Siebzehn ⛈

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Sanft schubste er mich von seinem Schoß runter und stand dann selber auf.
„Zieh dich an, ich weiß was wir heute machen."
Gespielt trotzig schaute ich ihn an, weil er mich von sich gestoßen hatte. Aber er grinste nur und wanderte rüber in sein Zimmer. Und ich saß hier mit Schmetterlingen im Bauch und lächelte die verschlossene Tür an, in der eben noch Azriel gestanden hatte. Von mir aus konnte es immer so bleiben. Ich saß noch eine Weile im Bett und betrachtete die Tür, während ich die Ereignisse der letzten Nacht in meinem Kopf nochmal anspielte. Es war so viel passiert, aber noch immer hing mir der verschmähte Kuss nach. Es ging alles so schnell, aber trotzdem fühlte es sich richtig an. Ich meine wir hatten eine Seelenverbindung, das war ein ganz anderes Szenario als wenn ich einfach einen Typen auf der Straße streifen würde und wir uns in der zweiten Nacht schon das Bett teilten. Azriel und ich waren vorbestimmt, wir waren von Anfang an gebunden gewesen, deswegen haben alle Beziehungen und alles nie funktioniert, nicht das ich wirklich eine Beziehung gehabt hätte. Aber alles hatte so kommen müssen, wie es gekommen ist und hatte uns beide auf das hier vorbereitet. Es klang so kitschig, dass ich eigentlich schon fast über mich selber lachen wollte. Der der mir erzählt hätte, dass ich so denken würde... ich glaube ich hätte ihm eine verpasst. Trotzdem gab es noch so viele offene Fragen, ich seufzte und stand endlich auf um mich umzuziehen. Schnell zog ich mich an und setze mich dann wieder aufs Bett.
„Bist du fertig?"
Mit einem leisen Aufschrei erschrak ich. Wütend schmiss ich ihm mein Kissen entgegen.
„Ich hab gesagt das nächste Mal schmeiß ich dir was an und was übernächste Mal ist es was schlimmeres als ein Kissen."
Azriel lachte nur laut und warf das Kissen zurück.
„Kommst du?"
„Ja", brummte ich ihn wütend an und folgte seiner ausgestreckten Hand.
Fest nahm er meine Hand in seine. Seine großen Flügel mit den bedrohlichen Krallen lagen eng an seinem Rücken. Er zerrte mich durch das ganze Haus bis raus in den Wald. Und noch weiter.
„Wir müssen noch ein Stück, dann kann ich den Wind teilen aber hier ist ein Schutz."
„Den Wind teilen?"
„Entschuldigung ich vergess manchmal das du so unwissend bist", er drehte sich um und grinste mich frech an.
„Also? Erklärst du's mir?"
Wartend wedelte ich mit der Hand damit er sich beeilte.
„Ich zeig es dir."
Er hielt mitten zwischen den Bäumen an, so plötzlich dass ich ihn rein lief. Er ließ meine Hand los. Stellte sich dann vor mir auf. Frech, aber zufrieden lächelte er mich an. Er war nur noch am Lächeln, schon seit wir heute Morgen aufgewacht waren. Er schaute mich immer noch an, als seine Schatten sich um ihn zusammenzogen und er plötzlich einfach verschwunden war. Überrascht schaute ich auf die Stelle an der Azriel eben noch gestanden hatte, wo jetzt nur noch Bäume waren.
Irgendjemand legte seine Arme von hinten um mich. Entsetzt schrie ich auf, zuckte zusammen, doch dann hörte ich ein mir inzwischen sehr vertrautes Lachen an meinem Ohr und er drückte mir einen Kuss auf die Backe. Ich strampelte mich frei und schaute ihn wütend an.
„Du nervige, übergroße Fledermaus."
Laut und schallend lachte er weiter, solange bis ihm Tränen in den Augen standen.
„Ich meins ernst. Irgendwann bekomm ich mal nen Herzinfarkt und dann?"
„Du bist noch jung so schnell passiert das nicht."
Noch immer fiel es ihm schwer nicht zu lachen.
„Du bist unmöglich echt", kicherte ich inzwischen auch. Es war schwer sich nicht von ihm anstecken zu lassen, wenn er so ausgelassen war und in mir wurde ganz warm ums Herz, wenn ich ihn so sah, im Vergleich zu dem verlorenen, gebrochenen Mann der er letzte Nacht gewesen war. Es würde bei uns beiden lange dauern bis alle Wunden verschlossen waren und hässliche Narben würden immer zurück bleiben, aber das hier war der Anfang.

Schattensänger 🌙Where stories live. Discover now