Gefangen

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Ich wachte nach einer unruhigen Nacht auf.
Und ich hatte einen ganz schrecklichen Traum, ich war froh dass ich endlich aufgewacht war. Doch als ich die Augen öffnete, merkte ich, dass es kein Traum war. Ich lag wirklich auf dem klaprigen Metallbett und starrte auf die schwere Eisentür. Es war schon wieder hell, bemerkte ich, als ich aus dem Fenster schaute. Aber ich konnte nicht einschätzen, ob es jetzt sieben Uhr morgens war, oder schon ein Uhr mittags.

Vorsichtig setzte ich mich auf und saß mich auf die Bettkante. Mein Hals war trocken und meine Blase meldete sich langsam ganz schön. Ich stand auf und klopfte an die Tür.
"Hallo? Hallo? Ist da jemand?", schrie ich durch die dicke Tür und hoffte, dass mich irgendjemand hörte.
Es rührte sich nichts...
Na super...
Wütend schlug ich mit der Faust gegen die Tür, zischte aber vor Schmerz auf, da meine Hand leider nicht so robust war, wie die Tür, und die Haut an den Fingerknöchel aufriss.

Ich lies mich an der Wand heruntergleiten und legte den Kopf auf die Knie. Ich wollte einfach nur noch nach Hause...

Ich wusste gar nicht was das letzte war, dass ich zu meinen Eltern gesagt hatte...
Wann hatte ich sie überhaupt das letzte mal gesehen? Das war bestimmt schon wieder einige Tage her...
Etwas nettes hatte ich ihnen bestimmt auch nicht gesagt.
Das letzte mal, als ich meinen Eltern gesagt habe, dass ich sie lieb habe, war schon sehr lang her.

Als ich noch ein Kind war, war noch alles in Ordnung zwischen uns. Wir waren noch eine Familie.
Dass konnte man heute leider nicht mehr behaupten, zu mindestens von meiner Seite aus nicht. Ich glaube meinen Eltern war es nicht mal bewusst, dass sie unsere Beziehung komplett zerstörten. Vielleicht, war es Ihnen auch egal, sonst würden sie sich auch mal Zeit nehmen, aber dass taten sie nicht.
Ich dachte an unseren letzten richtigen Familienausflug zurück, als ich 6 Jahre alt war, waren wir zusammen in den Zoo gegangen. Da hatten meine Eltern sich noch wirklich Zeit für mich genommen. Wir hatten einen wunderschönen Tag im Zoo verbracht und haben am Abend zusammen gekocht und dann Lasagne gegessen. Nachdem Essen hatten wir noch zusammen einen Film geschaut, Disney - König der Löwen, dass war wirklich ein toller Tag.
Doch kurz danach wurde mein Dad befördert und meine Mum hat auch bei ihm in der Firma angefangen und ab diesem Zeitpunkt haben sie sich immer mehr in die Arbeit vertieft. Und ich verbrachte nur noch Zeit mit verschiedenen Kindermädchen. Da ich schon früher nicht sehr einfach war, ekelte ich die Kindermädchen immer wieder raus.
Das war eine sehr lustige Zeit, ich habe mich immer daneben benommen und den Kindermädchen Streiche gespielt oder bin weg gelaufen.
Bis ich zwölf war ging das so, bis meine Eltern es endlich aufgaben und ich kein Kindermädchen mehr hatte. Ungefähr zu dem Zeitpunkt habe ich das Boxstudio gefunden und habe all meine freie Zeit mit Luca dort verbracht, es war unser zweites Zuhause.
Ich vermisste Luca und die alte Zeit so sehr. Ich vermisste sogar die Wettkämpfe. Während den Boxkämpfen hatte ich mich immer so stark gefühlt und es war einfach mein Leben.

Und jetzt fühlte ich mich hilflos...
Ich musste mir einfach die alte Zeit ins Gedächtnis rufen. Ich war nicht schwach und hilflos, ich musste stark sein um aus dieser Situation raus zu kommen.

Ich schloss die Augen, atmete tief ein und aus und versuchte mein Selbstbewusstsein wieder raus zu holen. Ich war nicht hilflos, ich war stark, ich konnte mich verteidigen.
Ich verdrängte die Seite von mir, die so weich und feige geworden war.

Als ich die Augen wieder öffnete, war ich wieder Lisa Night, die Lisa, die keinen Kampf verlor. Ich hatte einen kalten Gesichtsausdruck und war nicht mehr gebrochen und hilflos. Und ich wusste, ich würde alles tun, um hier raus zu kommen.

Nach einer Ewigkeit öffnete sich endlich die Tür. Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit bereits vergangen war, ich hatte jedes Zeitgefühl verloren.

"Na Hübsche. Alles gut.", begrüßte Kyle mich.
"Ich muss mich mal frisch machen.", sagte ich, stand auf und wollte dass er mich sofort auf die Toilette bringt. Zum Glück willigte er ein.
Er packte mich am Arm und wir gingen nach draußen, wir gingen einen Gang entlang, es gab viele Türen, das Gebäude musste wohl sehr groß sein.
Weiter hinten führte eine Treppe nach oben, aber man könnte nicht sehen wo diese Treppe hinführte. Selbst wenn ich irgendwie abhauen könnte, war es sehr wahrscheinlich das da oben andere Leute waren, denen ich in die Arme laufen würde.

Vor einer der Türen hielten wir an und er ließ mich los.
"Ich warte hier. Du hast fünf Minuten."

Ich öffnete die Tür und ging hinein. Es war eine sehr kleine Toilette, leider ohne Fenster. Das heißt ich konnte leider keine Informationen über meine Umgebung in Erfahrung bringen.
Ich ging schnell auf die Toilette und ging dann zum Waschbecken. Ich wusch mir meine Hände und mein Gesicht. Das kalte Wasser in meinem Gesicht tat wirklich sehr gut. Und ich fühlte mich sofort etwas besser. Mit den Händen versuchte ich meine zerzausten Haare etwas zu entwirren und als ich in den Spiegel blickte erschrak ich etwas. Nicht vor meinem Aussehen oder vor meiner aufgeplatzten Lippe, sondern vor meinen Augen.
Meine Augen sahen so kalt und gefühllos aus. Auch wenn es mich erschreckte, aber genau das brauchte ich um zu überleben.

Es hämmerte an der Tür, woraufhin ich die Tür öffnete und raus ging.

Ich überlegte mir, ob ich einen weiteren Fluchtversuch starten sollte, aber in dem Moment kam der Schrank (das war mein neuer Spitzname für Max), eine Treppe hinunter mit Wasser und etwas zu Essen in der Hand. Wenn ich jetzt wieder versuchte abzuhauen, bekam ich wahrscheinlich gar nichts mehr zu Essen. Kyle schob mich zurück in die Zelle und ich setzte mich schweigend auf das Bett.

Kyle nahm Max die Sachen ab und setzte sich auf den Stuhl.
"Warum bin ich hier? Warum jetzt?", fragte ich Kyle.
"Wie gesagt ich führe nur Befehle aus."
"Ach stimmt, du bist ja nur ein Laufbursche.", zischte ich. Ich wusste nicht warum ich das sagte, aber ich war so unglaublich wütend und hilflos.
Mit einem wütenden Gesichtsausdruck stand Kyle auf und kam zu mir. Kurz vor mir hielt er an, ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren.
"Du bist sehr mutig...", zischte er.
"...dass gefällt mir." Er grinste und strich mir eine Haarsträhne nach hinten.
Ich zuckte zurück. Und er fing an zu lachen. Mit seinem blöden Grinsen im Gesicht, ging er zur Tür.
"Vergiss nicht zu essen, Hübsche." Und mit einem letzten belustigen Blick verließ er die Zelle und schloss hinter sich zu.

Ich aß die Sandwiches auf und trank danach eine Flasche Wasser. Er hat mir zum Glück zwei Flaschen Wasser gegeben, heißt ich hab noch etwas zu trinken für später.
Wer wusste schon, wann ich wieder etwas zu trinken bekam.

Ich legte mich auf das Bett, starrte an die Decke und hing meinen Gedanken nach.
Was Sophie und die Jungs wohl gerade machten?
Was Nick wohl gerade machte?
Ähm... Wieso denk ich denn jetzt an den Arsch?
Ich schüttelte den Kopf um an andere Gedanken zu kommen.
Ich überlegte mir was ich als erstes mache, wenn ich hier raus komme. Ich glaub ich geh erstmal richtig richtig gut essen, bestell mir alles was ich möchte und danach geh ich mit meinen Freunden feiern.

Und als ich so von meinem Essen träumte, ging zum zweiten Mal heute, mit lautem Knarren, die schwere Metalltür auf.

Und diesmal stand nicht Kyle da.

Nein auch nicht der Schrank.

"Jack", flüsterte ich erschrocken und setzte mich auf.

"Guten Abend Prinzessin, es ist wirklich schön dich wieder zu sehen.", sagte er mit einem boshaften Grinsen im Gesicht und kam auf mich zu.

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DamDamDam...
Was denkt ihr will Jack von Lisa?

Ich weiß das Kapitel war nicht so spannend, aber dafür wird das nächste Kapitel um so besser.

Ich hoffe euch geht's gut.
Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen.

Eure Natascha





Der Kampf gegen den Bad BoyWhere stories live. Discover now