Chapter Thirteen

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Sirius PoV

Nach meinem nicht vorhandenen und unverlässlichen Zeitgefühl musste mittlerweile etwa eine viertel Stunde vergangen sein, seit Remus mir mit einem leichten Nicken gestikuliert hatte, dass er reden wollte. Doch es blieb still. Er hatte sich leicht an mich angelehnt und ich fuhr mit meinen Händen immer noch nachdenklich kleine Kreise auf seinem Rücken. Seine Haare kitzelten leicht mein Gesicht und ab und an musste ich vereinzelt so leise wie möglich eine seiner hellbraunen Haarsträhnen aus meinem Mund pusten, in der Hoffnung, dass er nichts davon merkte. Aber wir redeten nicht. Nicht weil wir uns nichts zu sagen hatten oder weil es eine unangenehme Situation war, sondern naja, wir redeten einfach nicht. Oder redeten wir ohne, dass wir redeten? Ich konnte es mir selbst nicht ganz erklären, aber es schien, als hätten die fünfzehn Minuten Stille, zumindest glaubte ich, dass es fünfzehn waren, mehr Fragen beantwortet, als es jedes Gespräch hätte tun können.

Nach einer weiteren Weile, atmete er irgendwann hörbar auf und es schien, als wäre das das Startsignal, um das imaginäre Gespräch der letzten Minuten Wirklichkeit werden zu lassen. „Magst du mir sagen was los ist Remi?" fragte ich gedankenverloren und meine Finger verirrten sich, warum auch immer, weiter nach oben zu seinem Nacken und malten kleine Muster nach, woraufhin eine Gänsehaut über seinen Nacken jagte, was mich leicht schmunzeln ließ. Was genau taten wir hier nochmal? Er zögerte bevor er antwortete und brachte dann auch nur ein leises, kaum hörbares „Ich weiß es nicht" heraus, was mich seufzen ließ. „Du weißt, du kannst mir alles erzählen oder? Es ist mir sowas von egal, ich will dir einfach helfen, egal bei was, Kleiner" sagte ich und zerstörte mit dem letzten Wort vermutlich die Botschaft des Satzes davor. So nannte ich ihn immer wenn ich ihn aufziehen wollte, denn eigentlich war Remus ein ganzes Stück größer als ich, aber seien wir mal ehrlich, Großer ist nicht ein ansatzweise ebenso reizvoller Spitzname. Es dauerte auch nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er sich mit diesem ‚Nur in deinen Träumen' Blick, und ja, ich hatte für fast jeden seiner Blicke einen Namen, über die Schulter zu mir drehte. Einen Moment sahen wir uns einfach nur so an, bevor wir beide leicht grinsen mussten. Das Eis war gebrochen. Vermutlich doch ein genialer Geistesblitz von mir nicht bei den üblichen emphatischen Strategien zu bleiben. So war ich nunmal.

Doch nach einem Moment wurde sein Blick wieder etwas ernster und er wand sich wieder von mir ab. Meine Finger waren derweil an seinem Haaransatz angekommen und ich fragte mich, ob es jetzt komisch käme ihm den Kopf zu kraulen und eigentlich fragte ich mich auch warum ich mich das eigentlich fragte, aber ach egal. „Ganz ehrlich Sirius, ich weiß es nicht, ich weiß nicht was mit mir los ist und es nervt mich verdammt nochmal, ich will nicht mehr so sein." ratterte er mit plötzlich festerer Stimme runter und ich sah mich berechtigt darin meine Hand in seine Haare gleiten zu lassen. Sowas macht man doch um Leute zu trösten und zu beruhigen oder? „Hey, aber wie bist du denn? Mich nervst du nicht, ich finde dich klasse." sagte ich ruhig und konnte sein flüchtiges Lächeln förmlich hören. Erneut drehte er sich um und hatte diesmal diesen ‚Menno, alles blöd' Schmollmund Blick drauf, der mich noch weiter grinsen ließ. „Doof" nuschelte er, „Doof bin ich, unausstehlich." Ich wartete eine Weile mit meiner Antwort, bis er seinen Kopf wieder abwand. Irgendwie war mir das Gespräch so lieber, sein Blick machte mich ganz nervös, warum auch immer. „Das stimmt nicht Moony, versprochen." sagte ich schließlich. „Glaube ich dir aber nicht." kam die Antwort prompt und erneut musste ich seufzen. Alter Sturrkopf.

„Dann sag mir wenigstens, wie ich dir helfen kann." entgegnete ich erneut und fügte nach einem Moment des Schweigens noch hinzu. „Ehrlich, es ist vollkommen egal was, ich machs!" Schon wieder drehte er sich um, diesmal mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem Grinsen, das Grinsen kannte ich gar nicht von ihm, wie sollte ich den Blick denn bloß nennen? „Wirklich alles?" hakte er nach und es schien als könnte seine Stimme genau so grinsen, wie sein Gesicht. Hatte ich ihn ein bisschen aufgemuntert? Dann war es das definitiv wert, auch wenn mir der Moment wieder rum zunehmend unangenehm wurde und ich nun anfing leicht nervös zwanghaft mit seinen Haaren zu spielen. „Naja fast!" sagte ich und räusperte mich und er lachte nur. Er lachte wirklich. Verbitterter missmutiger kurz vor den Prüfungen stehender Remus Lupin lachte, Sirius, du hast es erneut allen bewiesen, du bist ein Genie. Sein Räuspern riss mich erneut aus meinen Gedanken und er sah mich nun mit einem Blick an, den ich nur zu gut kannte. Er war leicht schüchtern, fragend, eigentlich einer seiner Standard Blicke, wenn er nicht mit uns unterwegs war. Warum kannte ich ihn denn dann überhaupt? Keine Ahnung.

„Ein Freund wäre toll" sagte er so leise, dass ich es kaum verstehen konnte, doch ich verstand. Und ich verstand es nicht nur akkustisch, nein, ich verstand auch genau, was er meinte. In letzter Zeit hatten wir kaum Zeit füreinander gefunden oder miteinander verbracht, wir hatten aneinander vorbei gelebt, die ganze Zeit irgendeinen unausgesprochenen halben Streit gehegt und waren kaum mehr füreinander da gewesen und das wollte ich ändern. Spätestens jetzt, wo ich wusste, wie mies es ihm wirklich ging und dass er genauso wollte, dass wir uns wieder näher kamen, würde ich es auch tun. Und ich freute mich, ja, ich war fast irgendwie erleichtert, dass er sich das gewünscht hatte. „Nichts lieber als das." sagte ich und lächelte ihn nun an. Kein Grinsen, kein Schmunzeln, ich lächelte ihn an und ich hoffte, dass er auch ohne Worte verstand, was ich alles mit diesem Lächeln ausdrücken wollte. „Danke" sagte er nur und lächelte ebenso aufrichtig zurück, bevor er sich noch enger an mich drückte. „Wollen wir noch ein bisschen liegen bleiben?" fragte ich und meine Hände nahmen wieder ihre Bewegungen auf. Solange er mich nicht ansah, war das hier nämlich echt beruhigend und entspannend. „Nichts lieber als das" äffte er mich halbherzig nach und wir fingen an zu lachen.

𝐇𝐈𝐒 𝐄𝐘𝐄𝐒 | wolfstarWhere stories live. Discover now