Chapter Twenty-Two

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Sirius PoV

Unruhig verlagerte ich mein Gewicht immer wieder vom einen auf den anderen Fuß, während ich erneut auf meine Uhr sah. Es fühlte sich an, als wäre Remus zu spät und hätte mich sitzen lassen, doch lag das vermutlich nur daran, dass ich bereits eine halbe Stunde zu früh hier gestanden hatte. Es war nämlich immernoch fünf Minuten vor unser vereinbarten Zeit. Ich war nicht nervös oder so, ich hatte eben einfach nichts besseres zu tun gehabt. Das versuchte ich mir zumindest einzureden. Ich versuchte mir die letzten Tage vieles ein- und auszureden, besonders die Tatsache, dass es sich anfühlte, als hätte ich Moony um ein Date gebeten, so einen Aufstand, wie ich machte. Das war natürlich totaler Schwachsinn, ich war lediglich froh, dass wir mal wieder etwas miteinander unternehmen würden. Naja, der Tag am See war jetzt auch noch nicht lange her, aber erstens kam es mir vor wie eine halbe Ewigkeit und zweitens waren wir da immerhin nicht alleine. Generell waren wir die letzten Tage nicht oft alleine gewesen, was ich äußert bedauerlich fand.

Ich wurde von Schritten hinter mir aus meinen Gedanken gerissen und schreckte wohl etwas zu hastig hoch. „Ich wollte dich nicht erschrecken." grinste mir eine allzu vertraute Stimme entgegen und ich lächelte sofort mit. „Ich bin froh, dass du gekommen bist!" warf ich ihm auch direkt entgegen und hätte mich gleich danach auch wieder ohrfeigen können, warum, das wusste ich nicht. Seit wann machte ich mir überhaupt so viele Gedanken darüber, was ich wann und wie und mit welcher Stimmlage sagte? Das war doch nicht mehr normal. Remus ging zu meiner Freude nicht weiter auf das Gesagte ein und setzte sich zielstrebig in Bewegung in Richtung Hogsmeade. „Na komm, oder willst du hier Wurzeln schlagen?" Ich gab mir einen Ruck und folgte ihm entschlossen. Bevor ich auf seiner Höhe war schüttelte ich noch ein letztes Mal meinen Kopf. Heute Abend würde mir keiner dieser blöden Gedanken kaputt machen.

„Was wollen wir eigentlich machen?" fragte er nach einer Weile der Stille. Doch es war eine angenehme Ruhe. „Ich dachte wir gehen einfach ins Drei Besen und quatschen ein bisschen und naja, wie früher nur eben-" er unterbrach mich schmunzelnd. Mein Gott, was stammelte ich denn so vor mich hin, hatte ich einen Sprachfehler bekommen? „Nur eben ohne James und Peter?" grinste er und ich nickte. „Genau!" sagte ich nun auch zufrieden und freute mich innerlich über den Fakt, dass er sich nicht daran zu stören schien, dass wir alleine waren. „Ziemlich warm ists mittlerweile schon" sagte ich gedankenverloren und beobachtete einen Hasen, der sich seinen Weg durch die Tannen bahnte. Gottes Willen Sirius, was ein unangenehmer Small Talk, ist dir nichts besseres eingefallen? Erneut hätte ich mir eine klatschen können. Wenn ich so weitermachen würde, würde der Abend mit Sicherheit ein voller Reinfall werden. Doch zu meiner Beruhigung ging Remus auf all meine Aussagen und Fragen ein, als wäre es das normalste der Welt, dass wir nach Hogsmeade gingen und uns über das Wetter unterhielten. War es vermutlich für ihn auch.

Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit voller weiterer unlustiger Kommentare meinerseits endlich ankamen, atmete ich erleichtert aus. Jetzt brauchte ich erst einmal ein Butterbier. Remus setzte sich bereits und als ich ihn fragte, ob er auch eins wollte, bejahte er zu meiner Verwunderung. „Zweit Butterbier, bitte" bestellte ich also unsere Getränke und setzte mich daraufhin gegenüber von Remus an den kleinen Tisch. Er hatte seine Jacke ausgezogen und das kurzärmelige Hemd, das er darunter trug stand ihm unfassbar gut. Moony jedoch schien meinen Blick bemerkt zu haben und wurde augenblicklich rot. „Ich hatte nichts anderes mehr." nuschelte er und schaute auf seine Beine, was mich schmunzeln ließ. „Du siehst toll aus!" sagte ich enthusiastischer als geplant, was von ihm auch sofort mit einem skeptischen Blick quittiert wurde. Doch kurz bevor die Kellnerin kam, um uns unsere Getränke auf den Tisch zu stellen, vernahm ich noch ein leises „Du viel mehr" aus seiner Richtung und grinste in mich herein. Vermutlich war es ihm lieber wenn er dachte ich hätte es nicht gehört.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten verflog die Zeit, wie im Flug und es dauerte nicht lange, bis wir beide vor unserem zweiten und auch dritten Bier saßen. Die Stimmung wurde immer ausgelassener und meine Witze wurden flacher und flacher, doch lachte er auch immer mehr. Und für einen Moment, ja für ein paar Stunden fühlte sich alles an wie früher. Früher, bevor alles komisch geworden war, bevor es Remus so schlecht ging und bevor wir uns abwechselnd immer wieder aus dem Weg gingen nur um festzustellen, dass wir doch nicht ohne einander konnten. Ich wollte, dass es immer so sein konnte, doch wusste ich im gleichen Atemzug auch, dass das nicht möglich war. Denn irgendetwas stand dem im Wege und ich wusste nicht was es war, was ich dagegen tun konnte und naja generell wusste ich eigentlich gar nichts mehr. Hatte ich überhaupt irgendwann mal was gewusst? Man weiß es nicht.

Und wenn ich komplett ehrlich war, dann wusste ich auch irgendwo tief in mir drin genau was es war. Aber ich konnte es nicht erklären und ich wusste nicht, was ich sagen würde wenn er mich danach fragte. Würde er mich überhaupt fragen? Hatte er nicht viel mehr Angst, dass ich ihm dann die ein oder andere Frage stellen würde? Ich wusste es nicht. Wie gesagt, wusste ich eigentlich überhaupt nichts. Und was ich noch viel weniger wusste war, warum zum Teufel ich jetzt schon wieder darüber nachdachte. Einen Abend Sirius, du wirst dich doch wohl einen verdammten Abend zusammenreißen können oder?

Und das tat ich nun auch. Ich genoss die späten Stunden mit Remus noch bis in den Anfang der Nacht herein und wenn ich nicht sagen würde, dass wir beide leicht angetrunken waren, würde ich liegen. Doch unsere Stimmung kam nicht allein daher, nein, es fühlte sich an als würden all die Lasten der letzten Zeit von uns abfallen und als hätten wir sie zusammen mit all unseren Problem im Schloss zurückgelassen und könnten jetzt einen Abend frei sein. Zusammen frei sein.

Und ich hoffte, dass wir das in Zukunft noch viel öfter tun könnten.

𝐇𝐈𝐒 𝐄𝐘𝐄𝐒 | wolfstarWhere stories live. Discover now