sie schon wirklich lange. Wir können ihr vertrauen und sie wird uns auch gegen Arktur helfen. "Die nächsten Stunden vergingen langsam und immer wieder wollte mich einer aufmuntern, aber es funktionierte nicht. Im Endeffekt gingen sie schlafen und ließen mir meine Ruhe. Langsam ging ich in mich und spielte den Hinterhalt nochmal vor meinen Augen ab. Wäre ich nur ein bisschen schneller gewesen, hätte ich ihn vielleicht beschützen können. Ich musste aber wohl eingeschlafen sein, denn ich wurde wach, als ich hörte wie Tamsyn das Zimmer verließ, in dem Nate sich befand.


SchattenwolfDonde viven las historias. Descúbrelo ahora