Teil 36

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Das nächste was passiert ist, dass ich den Luftzug eines an mir vorbei rauschenden Managers spüre, der wie von der Tarantel gestochen Türen knallend nach draußen stürmt und dann einmal laut losbrüllt. Er schreit so laut, dass ich es durch die Fenster und die Tür bis hierher ins Büro, das im hinteren Teil des Gebäudes ist, höre. Er tritt sogar gegen die Tür mit voller Wucht, dass diese laut scheppert. Noch nie zuvor habe ich einen solchen Wutanfall bei einem Menschen erlebt, nicht mal bei Mikko, den ich schon ziemlich oft wütend gesehen habe. Mir zittern die Knie, Riku und ich sehen uns ziemlich entsetzt an und er greift nach meiner Hand. „Fuck", flüstert er leise. Damit hat wohl er nicht mal gerechnet. Nach 5 Minuten wird alles still und wir fragen uns, ob Mikko einen Herzanfall erlitten hat, obwohl er eigentlich topfit und sportlich ist, aber das war echt heftig. Endlich taucht der völlig fertige Mikko wieder im Büro auf und ist völlig verschwitzt. Er sieht aus, als wenn er einen Marathon hinter sich hätte. Er stellt sich vor mich und packt mich an den Schultern. Ich sehe Tränen in seinen Augen blitzen und das lässt mir das Blut in Adern gefrieren.„Ist das dein fucking Ernst Samu?", fragt er mit kratziger Stimme und eine Träne läuft ihm die Wange herunter. „Dafür hast du alles hingeworfen, hast unseren Lebenstraum zerstört? Deinen Lebenstraum vor allem? Hast du vergessen,wie wir durch die Gegend gefahren sind von Tonstudio zu Radiosender und wiederzu Tonstudio und um Aufmerksamkeit gebettelt haben, damit endlich einer deine Musik spielt? Hast du die Zeit, die ganzen Anstrengungen vergessen? Hast du vergessen, wofür du und ich uns den Ar... aufgerissen haben? Hast du dein Ziel und deinen Traum vergessen? Das alles wegen einer Frau? Wegen dieser Frau? Hast du auch nur eine Sekunde an Osmo, Sami, Raul und Riku gedacht, als du alles hingeschmissen hast und uns diese miese Lüge aufgetischt hast? Hast du das?"Bei den letzten drei Worten schüttelt er mich heftig. Riku legt beschwichtigend seine Hand auf Mikko's Unterarm. „Mikko, lass gut sein", versucht er mit sanfter Stimme den Manager zu beruhigen. „Vorwürfe bringen uns jetzt nicht weiter. Wir müssen nach einer Lösung suchen." „Nach einer Lösung? Wir? Ich bin doch wieder derjenige, der den Karren aus dem Dreck ziehen soll, oder? Das erwartet ihr doch", seine Stimme wird wieder laut und zittert ziemlich doll. Ergeht um den Schreibtisch herum und lässt sich erschöpft in den Stuhl fallen.Wir alle blicken uns sprach- und hilflos eine ganze Weile nur an. Mikko fährt sich mehrmals ziemlich verzweifelt durch die Haare und man merkt ihm an, dass er all das erstmal sacken lassen muss. „Komm Rick", sage ich zu Riku. „Es hat keinen Zweck. Lass uns fahren." Riku seufzt und erhebt sich langsam aus dem Stuhl. Wir haben wohl vergeblich auf Hilfe gehofft und ich kann Mikko nicht mal böse sein. Ich würde mir an seiner Stelle auch nicht helfen. Meine letzte Hoffnung, dass alles irgendwie gut wird, schwindet allerdings in diesem Moment völlig. Als wir im Türrahmen sind, höre ich plötzlich Mikko's Stimme. „Stopp, ich helfe euch." Wir drehen uns völlig perplex um. „Was?", frage ich nochmal nach.„Ich helfe euch, unter einer Bedingung." „Und die wäre?", hakt Riku nach. Mikko steht auf, kommt zu uns und guckt mich eindringlich an. „Du sagst ihnen ALLEN warum du die Band aufgegeben hast. Sie haben die Wahrheit verdient." Allein die Vorstellung versetzt mich in Angst und Panik, vor allen versammelt zu stehen und die ganze Geschichte nochmal zu wiederholen. Was, wenn sie so ausrasten wie Mikko oder auf mich losgehen? Aber ich weiß, dass Mikko Recht hat. Sie haben die Wahrheit verdient. Ich nicke schwach. „Deal", sage ich und halte ihm die Hand hin. „Deal", sagt Mikko und ergreift sie. Riku legt seine Hand drauf und wir alle drei gucken uns dabei in die Augen.

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