Ziemlich gefrustet zog Tsukishima das Spiel durch auch wenn er wahrscheinlich energischer spielte als je zuvor versuchte er sich seine innerliche Erregung nicht anmerken zu lassen. Dennoch bekam er von allen Seiten gute Rückmeldung die er aber ausblendete. Kein einziger freundlich gemeinter Schulterklopfer war so befriedigend wie das verärgerte und doch angespornte Gesicht seines Gegeners. Dieses einen schwarzhaarigen Gegners den er bestimmt durch das Netz fixierte. Er hatte ihm die Gelegenheit genommen auf seine zutiefst aufwühlenden Worte zu reagieren und das frass sich tief in sein Inneres. Genervt unterdrückte er den Drang zu ihm hinüber zu gehen und ihm seine Meinung ins Gesicht zu schleudern. Normalerweise war er nicht so aufbrausend aber dieser Kerl hatte ihn beleidigt und ausgenutzt und wahrscheinlich hatte er es bereits all seinen Freunden erzählt was er mit ihm gemacht hatte. Wie er darauf kam? Nicht nur Kuroo selbst warf immer wieder zweideutige Blicke zu ihm hinüber auch ein paar andere Spieler des gengnerischen Teams fixierten ihn und tuschelten dann.
Als sie letztendlich das Spiel für sich entschieden wollte er so schnell wie möglich die Halle verlassen, deshalb schnappte er sich nur kurz sein Handtuch und die Trinkflasche und ging zur Tür.
"Tsuki wo willst du hin", fragte Yamaguchi und lief ein paar Schritte hinter ihm her.
"Ich will duschen bevor alle anderen gehen", sagte er plump und drehte sich wieder um.
"Okay. Weißt du, du warst heute echt gut".
Die Worte aus Tadashis Mund waren für ihn nichts neues doch als er sich ein weiteres mal umdrehte sah er in das lächelnde Gesicht seines Freundes. Es war ehrlich und aufrichtig und er freute sich für ihn. Für einen kurzen Moment vergaß er all seinen Frust den er in sich trug und ein Lächeln huschte über seine gerade noch aufeinander gepressten Lippen.
"Danke, ich war irgendwie motiviert", meinte er.
"Dann solltest du diese Motivation unbedingt aufrecht erhalten, egal was es ist". Tadashi strich sich eine strähne aus der Stirn und Tsuki durchfuhr ein vertrautes, warmes Gefühl. Sein Freund stand hinter ihm und er verhielt sich wie immer. Er löste keinen solch verwirrenden Empfindungen in ihm aus. Eigentlich war er für solch schmalzige Redewendungen nicht zu haben doch er war sein Fels in der Brandung. Sie kannten sich seit dem Beginn der Mittelschule, damals war er ein hilfsbedürftiger kleiner unsicherer Junge gewesen der öfter mal von ein paar anderen gehänselt wurde. So hatten sie sich auch kennengelernt, er hatte ihn nicht direkt bewahrt vor solchen Mobbinganfällen, doch als er es gesehen hatte, hatte er die anderen zwei Jahre ältere Mittelschüler einfach nur schäbig gefunden und es ihnen auch deutlich gesagt. Auf ihn hatten sie gehört, wahrscheinlich hatten sie einfach nur Angst gehabt weil er schon damals recht groß gewesen war. Da waren sie zurück gewichen und seit diesem Tag hatte keiner mehr Tadashi angerührt. Vielleicht lag das daran das er ihm einfach nicht mehr von der Seite gewichen war. Anfangs war ihm das zwar ein bisschen auf die Nerven gegangen, doch nun Jahre später musste er sich eingestehen, das es sich komisch anfühlen würde, wenn er den dunkelhaarigen Kerl nicht jeden Tag sehen würde. Es würde einfach etwas fehlen.
Von diesem Flashback überrumpelt hatte er Yamaguchi ein paar Minuten völlig leer beobachtet. Wie er seine Trinkflasche hob, gierig trank, ein paar Worte mit den anderen wechselte und sich dabei immer mal wieder seine verschwitzten Haare aus dem Gesicht strich.
Mit einem aufgwühlten Druck im Bauch machte er sich endlich auf den Weg zu den Duschen.
Zunächst musste er jedoch zu seinem Zimmer, schließlich hatte er keine frischen Klamotten dabei und auch sein Kulturbeutel lag noch dort.
Gerade bog er um die Ecke als jemand ihn ruckartig hinten an der Jacke zurück zog.
"Hey was...", rief er und drehte sich um und sein Adrenalinspiegel schoss in die Höhe.
"Lass mich sofort los", schrie er darauf und wich mehere Meter zurück.
"Nein, du entkommst mir so schnell nicht, Glasse-kun", meinte der andere mit tiefer Stimme und ging wieder einen Meter auf ihn zu.
"Bleib mir einfach fern, du kannst dir in Zukunft einen anderen dummen Jungen suchen der auf deine Spielchen reinfällt".
"Was für Spielchen eigentlich?", schrie der andere und wirkte jetzt noch unheimlich als zuvor.
"Ich war von Anfang an ehrlich zu dir, ich habe gesagt das ich Spaß will und das man mal alles ausprobieren sollte. Das waren meine Worte, ich habe dir keine Beziehung versprochen und deshalb ist dieses Eifersuchtsdrama hier vollkommen unrelevant".
Seine Glieder zuckten unkontrolliert zusammen als er das Wort "Eifersuchtsdrama" hörte. War es das? War er eifersüchtig? Wollte er etwa mehr? Nein, ganz bestimmt nicht, oder?
Verwirrt durch die klaren Worte des schwarhaarigen aufgebrachten Capitäns, brauchte er einige Minuten bevor er antworten konnte.
"Ich bin nicht eifersüchtig", brachte er es dann leise heraus. "Ich wollte nur nicht das du noch mehr Jungs in diese Falle treibst".
"Was für eine Falle, was redest du da? Das klingt ja gerade so als wenn ich ein Jäger auf der Suche nach Beute wäre", zog der andere es etwas ins Lächerliche und grinste dabei.
"Genau das bist du ja, du hast mich in die Enge getrieben und mir eingeredet das ich schwul bin obwohl ich noch nie zuvor etwas mit jemanden...", er sah beschämt zur Seite und konnte den Satz nicht beenden.
"Ich habe dir garnichts eingeredet, ich habe dir nur gezeigt was in dir stecken kann. Du hättest jederzeit zurückweichen oder nein sagen können, aber du hast mitgemacht und zwar von dir aus."
Kuro war ihm jetzt ganz nah und sein anzügliches Lächeln war auf seine Lippen zurück gekehrt.
Tuskishima wusste das er Recht hatte. Er war nicht wie ein Lämmchen vorm bösen Wolf eingeschüchtert zurückgewichen oder etwas ähnliches, er war selbst zum Wolf geworden. Er war von sich aus zu diesem Treffen gegangen und das im vollen Bewusstsein was passieren würde. Hieß das er hatte sich entschieden?
Seufzend griff er sich an den schmerzen Kopf und lehnte sich erschöpft gegen die nächste Wand.
"Heey, alles klar bei dir? Ich weiß das dir jetzt viel durch den Kopf geht aber du darfst das nicht so eng sehen. Nur weil du mal was mit nem Kerl hattest, heißt das nicht das du ausschließlich schwul bist. Ich hatte auch schon was mit Mädchen und hab beschlossen das ich beides mag. Es ist nicht alles immer nur schwarz oder weiß".
Er klang richtig wie ein Klugscheißer aus so einer Jugendzeitschrift und allein die Tatsache das dies garnicht zu dem impulsiven Kerl passte lies ihn die Augenbrauen hochziehen und ein wenig schmunzeln.
"ja ich weiß das klingt aus meinem Mund etwas sonderbar aber ich bin auch schließlich zwei Jahre älter und hab damit schon viel mehr Lebenserfahrung wie du", meinte Kuro und klang wieder mehr wie er selbst und er konnte nicht anders als ihn augenrollend einen Stoß zu versetzen.
"Na also scheint so als hättest du dich beruhigt. Wo wolltest du eigentlich so schnell hin?"
Zwar ging sein Atem wieder ruhiger und sein Blut floss wieder in einer normalen Strom durch seinen Körper doch in seinem Kopf gab es noch so viele unbeantwortete Fragen die er aber mit sich selbst ausmachen musste.
"Ich wollte duschen, ich kann es nicht leiden wenn soviele aufeinmal im Duschraum sind, dann ist es so laut und man wird irgendwie ständig beobachtet", antwortete er wahrheitsgetreu und verschränkte selbstsicher die Arme vor der Brust. Er war sich immer noch unsicher über die Gefühle die in seinem inneren Achterbahn fuhren, doch er musste es schaffen irgendwie auf einer normalen Basis mit dem andereren umzugehen, wenigstens solange bis das Trainingscamp vorbei war.
"Ach so ist das, du magst also nicht wenn man dich beobachtet, nun da hätte ich eine Idee", flüsterte er geheimnisvoll und Tsuki durchfuhr ein bekannter wohliger Schauer. Das Gesicht der Katze verriet zwar nicht seine Absichten doch man musste kein Profiler sein um zu erahnen das es schlüpfrig werden würde. Und auch wenn er sich immer noch nicht sicher war, was das zwischen ihnen war und was daraus werden würde, spürte er ein erwartungsvolles und neugieriges Kribbeln in seinem Bauch. Das war der Grund warum er sich von dem schwarzhaarigen ein weiteres Mal entführen lies ohne zu wissen was geschehen würde.
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Kurotsuki Wilde Gefühle
Non-FictionTsukishima Kei ist ein blonder Junge in einer Volleyballmannschaft, trotz seiner bestattlichen Größe fällt er nicht sonderlich auf da er nicht einen solch ausgeprägten Kampfgeist hat wie manch andere Spieler. Aber sein bester Freund Yamaguchi Tadash...