Teil 16

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„Samu?Mitä sä haluat täällä?", rutscht es mir ziemlich unfreundlich raus. Er fährtsich fahrig mit der Hand durch die Haare und ich sehe, dass er am ganzen Körper zittert wie Espenlaub. Kein Wunder, er hat nur einen Hoodie und eine dünne Jeans an. Keine Jacke, keine Mütze, keinen Schal. Es sieht so aus, als sei er völlig überstürzt aus dem Haus und hierher gefahren. Er tut mir leid und so bitte ich ihn natürlich herein. „Tule sisään", fordere ich ihn auf und zögerlich tritt er ein. Ich schließe schnell die Tür hinter ihm, weil mir auch schon kalt ist. „Kahvia?", frage ich kurz und knapp. Er nickt. „Mielellään",sagt er zitternd und folgt mir schweigend in die Küche. Ich hole einen Becher für ihn aus dem Schrank und lasse den Kaffee reinlaufen, dann halte ich ihm das dampfende Getränk hin. Zögerlich und ein wenig ängstlich guckt er mich an und legt dann dankbar seine Hände um die heiße Tasse. Er scheint echt zu frieren.„Setz dich", biete ich ihm an. Samu zieht sich einen Stuhl vom Tisch ab und nimmt Platz. Ich setze mich ihm gegenüber und sage erstmal nichts. Ich möchte,dass ER das Wort ergreift und mir erklärt, warum um alles in der Welt er unser aller Leben vor 2 Jahren so auf den Kopf gestellt hat und quasi von einem Tagauf den anderen alles hingeworfen hat. „Können wir reden, Riku?" fragt er endlich und es scheint, als ob er sich etwas gesammelt hat und nun bereit für ein Gespräch mit mir ist. „Ich bitte drum, verdammt noch mal Samu, was zur Hölle....", ich merke, wie ich mich gerade in Rage reden könnte, will ihn aber nicht abschrecken, weil ich endlich hören will, was er zu sagen hat, also atme ich einmal tief durch... „Sorry, ich höre dir zu." Er ist wirklich ziemlich fertig und trinkt einen großen Schluck Kaffee. „Naja, etwas hast du ja gestern Abend schon mitbekommen", fängt er vorsichtig an. „Es ist nicht so einfach, weißt du.Jedes Mal, wenn ich in mein Studio wollte, ist sie gekommen und hat mich davon abgehalten. Ich habe mich schon oft danach gesehnt, wieder die Gitarre in die Hand zu nehmen, Songs zu schreiben. Ideen sind genug da." Er lacht bitter auf.„Mein ganzes Handy ist voll damit." Er legt mir sein Smartphone auf den Tisch und öffnet den Ordner mit den entsprechenden Dateien. Es sind hunderte. Ich muss schlucken. „Aber?" frage ich vorsichtig nach. „Wir haben keinen Ehevertrag, Rick, wenn sie zum Anwalt geht und sich scheiden lässt, bin ich mindestens die Hälfte von allem los, was ich mir über die Jahre erarbeitet habe, wenn nicht noch mehr. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe schon öfter über Trennung nachgedacht, aber wie ich es drehe und wende, sie hat mich in der Hand, vollkommen. Von der Presse und dem ganzen Medienrummel mal abgesehen. Das käme noch oben drauf. Wer weiß, was sie denen erzählen würde.Wahrscheinlich wäre ich dann sowieso für immer ruiniert und würde musikalisch sowieso kein Bein mehr an die Erde kriegen." Erst jetzt wird mir bewusst, wie verzwickt seine Lage ist und wie verzweifelt er sein muss. Wie viele schlaflose Nächte muss er hinter sich haben. Es tut mir im Herzen weh, wie er da vor mir sitzt und ich ihm scheinbar erstmal nicht helfen kann. Nur eins fällt mir noch ein. „Hast du mal mit Mikko geredet?" Samu lacht bitter auf. „Mikko? Das ich nicht lache, der redet kein Wort mehr mit mir. Weißt du, wie sauer er auf mich ist? Er hat sich völlig von mir entfernt. Wir haben uns mindestens ein Jahr lang nicht mehr gesehen, geschweige denn miteinander geredet." Ach du heilige Sch...., geht es mir durch den Kopf. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet.Wenn ich ihm doch nur irgendwie helfen könnte.

Do we love it enough to come back home?Where stories live. Discover now