Fünfzehn 🌻

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Hell strahlte die Sonne in das Zimmer rein. Müde legte ich meine Hände über die Augen. Ich wollte nur noch ein paar Minuten länger schlafen.
„Wir sollten aufstehen. Es ist fast Mittag", ertönte Azriels noch rauere Stimme als sonst, von hinter mir, aber im selben Moment drückte er mich noch fester an sich.
„Wieso? Hast du noch was wichtiges vor?"
Azriel brummte nur verneinend.
„Alsooo, aber ich muss trotzdem kurz aufstehen."
„Nö", murrte er und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.
Lachend befreite ich mich aus seinen Armen und kletterte aus dem Bett. Bei jeder kleinsten Bewegung spürte ich den schmerzhaften Muskelkater, der meinen ganzen Körper durchzog. Ich warf noch einen letzten Blick auf Azriel. Er hatte die Augen wieder geschlossen und war wieder auf dem Weg ins Land der Träume. Sein braun gebrannter Körper hob sich von den weißen Laken ab und seine Flügel schimmerten wieder in allen Farben. Langsam und schwerfällig schlich ich Richtung Bad.
„Kommst du wieder?", Hoffnungsvoll schaute er mich an.
Ich nickte und verschwand dann. Schnell ging ich auf Toilette und lehnte mich dann müde ans Waschbecken. Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht um wach zu werden, als mir die dunklen Flecken an meinem Hals auffielen. Hastig strich ich meine Haare aus dem Weg, um ein freies Blickfeld zu bekommen. Blau, lilane Flecken schimmerten auf meiner zu hellen Haut. Ich war immer so furchtbar blass. Die Flecken waren unregelmäßig, aber auch Azriel würde klar sein, dass seine Hände die verursacht hatten. Wenn er sie sah, würde er mich wieder von sich stoßen? Ich zog meine Haare wieder nach vorne und hoffte er würde es einfach nicht bemerken. Also ging ich wieder zurück in mein Zimmer. Azriel schnarchte leise vor sich hin, wann hatte er das letzte Mal richtig geschlafen? Er lag in der Mitte vom Bett, die Flügel weit ausgebreitet und ich lächelte vor mich hin. Wie hatte das hier passieren können? Aber es war richtig das wusste ich. Zu 100%.
„Kommst du?"
Ich lachte leise und kletterte wieder zurück ins Bett.
„Du willst wirklich den ganzen Tag im Bett liegen?"
„Wieso hast du noch was vor?", er stützte sich auf seine Hände und schaute mich unter einer hochgezogenen Augenbraue an.
„Nö", kicherte ich.
Den Kuss den ich nicht bekommen hatte, hatte ich ganz vergessen.
„Wie geht das hier jetzt eigentlich weiter?"
Fragend schaute Azriel mich an.
„Das alles hier mit der Seelenverbindung und sonst alles. Wir können nicht immer im Bett bleiben. Du hast bestimmt Verpflichtungen und sowas und ich..."
Ich hatte kein Leben in das ich wieder zurück kehren musste. Was wollte ich machen? Ich hatte keine Träume oder Vorstellungen davon wie ich leben wollte. Ich hatte nie gelebt, wusste gar nicht wie das geht. Was genau wollte ich? Alles was ich wusste war, dass ich mein Leben nicht von einem Mann abhängig machen wollte. Ich wollte selber irgendwas erreichen, aber was?
„Es ist egal was kommt, ich weiß dass das hier funktioniert und das ich will das du bei mir bleibst."
Aus großen, haselnussbraunen Augen, schaute er mich skeptisch an.
„Bist du dir nicht sicher?"
Ich seufzte und lehnte mich gegen das hölzerne Kopfteil vom Bett.
„Bei dir bin ich mir und dem zwischen uns bin ich mir irgendwie schon sicher, aber bei dem ganzen Rest nicht. Ich mein ich bin 18 Jahre alt und ich hab keine Ahnung wie man lebt. Ich weiß auch gar nicht was ich erwarte oder was ich möchte."
„Ist doch nicht tragisch. Find es heraus, wir haben noch so viel Zeit."

Schattensänger 🌙Where stories live. Discover now