~XII~

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Am nächsten Morgen wachte ich auf und schlich mich leise aus dem Schlafzimmer, um Nate nicht zu wecken. Danach ging ich zuerst ins Bad, bevor ich leise in den Wohnbereich trat und zu den drei schlafenden Lycans schaute. Damian fiel fast von der Couch, obwohl er sie für sich alleine hatte. Und Sebastian hatte seinen Arm komplett im Gesicht seines Zwillings hängen. Schmunzelnd entschied ich mich dazu Frühstück zu machen und durchsuchte erst einmal alle Küchenschränke, plus den Kühlschrank. Meine Haushälterin ließ immer ein paar wenige Lebensmittel in der Hütte für den Fall, dass ich wie gerade plötzlich herkomme. Komme ich nicht, verbraucht sie die Lebensmittel selbst mit ihrer Familie. Im Endeffekt entschied ich mich für Rührei, Bacon und Bort, was ich in einem der Schränke gefunden hatte und anscheinend gestern frisch vom Bäcker geholt wurde. Schnell fing ich an, mir Pfannen rauszusuchen und das Essen zuzubereiten. Die Pfannen brutzelten eigentlich sogar recht laut, aber die Leute mit übernatürlichen Gehör bemerkten es anscheinend nicht. Nachdem alles fertig war, stellte ich es auf den Tisch und deckte noch den Tisch zu Ende. Dann rief ich ganz laut: "Frühstück ist fertig", und kurz darauf kamen auch schon die ersten angerannt und schnappten sich etwas zu essen. Im Allgemeinen wurde nicht wirklich geredet, weil alle noch müde waren, obwohl es schon 13 Uhr war. Die Zeit Verschiebung setzte einem doch ziemlich gut zu. Da ich schon Frühstück gemacht hatte, musste ich mich nicht um den Abwasch kümmern. Ich ging also in der Zwischenzeit zurück in unser Zimmer und suchte einen Bikini, den ich auch mit Leichtigkeit fand. Warum ich überhaupt einen dabei hatte, wusste ich ehrlich gesagt gar nicht. Ohne langes Überlegen nahm ich ihn und zog ihn schnell an, dabei hatte ich immer ein Ohr darauf, ob Nate zurückkam. Schnell sah ich mich um, bevor ich mich in das Bad schlich und mir ein großes Handtuch nahm, was ich mir direkt um die Schultern hängte. Ich hasste es vor Leuten meinen Rücken zu zeigen, denn leider haben Lycans keine ganz so gute Heilung wie Werwölfe. Immer noch schneller als Menschen, aber das verhinderte keine bleibenden Narben. Als ich wieder in das Wohnzimmer kam, waren alle immer noch mit dem Abwasch beschäftigt und bei dem Anblick musste ich auch fast lachen. Aber ich entschied mich schnell raus zu schleichen und ging dann über den Steg, legte meine Handtuch an die Seite und sprang in das kalte Wasser. Zum Glück machte mir die Kälte nicht wirklich etwas aus deshalb verbrachte ich die nächsten Stunden damit im See zu schwimmen und auf der Oberfläche zu treiben. Ich konnte die Zeit alleine gut gebrauchen gerade.


~ Jonathan PoV ~


Nachdem wir es endlich geschafft hatten, den Abwasch zu erledigen, ließen wir uns alle auf die Couch, die Sessel oder Matratze fallen. Ace, Damian und einer der Zwillinge, ich konnte sie noch nicht auseinanderhalten, saßen auf der Couch. Auf der Matratze davor lag der andere Zwilling, während Pandoria und ich uns in die zwei Sessel gesetzt hatten. "Wo ist eigentlich Kat?", fragte Damian auf einmal. Im ersten Moment sahen wir uns alle nur mit geweiteten Augen an. Bis ich aus dem Fenster schaute und sah, wie mein Mate auf dem Rücken im See trieb. Sie ist im See schwimmen", antwortete ich und zeigte durch das Fenster zu ihrer Position. Nach kurzer Stille traute ich mich dann doch meinen Wunsch auszusprechen: "Wir werden wahrscheinlich alle noch etwas länger miteinander zu tun haben. Könntet ihr mir dann vielleicht etwas von euch erzählen, damit ich euch besser kennenlerne. Natürlich nur wenn ihr möchtet." Bittend blickte ich einmal in die Runde und konnte sehen wie im nächsten Moment alle nachdachten. Doch Pandoria fing als erste an zu reden: "Klar. Also ich bin, wie du vielleicht weißt, eine Elbe. Ich habe Kathryn kennengelernt, als sie mir zeigte, dass Unsterblichkeit nicht nur ein Fluch ist. Ich bin nicht immer Unsterblich gewesen, sondern lebte ganz normal mit meinem Stamm in den Wäldern, um genau zu sein im Hallerbos in Belgien. Auf jeden Fall verliebte ich mich in einen Hexenmeister und wir wurden schnell ein Paar. Irgendwann während ich schlief, belegte er mich mit einem Zauber der Unsterblichkeit. Er sah es als ein Geschenk. Sobald ich es aber herausfand, verließ ich ihn und flüchtete, da ich genau wusste, dass mein Stamm mich verstoßen würde. Besonders da meine Kräfte sich um einiges verstärkt hatten. Ich trat dann 1845 auf Kat, die mir half und sich ein Stück weit um mich kümmerte." Nach ihrer Geschichte konnte ich nichts sagen, ich war einfach nur erstaunt wie offen sie darüber sprach, obwohl sie mich kaum kannte. Als nächstes erzählte einer der Zwillinge ihre Geschichte: "Sebastian und ich sind in Afrika aufgewachsen und fanden erst spät heraus, dass wir Lycans sind. Wir hatten ziemliche Probleme in dem Dorf, in dem wir wohnten. Der Häuptling wollte uns und ein paar andere als Sklaven nach Amerika schicken, obwohl der Sklavenhandel eigentlich schon längst vorbei war und zu dem wussten wir noch nicht, wie wir unsere Fähigkeiten richtig benutzen konnten. In letzter Minute rette Kat uns das Leben und unterrichtete uns danach sozusagen. Das müsste ungefähr in 1914 gewesen sein." Auch diese Geschichte machte mich sprachlos, aber wenigstens wusste ich jetzt, dass der Zwilling auf der Matratze Caspar war und Sebastian auf der Couch saß. Als nächstes räusperte sich Damian und teilte seine Vergangenheit mit: "Es war im Jahr 1766 als Kat mich aus den Händen von geisteskranken Wissenschaftlern befreite. Mithilfe einer mächtigen Hexe hatten diese mich gefangen und wollte irgendwelche Experimente an mir durchführen. Aber zum Glück hatte Kathryn davon Wind bekommen und hat mich und ein paar Werwölfe befreit." Mir fiel auf, dass Damian eher knapp sprach und nicht ins Detail ging. Außerdem stellte ich mir langsam die Frage wie alt Ryn wohl ist. "Man könnte meinen, Kat wäre ein Samariter oder jemand, der andauernd Leute rettet", scherzte Ace, bevor er ein wenig ernster wurde und anfing zu erzählen:"1589 hatte ich es geschafft die Wut eines kompletten Vampirclans auf mich zu ziehen. Du willst gar nicht wissen, was ich gemacht hatte. Ich war also komplett in der Unterzahl und traute mich nicht meine Kräfte zu benutzen, weil ich nicht wusste, ob ich sie kontrollieren konnte. Kat kam genau im richtigen Moment und half mir. Danach trainierte sie mit mir solange bis ich meine Kräfte ohne Probleme benutzen konnte. Seit dem waren wir eigentlich sehr oft zusammen unterwegs und haben die Welt erkundet." Schnell bedankte ich mich, als ich meine Sprache wiedergefunden hatte: "Danke für eure Ehrlichkeit und euer Vertrauen, aber ich gehe mal davon aus, wenn ich etwas über Kathryn wissen möchte, muss ich sie persönlich fragen." Zustimmendes Nicken war meine Antwort. "Könnt ihr mir dann etwas über Lycans und Elben erzählen. Mein Wissen über eure Arten ist leider nicht so weitreichend", bat ich und sah schnell planlos irgendwo hin. "Ich finde Pan sollte das erklären, sie ist da so gut drin", schlug Sebastian vor und sah die Elbe belustigt an."Na gut. Also Elben sind sehr friedvolle und naturliebende Wesen. Sie leben in Stämmen und eigentlich immer in Wäldern. Wie ich können die Elben, die am tiefsten mit der Natur verbunden sind, eine Art Magie haben. Nur dass es sich bei mir eben verstärkt hat. Kommen wir jetzt zu den Lycans. Lycans sind unsterblich und haben bessere Sinne und Reflexe als Werwölfe. Wobei sie aber eine langsamere Heilung haben und nicht über Gedanken miteinander kommunizieren können. Außerdem hat jeder Lycan mindestens eine spezielle Kraft, in wenigen Fällen sogar zwei. Die Kräfte können ganz unterschiedlich sein", erklärte mir Pandoria und ich musste zugeben, sie konnte das wirklich gut. "Wenn ich fragen darf, was habt ihr für Kräfte", fragte ich interessiert und sah von einem Lycan zum anderen. "Meine erste und stärkere ist die Manipulation und Kontrolle von Wasser, da ist auch Eis mit inbegriffen. Meine zweite Kraft ist die Gedankenmanipulation von Menschen und teilweise schon Werwölfen, aber ich arbeite noch daran", erläuterte Damian seine Kräfte. Danach kam Sebastian an die Reihe: "Meine Kraft ist die Manipulation und Kontrolle von Erde. Caspars Kraft ist die Kontrolle über Elektrizität. Aber als Zwillinge können wir im Gegensatz zu anderen Lycans miteinander in Gedanken kommunizieren." "Ich kann den Wind manipulieren und kontrollieren. Über meine andere Kraft spreche ich nicht", antwortete Ace als letztes und sah aus dem Fenster. Das war ziemlich interessant zu wissen und ich denke, ich werde definitiv Kathryn fragen, sobald ich mich traue. Ich habe nur das Gefühl, dass wir uns näher kommen und möchte es nicht kaputt machen, weil ich etwas über sie wissen möchte. Es war wirklich kompliziert. Der Rest des Tages verlief eigentlich ruhig, wir lagen alle irgendwo Rum und redeten über langweilige Sachen. Das änderte sich auch nicht als Ryn nach Stunden wieder zurückkam und sich sogar auf meinen Schoß setzte. Es war einfach nur ein entspannter Tag, den wir alle einmal gebraucht hatten.

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