~XXVII~

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Im nächsten Moment löste sich ein schmerzerfüllter Schrei tief aus meinem Inneren. Der Schmerz und meine Wut verdrängten jegliche anderen Emotionen und meine Schattenmagie brach zu allen Seiten hervor. Die dunklen, grauen Fäden rissen durch Evanora, die ich immer noch festhielt und töteten sie auf der Stelle. Ich ließ ihren Körper fallen und drehte mich zu Arktur um, der weiterhin grinste. Lange wird er dieses Grinsen nicht mehr auf den Lippen haben, dachte ich mir dunkle und begann meinen Weg zu ihm. Kämpfenden versperrten mir den Weg, doch meine Kräfte wirbelten um mich herum und endeten jeden Vampir, Hexenmeister und jede Hexe, die mir in den Weg kam. Meine Schattenmagie spießte sie auf oder vergiftete meine Gegner, ehe diese überhaupt realisieren konnten, dass ich kam. Einige hatten schon bemerkt, dass etwas geschehen sein musste und sahen immer wieder in meine Richtung. Sie wollten wissen, was passiert war und was als nächstes passieren wird. Als der Vampir sah, wie immer mehr seiner eigenen Leute viel, verschwand langsam aber sicher sein ekelhaftes Grinsen. Schnell sah er sich um, ehe er sich umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung anfing zu bewegen. Er schien verstanden zu haben, dass er tot ist, sobald ich ihn erreichen würde. Bevor er weiter von mir wegkommen konnte, verwendete ich meine zweite Kraft. Sie ermöglichte es mir in die Schatten neben mir zu verschwinden, eins mit ihnen zu werden. Wenige Sekunden später materialisierte ich vor Arktur, der mit schrecken zuschaute, wie sich mein Körper wieder aus dem Schatten zusammensetzte. Schnell fasste er sich wieder und griff mich direkt an. Dieser Kampf war sehr anders zu dem Kampf mit Evanora, denn hier ging es um rohe Gewalt. Seinen ersten Schlägen wich ich mit Leichtigkeit aus, doch der nächste erwischte meine Seite und ich fühlte wie zwei meiner Rippen unter der Kraft des Schlages nachgaben. Knurrend trat ich ihm ihn die Brust und schickte ihn einige Meter zurück. Durch Zufall sah ich nochmals den leblosen Körper meines Mates und ließ abermals einen Schrei los. Sofort stürmte ich auf Arktur zu und schaffte es mehrere Schläge hinter einander zu treffen. Der Kampf hatte sich gewendet und ich war auf dem sicheren Weg zu meinem Sieg und meiner Rache. Ich merkte kaum wie um uns herum das Kriegs Geschehen endete und alle ihre Augen auf uns richteten. Die gute Seite, die Seite der Werwölfe, Lycans, Tamsyn und Pandoria hat gewonnen. Einige hatten ihr Leben lassen müssen, doch die Verluste hielten sich sehr in Grenzen. Die Hexen waren geflohen in dem Augenblick, in dem ich Evanora umgebracht hatte. Die Vampire waren größten Teils tot und der Rest floh, als die bemerkten, dass die Hexen verschwunden waren und ihr Anführer bald der Königin folgen würde. Einer meiner nächsten Schläge riss einen Teil seiner Kehle auf und er fiel durch die Kraft dahinter zu Boden. Röchelnd griff er sich an die Wunde und sah zu mir auf, da ich mit meinem finalen Angriff über ihm stand. Mit geweiteten Augen sah er dabei zu wie ich ihn an den Schultern packte und wieder hochzog. Dann brachte ich unsere Gesichter auf dieselbe Höhe und hauchte einen grauen Nebel in seinen Mund, danach ließ ich ihn wieder zu Boden fallen.Die umstehenden Werwölfe sahen mit angsterfüllten Augen dabei zu, wie Arkturs Körper anfing zu krampfen und sich seine Augen schwarz verfärbten. Was ich an ihm angewandt hatte, war eine verschlimmerte Version der Schattenvergiftung. Ich hatte ihm ebenfalls meine Magie eingehaucht, doch in einer Art und Weise, mit der er für mehrere Minuten gefoltert wird, ehe er endlich sterben wird. Nachdem ich ihn besiegt hatte, wendete ich mich von seinem Körper ab und bemerkte nun wirklich, dass der Krieg vorbei und gewonnen war. Doch zu welchem Preis? Als ich mich wieder zu Nates Körper drehte, sah ich Tamsyn und Pan an seiner Seite. Sie schienen alles erdenklich zu versuchen, um ihn wieder von den Toten zu erwecken. Doch ich wusste, dass er tot ist, denn eine schmerzhafte Leere hatte Platz in meinem Herzen gefunden. Mit schnellen Schritten war ich bei seinem Körper angekommen und sank neben ihm auf den Boden. Meine beiden Freundinnen machten Platz und wichen vor meinen immer noch freien Kräften zurück. In dem Moment, in dem ich meinen Kopf auf seinen Brustkorb fallen ließ, zogen sich meine Kräfte wieder in meinen Körper zurück. Ich konnte es einfach nicht glauben, mein Mate war tot. Gestorben durch die Hände eines selbsternannten Vampirkönigs, der noch die Dreistigkeit hatte mich danach anzugrinsen. Es war ganz alleine meine Schuld, einzig und allein meine eigene. Hätte ich mich nicht an gebunden, dann wäre er noch am leben. Wäre ich nie nach Harpers Ferry gegangen, wäre er immer noch glücklich der Alpha seines Rudels. Langsam fiel eine Träne nach der anderen aus meinen Augen und landeten auf seiner stillen, unbeweglichen Brust. Es war schon Jahrzehnte her, dass ich geweint habe und ich hatte beinah vergessen wie es sich anfühlt. Schluchzer begannen meinen Körper zu schütteln und ich vergrub meinen Kopf noch tiefer in seinem Körper, dem bereits anfing jegliche Wärme zu fehlen. Womit habe ich es verdient? Ich finde meinen Mate nach tausend Jahren, nur um ihn nach wenigen Wochen zu verlieren. Warum sollte ich weiterleben, wenn mein Sinn und Glück im Leben tot unter meinem Kopf liegt. Nebenbei hörte ich wie sich die Werwölfe leise bewegten und selbst um gefallene Krieger weinten und trauerten. Mein Rudel blieb nahe an mir und es fühlte sich fast so an, als würden sie mir alleine mit ihrer Anwesenheit Trost schenken wollten.

Doch es gab eine Sache, die ich in meiner Trauer komplett vergaß. Eine wichtige Sache, die die anderen auch vergaßen, obwohl sie die Prophezeiung kannten. Die letzten vier Verse von dieser könnten von immenser Bedeutung sein:

Die Nacht wird kommen

Der Mond in dunklem Rot geglommen 

Liebende verbunden durch Schicksal 

Lichtung getränkt in blutigem Rinnsal

Kriegsende und Sieg in naher Sicht

Der Preis das Herz des Einen bricht

Ist der Andere denn wirklich gegangen Phönix steigt empor aus den Flammen

Unausweichlich in die Sterne geschrieben Kräfte von nun an frei liegen

SchattenwolfWhere stories live. Discover now