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RIKU

In den nächsten Tagen hatte ich viel Besuch im Krankenhaus, die Jungs, meine Eltern, immer war irgendjemand da und nie ergab sich die Gelegenheit, allein mit Samu zu sprechen. Ich bin so müde und so kaputt und sehne mich nur nach einem Moment der Ruhe. Auch die Polizei hatte mich natürlich befragt und ich habe ihnen, so gut ich eben konnte, die beiden Typen beschrieben, die mich zusammengeschlagen haben. Heute ist endlich der Tag meiner Entlassung. Mikko und Samu sind da und helfen mir beim Einpacken. Ich kann schon wieder ganz gut durch die Gegend laufen, auch, wenn ich natürlich noch ein paar Schmerzen habe. Zum Glück habe ich Tabletten bekommen, die ich bis zu dreimal am Tag nehmen kann, wenn die Schmerzen zu viel werden. Es steht immer noch eine Aussprache zwischen Samu und mir. Mehr als eine Umarmung und sehnsuchtsvolle Blicke konnten wir uns hier im Krankenhaus nicht geben. Endlich haben wir alles zusammengesucht. Meine Tasche steht fertig gepackt auf dem Bett. Samu nimmt sie herunter und wir gehen zur Stationsinfo, um meine Entlassungsunterlagen zu holen. Die Schwester weist mich darauf hin, dass ich in ein paar Tagen zur Nachuntersuchung kommen muss, dann werden auch die Fäden von meiner Schnittverletzung gezogen und die gebrochene Rippe nochmal kontrolliert. Dann endlich können wir nach Hause fahren. Mikko und Samu sind mit dem Transporter da und fahren mich nach Hause. Sie lassen es sich nicht nehmen, mir meine Sachen bis ins Haus zu tragen. Dann stehen Samu und ich unbeholfen voreinander. Ich habe mir etwas überlegt, aber dafür brauche ich wenigstens ein paar Stunden Zeit. „Können wir noch irgendwas für dich tun?", fragt Mikko. „Danke, nein, ich glaub, ich brauch erstmal mal ein bisschen Ruhe. Seid mir nicht böse. Ich komm klar." Mikko guckt mich etwas skeptisch an. „Varmasti?" (sicher?) fragt er mich und ich nicke. Ich kann die Enttäuschung förmlich in Samu's Augen sehen. Halte durch, Babe, denke ich innerlich und nehme beide zum Abschied in den Arm.

SAMU

Mikko fährt mich nach Hause, nachdem wir Riku aus dem Krankenhaus abgeholt haben. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie traurig und fertig ich bin. Ich will so dringend mit ihm sprechen und hatte eigentlich gedacht, dass wir uns wieder annähern, nachdem klar war, dass er mich verlassen hat, weil er bedroht wurde. Vielleicht steht das Thema mit den Kindern ja doch noch zwischen uns. Vielleicht will er mich ja doch nicht zurück. Ich bin total in Gedanken versunken, dass ich gar nicht merke, dass wir schon vor meiner Haustür stehen. „Danke Mikko. Bis dann." „Hey Großer", er legt sanft seine Hand auf meine Schulter. „Das wird schon wieder mit euch beiden. Gib Riku ein bisschen Zeit, er hat echt was mitgemacht die letzten Tage." Ich nicke und seufze. „Ja, vielleicht hast du Recht und ich bin mal wieder zu ungeduldig." Mit hängendem Kopf steige ich aus und gehe in mein leeres Haus. Als die Haustür zu ist und ich sicher bin, dass mich niemand hört, schreie ich laut.„Fuuuucccck." Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare und sinke unter Tränen zu Boden. Ich will Riku zurück. Ich will ihn so sehr, dass es weh tut. In diesem Moment piept mein Handy und mein Herz beginnt sofort wie wild zu schlagen, weil ich hoffe, dass es eine Nachricht von Riku ist. Mit zitternden Händen entsperre ich den Bildschirm. „Riku", flüstere ich leise vor mich hin. „Samu, können wir uns heute Abend sehen? Es würde mir viel bedeuten, 19 Uhr? Riku" Ich gucke auf die Uhr. Noch 6 Stunden, wie soll ich diese Zeit überstehen? 

Do we love it enough to come back home?Where stories live. Discover now