Unsicheres Kind

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Der letzte Trainingstag verging wie im Flug. Zwischen den Einheiten und gelegentlichen Pausen sah er jedoch kein einziges Mal den Nekoma-Capitän. Hatte der sich etwas verschanzt? Unterbewusst hatte er sich immer mal wieder beim Essen zu ihm umgedreht. Das vorhin war ganz anders gewesen als alles was je zwischen ihnen passiert war und es hatte sich sosehr nach Abschied angefühlt das er sich unsicher war ob es wirklich einer wahr. Klar heute war ihr letzter Tag das wusste er doch er hatte nicht damit gerechnet das es sich so anfühlen würde. "Alles ok Tsuki, das gestern tut mir echt leid. Hast du denn noch was zum Anziehen gefunden", fragte Yamaguchi an ihn gewandt und seine Gedanken kehrten zurück.
"Ja, ist schon in Ordnung ich hatte noch was", log er da er ihm nicht erklären wollte warum er fremde Sachen eines anderen Jungen anhatte.
"Dann ist ja gut. Hast du schon gepackt"?
"Nein, mach ich heute abend".
"Ich hab das meiste schon eingepackt, nur noch ein paar Sachen vielleicht schaue ich heut abend noch ein bisschen... "
Dem Rest hörte er nicht mehr zu. In seinem Kopf war so ein Chaos das er versuchte neu zu ordnen. Er brauchte dringend ein wenig Zeit für sich allein. Ohne seinen Freund und ohne Kuro. "Ich geh schonmal vor wir sehen uns später", sagte er mitten in dieses gequatsche hinein und ging.
Bis zur letzten Trainingseinheit verbrachte er seine Zeit alleine.

Nach dem Abendessen gingen sie alle auf ihre Zimmer um zu packen. Er war einer der letzten.
"Hey Tsukishima wir gehen noch eine Runde spielen kommst du mit, so zum Abschluss", fragte Daichi und war mit Sugawara, Asahi, und ein paar anderen schon in Trainingsklamotten zum Aufbruch bereit. "Nein, ich muss noch packen", entgegnete er und ging an ihnen vorbei in sein Zimmer. Es wurde bereits dunkel als die anderen zurückkehrten und sich auch seine Tür öffnete. "Hey Tsuki ich war nochmal trainieren, war echt cool jemand von der Shiratorizawa hat mit mir an meinem Aufschlägen gearbeitet."
"Wolltest du nicht packen", fragte er mit hochgezogener Augenbraue und setzte die Kopfhörer ab?
"Mist, das habe ich total vergessen", rief Yamaguchi entsetzt und begann hecktisch von A nach B zu laufen und irgendwelche verstreuten Sachen einzusammeln. "Ich glaub ich hab meine Jacke noch drausen vergessen ich hol sie schnell", bekundete er lautstark und lief aus dem Zimmer. Man war der aufgekratzt, soviel Training lies ihn scheinbar hyperaktiv werden. Tsuki legte sein Handy weg auf dem er gerade noch einen Film gesehen hatte. Seine Sachen waren alle ordentlich gefaltet bereits in seiner Tasche, nur die letzten Sachen die er morgen anziehen würde lagen draußen und Kuros Pulli, er hatte vor ihn zurück zu geben.
Er sehnte sich tief in seinem Herzen danach den schwarzhaarigen noch einmal zu sehen auch wenn ihm dieses Eingeständnis schwer fiel.
Nach diesem Tag würden sie hunderte von Kilometern trennen und er würde zurück zur Normalität finden müssen.
So ohne den schwarzhaarigen im Nacken würde ihm das nicht all zu schwer fallen, jetzt mussten nur noch diese schrägen Gedanken über Tadashi aufhören. Letzte Nacht war er aufgeregt aus einem Traum hochgeschreckt in dem er ihn doch tatsächlich geküsst hatte. Er hatte sich daraufhin sofort umgedreht, mit der Angst das er den kleineren vielleicht noch im Schlaf begrapschen würde.
Das musste aufhören ganz dringend, Tadashi war sein Freund und außerdem wusste er nicht wie er zu homosexuellen überhaupt stand. Nicht das der braunhaarige eine Freundin hatte, das hätte er mitbekommen, aber man konnte ja nie wissen wie jemand auf so ein Geständnis reagieren würde.
In dem Augenblick hörte er schnell Schritte auf ihn zukommen. Dann rannte Yamaguchi um die Ecke, in der einen Hand seine Jacke triumpfierend hochhaltend. Er wollte noch irgendwas sagen, doch dann rutschte er auf einem T-Shirt auf dem Boden aus und flog nach vorn. "whaa".
Es passierte so schnell das Tsuki nicht mehr ausweichen konnte. Tadashi flog ihm direkt in die Arme und riss ihn damit auch zu Boden. Sie knallten gemeinsam auf die Schlafmatte die gott sei Dank unter ihnen lag. Trotzdem schlug der Kopf des blonden schmerzhaft und lautstark auf den Boden auf.
"Oh mein Gott tut mir leid. Gehts dir gut". Yamaguchi stützte sich auf seine Arme und sah ihn mitfühlend an. "Mein Kopf tut weh aber ich glaube es geht schon". Tsuki öffnete die Augen und griff mit einer Hand an seinen dröhnenden Kopf.
Oh Gott. Er war so nah. Er spürte sein Gewicht auf seinem Körper ruhen. Warm und angenehm. Seine Augen waren weit aufgerissen und er schien schockiert. Sein Blick rutschte weiter hinunter und blieb an seinem Mund hängen. So nah. Seine Lippen bewegten sich doch in seinen Ohren war da nur rauschen von der Lautstärke seiner Gedanken.
Ihm wurde aufeinmal so heiß und als ihm der andere wahrscheinlich besorgt in die Haare faste brannte eine Sicherung bei ihm durch. Doch anstatt seinen Freund anzuschreien oder von sich zu schupsen stützte er sich auf seine Unterarme und küsste ihn.
Seine Lippen waren weich, feucht und leicht geöffnet. Er hatte ganz automatisch seine Augen geschlossen. Es fühlte sich ganz anders an, als mit Kuro. Viel leichter, unschuldiger aber trotzdem gut.
Doch wenige Sekunden später merkte er warum es so war. Tadashi erwiderte den Kuss nicht.

Wie vom Blitz getroffen begriff er was er da tat. Erschrocken unterbrach er den Kuss und schubste seinen Freund zur Seite.
Scheiße was hatte er da getan?
Sein Gegenüber sah geanuso erschrocken aus wie er, er blieb einfach am Boden sitzen und griff sich an den Mund. Er sah ihn aus riesigen Augen an. Unschuldig, verängstigt und vielleicht etwas entsetzt. Das konnte er sich nicht ansehen. Überfordert griff er nach einem Pullover und rannte aus dem Gebäude. Er hätte fast Tanaka und Nishinoya umgerannt die er im Treppenhaus traf als sie gerade von den Duschen kamen.
"Hey was ist denn in den gefahren"?
"So schnell hab ich ihn noch nie laufen sehen, noch nicht mal beim Sprint".
Die beiden sahen sich an und zuckten die Schultern. Doch Tsuki hörte ihre Worte nicht, er riss die Tür auf und rannte in die Dunkelheit hinaus. Ohne Plan lief er an den Hallen vorbei. Viele Spieler waren noch auf dem Weg zu ihren Zimmern und sahen ihn verwirrt hinterher. Er lief und lief und merkte gar nicht wie mehrere Augenpaare ihn beobachteten, er wollte einfach nur weg. Irgendwann blieb er außer Atem stehen. Wo sollte er auch hin? Es war kalt und hecktisch schlüpfte er in seinen Pullover. Da merkte er das es nicht seiner war. Wieso jetzt?
Wieso hatte er das getan? Was war nur in ihn gefahren?
Sein Kopf drohte zu explodieren. Er brauchte einen Ort zum nachdenken.
Verunsichert drehte er sich um, wo war er eigentlich? Tsuki fand sich neben dem Speisesaal wieder. Verlassen und dunkel lag er da, selbst die Köche und Putzfrauen waren bereits in den Feierabend gegangen. Also riss er die Tür auf, schloss sie leise wieder. Nur der Automat am Ende bot etwas Licht also ging er auf ihn zu und setzte sich neben ihn. Fröstelnd zog er die Knie an und legte seinen Kopf auf sie. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Was würde Yamaguchi jetzt denken, wie sollte er ihm je wieder in die Augen sehen? Innerlich vollkommen aufgewühlt nahm er seine Brille ab und wischte sich übers Gesicht. Beschämt stellte er fest das ein paar Tränen sich in seine Augenwinkel gestohlen hatten. Wütend blinzelte er sie weg. Das sollte nicht passieren. Er sollte nicht so darauf reagieren. Kei war immer so stolz darauf gewesen sich und seine Gefühle komplett im Griff zu haben, was hatte ihn so verändert das er aufeinmal in der Ecke saß und weinte wie ein kleines unsicheres Kind?
Plötzlich hörte er eine Tür knarren und griff nach seiner Brille.
"Ich weiß das du hier bist".

Kurotsuki Wilde GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt