𝐇𝐈𝐒 𝐄𝐘𝐄𝐒 | wolfstar

Chapter Five [ÜA]

Sirius PoV

Die nächsten Tage vergehen wie im Flug, heute fühlt sich an wie gestern, gestern wie heute, und so ist es ehrlich gesagt ein kleines Wunder, dass ich morgens überhaupt noch weiß, welchen Wochentag wir haben. 

McGonagall hat uns einen neuen Wecker verhext, den Remus dieses Mal hütet wie sein eigenes Baby. Immer wenn mich der Klingelton gerade ansatzweise in meinen tiefsten Träumen erreicht, schnellt er schon aus dem Bett und schaltet ihn aus. Versteh ich gar nicht. Ich fands gut, als ich ihn kaputt gehauen habe. Minny nicht. Remus dann scheinbar auch nicht. 

Die Unterrichtsstunden sitzen wir ab wie gewohnt, ohne weitere Zwischenfälle wie neulich bei Binns, und die Nachmittage verbringe ich meist damit, mit James und Peter irgendwas gegen Schniefelus auszuhecken. Man könnte meinen, das wird irgendwann langweilig, aber ich garantiere, das wird es nicht. Ist es zu keinem Zeitpunkt gewesen und wird es auch nie werden. Da bin ich mir sicher.

Remus habe ich kaum gesehen, und das beschäftigt mich komischerweise ungemein. Er sitzt die meiste Zeit alleine im Zimmer oder in der Bibliothek, spricht beim Essen oder Abends nur wenig und wirkt einfach abwesend. Auch seine immer tiefer werdenden Augenringe und nachts das ewige Rumgewälze im Bett neben mir entgehen mir nicht. 

Wenn er mit jemandem redet, dann mit Lily. Die Beiden treffen sich ab und zu, um für die Prüfungen zu lernen und verschanzen sich dann stundenlang hinter irgendwelchen dicken Wälzern, die ich meinen Lebtag nicht in die Hand nehmen werde, wenn mein Leben nicht davon abhängt. Aber die zwei haben sich was das angeht scheinbar gesucht und gefunden.

Bei dem Gedanken kommt leichte Wut in mir auf. Es ärgert mich, dass es scheinbar Dinge gibt, über die mein bester Freund lieber mit Lily redet als mit mir. Ich bin doch für ihn da und das weiß er auch. Oder nicht? Remus hat diese unbändige, nervige "ich möchte niemanden nerven und mit meinen Problemen belasten und runterziehen" Art, die ich schon mehrmals vergeblich versucht habe ihm auszutreiben. Scheinbar gelingt Lily das allerdings besser als mir.

Genervt von meinen eigenen Gedanken schüttele ich leicht den Kopf und verdränge das alles erst einmal. Es hilft keinem, wenn ich mir den Kopf darüber zerbreche und außerdem ist gleich Training. James und ich sind hoch motiviert am Wochenende Ravenclaw in Grund und Boden zu spielen, weshalb ich mich jetzt mal am Riemen reißen sollte.

Ich bin recht spät dran und packe im Schlafsaal schnell alle Sachen fürs Training zusammen. James ist bereits früher los gegangen, so wie eigentlich immer, um noch irgendwas vorzubereiten. Ich habe echt kein Interesse daran zu spät zu kommen, was Quidditch angeht, versteht Krone echt keinen Spaß, nicht einmal mir gegenüber. Oder gerade mir gegenüber? Man weiß es nicht.

Ich werfe mir meine Tasche über die Schulter und werfe noch einen kurzen Blick in den Badezimmerspiegel, bevor ich den Schlafsaal verlasse. Man weiß ja nie, wem man unterwegs so begegnet.

Mit den Gedanken ganz woanders schlendere ich dann schließlich die Treppe zum Gemeinschaftsraum nach unten, als ich auf halber Höhe fast mit jemandem zusammenstoße. Falsch, nicht irgendjemand, Remus.

„Hey, alles klar?" frage ich ihn, als er sich ohne ein Wort zu sagen an mir vorbei quetschen möchte und halte ihn sanft am Arm fest. Remus verspannt sich unter meiner Berührung, hält aber in seiner Bewegung inne und schaut mich an. "Klar, was soll sein, Tatze?", antwortet er schließlich und sein Lächeln wirkt so aufgesetzt, wie eine Maske, die nicht mehr richtig auf seine Gesichtszüge passt. Ich versuche irgendetwas aus seinem Blick zu lesen, aber vergebens.

Nachdem er auch nach einigen Sekunden, die vergehen, nichts mehr hinzufügt, lasse ich mit einem Seufzen von ihm ab und drehe mich zum gehen um. Ich habe keine Zeit dafür, den gleichen Smalltalk zu führen, den wir jeden Tag führen, mir die gleichen ausgelutschten Phrasen anzuhören und mich immer wieder fragen zu müssen, was passiert ist, dass er sich so von uns distanziert. Von mir distanziert.