36. Eifersucht ✔

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A beautiful day begins with a beautiful mindset

Song: Who would have thought – Dylan Dunlap

Mag sein, dass ich uns den klischeehaften Rückblick erspart habe, dafür sitze ich nun kitschiger Weise mit meinen besten Freundinnen in einem kleinen Café und rühre gedankenverloren in meiner heißen Schokolade herum.

Ehe Clive aufgetaucht ist und sämtliche Vorkommnisse des Schultags heraufbeschworen hat, war mir nach einem Latté Macchiato. Ich hatte mich darauf gefreut, meine Hände um das längliche, warme Glas zu schlingen, mit dem Löffel den Schaum herunter zu naschen und gelegentlich am Strohhalm zu nippen.

Und jetzt habe ich mich letztlich doch für eine heiße Vollmilchschokolade mit Sahne und einem Hauch Vanille entschieden, Nervennahrung.

Nein, Schokolade wurde in den letzten beiden Monaten zur Clive-Nahrung. Clive hat meine gesamten Nerven beschlagnahmt.

Das wimmernde Hintergrundgedudel, das sich Musik nennt, macht meine Laune nicht wirklich besser. Es ist zwar kein John Legend oder Snow Patrol, aber die tiefen Klaviertöne sind so langsam und ruhige...

„Rose, wir lieben dich, aber willst du nicht endlich mit uns reden?"

Ich halte in der Bewegung inne und höre auch endlich damit auf, auf meiner Wange herum zu kauen. Eine neue Macke, die ich mir schleunigst wieder abgewöhnen sollte.

Candice und Linda schenken mir diese Blicke der Marke 'Schätzchen, wir sind für dich da, aber wir können dir nur helfen, wenn du mit uns redest...'. Ich nehme einen großen Schluck von meiner Tasse. Dann seufze ich. „Ich weiß nicht was ihr hören wollt."

Natürlich werfen sie sich einen Blick zu, ehe Candice – die sensiblere von den beiden – ihre zarte Hand auf meine legt und ihren Kopf um ein paar Grad schiefer legt. „Also... du und Clive. Ist das immer noch... Scharade? Ihr beide benehmt euch ziemlich... naja... ziemlich echt."

„Es soll echt wirken?" Irritiert verziehe ich die Brauen.

Candice seufzt leise, fokussiert die Sahne auf meiner Schokolade, dann ihren Erdnuss-Brownie. „Ja, das wissen wir. Nur ihr zwei versteht euch in letzter Zeit ziemlich gut?"

„Gut?" Ich lache verächtlich und will meine Hand zurückziehen, doch Candice schließt blitzschnell ihre Finger darum, wie eine Wildfalle. „Er nutzt mich nur aus. Er sagt ich gefährde den Schein, weil ich etwas mit Seb mache und selbst kichert er mit Maddie herum!", knurre ich aufgebracht und schaffe es einfach nicht meine Hand zu befreien.

Verdammt, Candice ist stärker als dachte – nicht, dass ich das nicht gewusst hätte... nur letztes Mal war sie etwas... schwächer, zumindest ihr Griff.

Sie drückt meine Hand, wie eine kleinere Version einer Umarmung.

Aber ich bin längst nicht fertig.

Mag sein, dass ich eben nicht reden wollte, aber jetzt... ich habe das Gefühl, als müsste ich dem ganzen Ärger Luft machen. „Er will mit mir sein doofes Literatur-Projekt machen und wirkt die ganze Zeit abwesend, lässt mich alles diktieren und dann vor Maddie, ja, behauptet er, dass Edgar Allan Poe ein Gott wäre. Ich meine, das waren meine Worte, und er hat mich dafür nur dämlich angegrinst."

Ich beiße mir einen Moment auf die Zunge. „ER beschwert sich über Seb, aber dann trifft er sich mit Maddie und zieht die Mitleidskarte, wenn ich sauer werde. Ich... Argh, er regt mich so auf! Und er behauptet ich wäre nicht zickig, widerspricht sich dann aber im nächsten Moment und bei Gott, ich weiß, wie zickig ich werde, wenn er wieder mal dermaßen arrogant und selbstgefällig ist!"

Clive | Original | √Donde viven las historias. Descúbrelo ahora