Nach der Dusche ging er zurück in sein Zimmer und fand seinen Freund vor der gerade in seine Trainingsklamotten schlüpfte. Für ihn war das kein ungewohnter Anblick schließlich kannten sie sich schon länger und nach dem Training hatten sie sich schon oft gesehen und trotzdem blieb er im Türrahmen stehen.
Yamaguchi trug bereits Shorts und hatte sich gerade das T-shirt über den Kopf gezogen weshalb er ihn nicht gleich wahrnahm. Mit einem komischen Gefühl im Magen war ihm der Anblicks seines nackten Oberkörpers plötzlich unangenehm und er sah schnell weg.
Einen Augenblick später hörte er seine Stimme. "Hey morgen Tsuki du warst schon duschen? Warst du etwa laufen heute morgen?"
"Ja ich war ein bisschen laufen", antwortete er wortkarg und zog sich seine schwarze Trainingsjacke über.
"Gehen wir zusammen zum Frühstück? Ich könnte einen warmen Tee vertragen, ist ganz schön kalt draußen."Wenig später saßen sie bereits im Speisesaal und etwas müde aß Tsukishima ein paar Löffel Suppe.
Während die anderen laut stark darüber diskutierten das Tanaka und Nishinoya einfach viel zu laut geschnarcht hätten schaute sich der blonde Mittelblocker immer wieder ungewollt im Raum um.
Er wollte es sich nicht eingestehen aber unterbewusst suchte er nach einer roten Jacke und schwarzen strubbeligen Haaren.
Als sich Kageyama zu ihnen setzte sah er wie gebannt auf, er hatte nur die schwarzen Haare gesehen.
Genervt von sich selbst hielt er seinen Löffel fest umklammert. So ein Mist, er benahm sich wie ein Idiot.
Er musste sich ganz dringend wieder fangen bevor einer etwas mitbekam. Also zwang er sich seine Suppe aufzuessen ohne ein weiteres Mal aufzusehen.
Yamaguchi der direkt neben ihm saß bemerkte zum Glück nichts von seiner Angespanntheit und beteiligte sich eher an den Gesprächen der anderen.
Nachdem sie alle aufgegessen hatten gingen sie in der Gruppe hinüber zu den Trainingshallen.
Die Trainer ließen sie als Aufwärmtraining diesmal nicht im Kreis in der Halle rennen, sondern schickten sie dafür in den Wald, indem sich der Blocker ja bereits auskannte. Angestrengt versuchte er sich auf seine Atmung und das Gefühl in seinen Beinen zu konzentrieren und nicht darauf, sich andauernd umzudrehen. Einerseits würde er gern wissen ob der Capitän der Nekoma mit ihnen trainierte und andererseits wollte er sich auf keinen Fall wieder so überrumplen lassen.
Nach dem Lauf im Wald kehrten sie zur Halle zurück und machten ein paar Übungen. Dabei fielen vorallem Kageyama und Hinata auf. Noch vor der Abreise hatten sie sich immer wieder in den Haaren gehabt und darunter hatten auch ihre Angriffe gelitten. Gestern noch hatten sie kaum einen ordentlichen Spielabschlag hinbekommen, doch heute schienen sie sich wieder im Griff zu haben.
Vielleicht hatten sie ihre Kinderspielchen mal unter Kontrolle gebracht und miteinander geredet. Kopfschüttelnd von so viel Aufmerksamkeit konzentrierte er sich auf ihr Training.
Nach dem Mittagessen spielten sie dann zwei richtige Spiele doch nicht gegen die roten Katzen.
Oikawa grinste ihnen von der anderen Seite aus entgegen und ihre Abwehr hatte schwer zu kämpfen mit seinen wahnsinnig harten Aufschlägen.
Die Stunden vergingen wie im Flug und er war froh über die kurze Nachmittagspause.
Mit einer Trinkflasche in der einen und einem Handtuch in der anderen stand er wie viele andere vor der Halle und kühlte sich kurz ab.
Er hatte gerade seine Brille abgezogen um sie kurz zu putzen als er etwas rotes wahrnahm und dann auch schon die Stimme und den inzwischen vertrauten Klaps auf seinen Rücken verspürte.
"Hey Glasses-kun, alles klar, hattest wohl ein hartes Match, hast du dich auch angestrengt"?
Als Antwort rollte er nur mit den Augen und setzte dann seine Brille wieder auf.
"Und ihr hattet wohl Tanzstunden nebenher oder wo habt ihr gesteckt"?
"Hey, meine Mannschaft war heute einfach in eine andere Halle eingeteilt, dort haben wir mit der Shiratorizawa trainiert und die haben uns ein paar echt krasse Tricks gezeigt", prallte der andere und wirkte mehr als überheblich.
"Und du bist dir sicher das sie euch nicht einfach reingelegt haben,] um zu wissen was ihr beim nächsten Spiel für Techniken hernehmt"?
Seinem Gegenüber fiel schier das Gesicht runter. "Äh, nein, das haben sie.. Verdammt".
Tsukishima grinste zufrieden. "Also doch nicht so die Leuchte".
"Hey, du kannst echt ganz schön austeilen Glases-kun, warts ab bis ich mit dir mal auf einem Feld stehe, dann lass ich dich alt aussehen", profozierte ihn der schwarzhaarige und hatte dabei einen zutiefst animalischen Blick.
"Das werden wir ja sehen".
Für ein paar Sekunden sahen sie sich tief in die Augen. Tsukishma spürte das prickeln und knistern zwischen ihnen. In seinem Bauch kam ein sehr komisches Gefühl auf, er konnte es gar nicht richtig beschreiben. Der andere war ihm so nah das er seinen Atem auf der Haut spüren konnte. Sie durchbohrten sich förmlich mit Blicken und am liebsten wäre er ihm ausgewichen doch die Schmach wollte er sich nicht geben.
Irgendwann, er wusste nicht wielange sie sich angesehen hatten, es hätten Stunden vergehen können, verzog der schwarzhaarige das Gesicht zu einem koketen Lächeln und wand sich ab.
"Das werden wir", murmelte er verschwörerisch dann lies er ihn einfach stehen.
Er sah ihm noch lange hinterher vollkommen überrumpelt. Was war das blos gerade?
"Hey Tsuki es geht weiter kommst du", rief ihn Yamaguchi und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Erschrocken fuhr er zusammen als hätte ihn sein Freund eben zurück in die Realität geholt.
"Ich komm schon", murmelte er und wand sich endgültig von der roten Jacke in der Ferne ab.
Yamaguchi sah seinen Freund unsicher an. Irgendwie benahm er sich seltsam.Nach der Nachmittagseinheit hatten sie endlich Schluss für heute.
Sie hatten sogar ein wenig länger gemacht, weshalb sie spät dran fürs Abendessen waren. Ohne Dusche mussten sie also in den Speisesaal gehen. Daichi hatte sie vor die Wahl gestellt, entweder Duschen oder Essen und für viele war die Wahl vollkommen klar gewesen.
Also saßen sie nun alle gemeinsam am Tisch und diesmal schaffte es der blonde Riese seinen Teller ganz leer zu essen. Was im Vergleich zu den anderen zwar immer noch wenig war, für ihn aber mehr als ausreichend war.
Sobald sie fertig waren gingen sie erschöpft zurück in ihren Abteil, wo sich die meisten gleich für eine Dusche entschieden. Tsukishima jedoch hatte nicht sonderlich viel Lust mit dem gesamten Team sich in den Duschraum zu quetschen, weshalb er sich mit seinen Kopfhörern zunächst an den Tisch in ihrem Aufenthaltsraum setzte.
Er wollte gerade sein Handy verbinden als es plötzlich vibrierte.
Eine Nachricht, von einer unbekannten Nummer. Mit einer hochgezogenen Augenbraue öffnete er sie.Hi, Glasses Kun ich wollte dich fragen ob wir morgen gemeinsam joggen gehen sollen? Wo wir doch scheinbar eh die einzigen sind.
Das gibts doch nicht, jetzt stalkte er ihn auch noch?
Woher hast du diese Nummer?Schrieb er ohne Umschweife und bekam auch gleich eine Antwort.
Dein kleiner braunhaariger Freund der meistens an deinem Rockzipfel hängt hat sie mir gegeben. Dabei ist mir aufgefallen das ich gar nicht deinen richtigen Namen kenne, aber den hat mir dein Freund auch verraten, richtig Tsuki.
Verdammt Yamaguchi, er wollte das bestimmt nicht. Normalerweise wusste er das er sie nicht rausgeben sollte. Nichtmal alle in ihrem Team hatten seine Nummer, wahrscheinlich hatte er ihn überrumpelt oder eingeschüchtert, ja das würde zu ihm passen. Außerdem hasste er es wenn andere ihn Tsuki nannten, das durfte nur eine Person und das auch nur weil sie sich schon seit ihrer Kindheit kannten. Trotzdem musste er grinsen, er wusste nicht mal seinen Namen, das war so vollkommen absurd."Das hast du ja geschickt angestellt, für dich trotzdem noch Tsukishima".
Er wollte sein Handy schon wegstecken als es gleich wieder vibrierte, was war denn mit dem los, der hing ja an ihm wie eine Klette.
"Ist ja ok. Also gehen wir jetzt morgen zusammen joggen?Eigentlich sollte er sich von diesem Kaoten fernhalten aber irgendwie kam es auch komisch rüber wenn er nein sagte. Vielleicht würde der andere ihn dann für verklemmt halten, außerdem würden sie sich auf diesem kleinen Gelände sowieso früher oder später über den Weg laufen und auf eine erneute Situation wie heute im Wald konnte er gerne verzichten. Also schrieb er:
"Meinetwegen, ich laufe immer gegen 5, wenn du nicht da bist, gehe ich ohne dich".
"In Ordnung, ich werde da sein. Bis morgen."
Er steckte sein Handy entgültig weg, gerade als die ersten aus der Dusche kamen.
"Hey Tsuki die Duschen sind jetzt frei wenn du gehen willst", rief ihm Tadashi zu und er sah zu ihm auf.
Er sollte zumindest ein bisschen sauer auf seinen Freund sein, das er einfach seine Nummer herausgegeben hatte, doch irgendwie konnte er ihm nicht böse sein. Wenn er in die vertrauten brauen Augen blickte, sah er in ihm immer noch den kleinen unbeholfenen Jungen aus der Mittelschule. Und gegen ihn konnte er kein böses Wort erheben, auch wenn er es gewollt hätte, er war sein Freund.
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Kurotsuki Wilde Gefühle
Non-FictionTsukishima Kei ist ein blonder Junge in einer Volleyballmannschaft, trotz seiner bestattlichen Größe fällt er nicht sonderlich auf da er nicht einen solch ausgeprägten Kampfgeist hat wie manch andere Spieler. Aber sein bester Freund Yamaguchi Tadash...