♡︎ Chapter 36 || Meredith

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„A lot of parents will do anything for their kids,
except let them be themselves."
𓆙
Mit leicht schwitzigen Händen, die ich immer wieder an meiner grauen Leggins abwische, folge ich den Jungs hinterher zu dem Ring, den Thompson extra aufgebaut hatte. Von meiner Zuversicht, die ich davor noch verspürt hatte, ist nichts mehr vorhanden.
„Ich werde sterben", jammerte ich.
„Kann ich nicht mein Vater kurz anrufen und mich verabschieden?"
Kopfschüttelnd tätschelt mir Aiden über den Kopf. Mit begeisterten Gesichtsausdruck kommt unser Sportlehrer auf uns zu.
„Ah, geht's los?" Lächelt er und ich nicke nur.
„Leider", murmelte ich und nehme die roten großen Handschuhe aus dem blauen Karton, um sie mir überzuziehen. Als nächstes folgt ein Mundschutz. Was hatte ich mir da bloß eingebrockt? Ich gegen Gorilla-Goliath hoch tausend?
"Gut, bitte beachtet im Ring, das nur die gezielte Kampftechnik gilt. Kein Kratzen, Klammern oder sonstiges-"
„Was?!" Entsetzt reiße ich meine Augen auf.
„Dann habe ich ja gar keine Chance! Hallo, haben sie sich den Typen mal angeguckt? Er ist doppelt so groß wie ich und außerdem, wenn mich jemand angreift, würde ich dem als erstes die Augen auskratzen und nicht so ein komisches Karate-Ninja-Ding, durchführen!"
„Wo sie recht hat, hat sie Recht", nickt Aiden bedächtig.
„Du willst mir die Augen auskratzen?"
Nun ist es Jace der mich verstört ansieht.
„Dabei weiß ich doch, dass du sie so liebst", mault er und meine Augen weiten sich.
Bitte?
„Ich hasse alles an dir. Alles Müll. Abschaum", kommt es ein wenig zu hysterisch von mir und auf Jace's Gesicht bildet sich ein wissendes Lächeln. Jesus.
„Kakerlaken Kacke. Vergammelte Spinat Frucht kot..!"
„Nun gut", gibt Thompson nach und unterbricht meine Aufzählung.
„Körperlich hättest du wahrscheinlich sonst wirklich keine Chance. Und so kratzbürstig wie du immer drauf bist, ist es sowieso realistischer", lacht er und ich sehe ihn empört an.
„Das war wirklich taktlos", gebe ich dramatisch von mir, steige dann aber hinter Jace in den Ring.
Hach. Diesen Augenblick musste ich mir merken. Wie lange hatte ich drauf gewartet, Jace Legal abzuschlachten?
„Du schaffst das Ally! So fett wie er aussieht, ist er nicht!" Schreit Aiden im Hintergrund, während der Lehrer die Trillerpfeife betätigt und wir aufeinander losrennen.
Alles geht so fucking schnell, dass ich es zuerst gar nicht bemerke, wie ich schon auf dem Boden gedrückt werde. Doch keine Angst, nicht lange.
Ich bemerke seinen Schwachpunkt - seine Beine, die durch die Beugung seines Rückens, geknickt sind, da er sich bücken muss, um mich weiter auf dem Boden zu fixieren.  Mit einem Ruck hole ich mit meinem Bein aus und trete gegen sein Schienbein und Knie, die automatisch einknicken. Jubelnd springe ich auf.
„Pass auf! Hinter dir!" Schreit jemand und ich drehe mich gerade noch rechtzeitig um, bevor Jace mich mit seinem Körpergewicht umhauen konnte. Zackig trete ich zur Seite und er knallt neben mir auf die Matte.
Yasssss, bitch
Sofort lasse ich mich auf ihm fallen und presse mit aller Kraft seine Hände, zusammen auf den Boden. Ihn so hilflos zu sehen, bereitet mir Glücksgefühle. Allerdings, erinnert mich sein perverses Grinsen, in welcher Position ich mich momentan befinde. Sofort verkrampfe ich mich. Ich kann ihn ja schlecht loslassen, dann wäre er es, der die Überhand gewinnt aber-
„Du zerdrückst meinen Jonny, wenn du dich so verkrampfst", lacht er und ich werde knallrot, woraufhin sein Grinsen noch breiter wird.
Jedoch nutzt er es aus, mich so aus dem Konzept gebracht zu haben und mit einem Ruck, lande diesmal ich auf der Matte und werde von seinem Körper zerquetscht.
Sofort versuche ich mich aus dem Griff zu winden, doch meine Arme hat er fest im Griff und meine Beine werden von seinem Ass besetzt.
Mir bleibt nur noch eine Option übrig.
Flink beuge ich mich vor und beiße ihn in seine Hand, die meine Arme umklammert.
"Hast du mich gerade gebissen?"
Ich verkneife mir mein Lachen und löse mich von ihm, da er durch den Überraschungseffekt, den Griff gelockert hat.
"Weißt du wie man die Menschen nennt, die das offensichtliche aussprechen?" Frage ich ihn, während ich mich vor ihm aufbaue.
Fragend hebt er eine Augenbraue.
"Vollidioten."
Frech grinse ich ihn an, während ich ihn attackiere. Ich renne auf ihn los und versuche ihn an seinen Klamotten, auf den Boden zu befördern, doch er stellt mir ein Bein und ich fliege wie ein Pinguin auf meinen Bauch.
"Bein stellen ist jawohl verboten!" Höre ich jemand sich beschweren.
Thompson, juckte das anscheinend nicht, denn er pfeift nach zehn Sekunden ab, in denen ich kao auf den Boden gepresst werde und mich nicht rühren kann. In den Boden konnte ich ja schlecht beißen, und das war Jace bewusst, der mich triumphierend ansah, als er mir half, mich wieder aufzurichten.
„Anfängerglück", lächelte ich ihn an und klopfe ihn auf die Schulter, als wäre ich der größte Boxer von Atlanta.
Schmunzelnd sieht er mich an.
„Fuck", stöhne ich dann auf und schlage mir die Hand vor's Gesicht, als mir unsere Wette einfällt.
„Ihr wärt so ein schnuckeliges Paar gewesen!"
Mitleidig streckt Aiden seine Arme nach mir aus und hilft mir aus dem Ring zu steigen, während die anderen Schüler, die sich mit der Zeit ebenfalls um uns gesammelt hatten, entweder enttäuscht grölen oder begeistert klatschen. Letzteres, waren die ganzen Mädchen die Jace anhimmelten, dem das ziemlich gut gefiel, so wie er sie angrinste. Er wusste genau, wieviel Macht er über sie besaß. So servil wie sie waren, gaben sie sich mit allem zufrieden. Sogar mit so einem Arschloch - was manchmal zwar ganz anständig sein konnte - aber ich glaube denen gegenüber noch weniger, als mir.
„Habt ihr super gemacht!" Schwärmte Thompson, während es zum Ende der Stunde abklingelte.
„Ab zum umziehen!"
Bevor ich mir Logan's dumme Kommentare zu meiner Niederlage anhören musste, verschwand ich schnell in der Mädchen Umkleide.
Nachdem ich meine Kleidung gewechselt hatte, nahm ich mein Handy heraus und las meine Nachrichten, während ich auf Maia und Ruby wartete. Levin und Tarik hatten mich mal wieder mit Memes versorgt und während ich  sie nacheinander, schmunzelnd betrachtete, bekam ich eine neue WhatsApp von meinem Dad. Nanu, ich dachte schon er wäre vom Erdboden verschluckt worden, solange wie er sich nicht gemeldet hatte.
"Hey Ally, könntest du nach der Schule direkt in die Kanzelei kommen? Ich hätte einiges mit dir zu bereden :) nichts schlimmes!"
Rasch antwortete ich, als meine Freundinnen herauskamen, gefolgt von mehreren Schülern.
"Ich muss los, mein Vater wartet", sage ich und umarme sie schnell.
"Holt er dich ab?" Fragt Ruby überrascht und ich verneine es.
"Krieg ich auch eine Umarmung?"
Schmollend sieht Aiden mich an, während seine Augen belustigt funkeln.
"Was?" Fragte ich zuerst, da mich seine Frage erstaunt.
"Komm schon, so schwer ist das nicht. Arme auf", er breitet seine Arme aus "Arme zu."
Ich lache leicht auf, da er sich verhält, als würde er mit einer vierjährigen sprechen.
"Okay", verlegen mache ich ein Schritt auf ihn zu. Sein Lächeln wird breiter und mit einem Ruck zieht er mich an sich und schlingt seine Arme um mich. Überrascht keuche ich auf und lege meine Arme um seinen Bauch. Er riecht gut nach frischer Kleidung, die er gegen die Sportkleidung gewechselt hatte. Aber nicht so gut wie Jace..;)
Vorsichtig löse ich mich von ihm und grinse ihn kopfschüttelnd an.
"Riesenbaby", kommentiere ich, während ich Maia hinter uns verzückt quietschen höre.
Beleidigt sieht Aiden mich an.
"Wer von uns ist erst fünfzehn?!"
"Hallo? Nicht mehr lange!" Verteidige ich mich.
"Wie jetzt?" Fragt Cole, der neben uns trat.
"Wann hast du denn Geburtstag?"
"An dem Tag, an dem ich mich meine Mom aus ihrem Bauch gekickt hat", weiche ich aus.
"No shit, sherlock!" Entgegnet Aiden sarkastisch „wer hätte das gedacht!"
"Ich muss los! Mein Vater wartet", hastig hüpfe ich zur Seite und schiebe mich an Cole vorbei.
"Dein ernst jetzt?" Rufen mir beide Jungs noch hinterher und ich nicke bekräftigend.
Mein Geburtstag war nichts besonderes. Schon lange nicht mehr. Ich wollte nichts zu meinem Geburtstag geschenkt bekommen und extra Aufmerksamkeit, empfand ich auch als unnötig. Ich fand allgemein diese ganze Tuerei total dumm. Was war jetzt so toll daran, seine Geburt zu feiern? Als wäre es irgendwie krass, ein weiteres Jahr auf diesem Planeten überlebt zu haben? Außerdem war es so anders ohne sie. Ohne sie gab es keinen Grund zum feiern.
Mit dem Bus fuhr ich direkt zur Kanzelei und nachdem ich kurz die Sekretärin am Empfang begrüßt hatte, lief ich durch zu seinem Büro.
"Hey, Dad. Was gibt's?"
Entspannt lass ich mich auf dem Sessel fallen und überkreuze meine Beine.
„Alison", entgegnet er und er lächelt kurz, bevor er mehrere lose Blätter beiseite schiebt um daraufhin seine Arme auf die Tischplatte abzulegen.
„So schnell hätte ich gar nicht mit dir gerechnet."
Ich nicke bloß und sehe ihn erwartungsvoll an. Was hatte mir nur zu sagen?
„In wenigen Sekunden, wird sie auch kommen", spricht er weiter und schaut dabei auf seine silberne Armbanduhr.
Sie? Wer ist sie?
Gerade öffne ich meinen Mund und will nachfragen, als die Tür erneut aufschwingt und eine Frau hereintritt. Sie sieht jung aus, höchstens Mitte dreißig. Aber vielleicht liegt das auch nur an ihrem dunkelbraunen Bob, der sie jünger erscheinen lässt. Ihr Gesicht ist von feinen Falten durchzogen und ihre Lippen verziehen sich zu einem warmen Lächeln, auch ihre grauen Augen, die sonst sehr kühl wirken, leuchten auf, als sie meinen Vater begrüßt, der sofort aufgesprungen war, als er sie erkannt hatte.
Diese grauen Augen kannte ich doch irgendwoher. Aber warum war sie hier?
„Ally", mein Vater sieht mich auffordernd an und so erhebe ich mich ebenfalls.
„Das ist meine Tochter. Ally, das ist Meredith - meine Freundin."
Freundin? Mein Vater hatte eine neue Freundin? Seit wann?
„Ähm", vorsichtig räusperte ich mich und zwinge mich zu einem Lächeln.
„Was?"
„Ich weiß, das kommt jetzt vielleicht überraschend, liebes - was es auch ist, da wir uns erst seit kurzem kennen, aber ich glaube es ist der richtige Weg, weiterzuleben und nicht weiter an dem vergangenen zu hängen."
„An Mom zu hängen", kalt spucke ich die Worte aus.
„Sie ist nun schon ein Jahr tot, Alison. Dachtest du wirklich, ich würde bis ans Lebensende alleine bleiben?"
Tonlos schüttelte ich den Kopf. Nein. Aber nicht so schnell. Nicht nach einem Jahr.
„Sie hat es selbst entschieden zu gehen. Uns zu verlassen. Wieso sollten wir ihr noch weiter hinterher trauern? Das würde sie nicht wollen."
Sie hat es selbst entschieden uns zu verlassen
Das war zuviel.
Wütend trete ich einen Schritt zurück und musterte beide.
„Viel Glück."
Sarkastischer könnten diese zwei Worte gar nicht klingen. Sie triefen geradezu vor Gehässigkeit. Aber ich kann nicht anders. Ich bin so entsetzt, so sprachlos.
Mit einem Ruck stoße ich die die braune Holztür auf und renne durch die Kanzelei hinaus. Das Bild von den zweien hatte sich in meine Netzhaut gebrannt. Nicht sie, sondern meine Mutter sollte neben ihn stehen. Wie schnell hatte er sie bitte ersetzt? Nach einem Jahr? 356 Tagen?
Schweratmend lehnte ich mich gegen einer der Straßenlaternen. Den Blick auf den Himmel gerichtet, der sich mittlerweile ziemlich bewölkt hatte.
„Verdammte Scheiße! Alison!" Hörte ich meinen Vater brüllen.
Erschrocken zuckte ich kurz zusammen und spürte seine Hand auf meinem Unterarm.
„Was?" Fauchte ich.
„Du meldest dich tagelang nicht und kreuzt dann mit deiner neuen Schnitte auf. Hattest du gedacht ich freue mich? Denkst du du kannst sie so ersetzen? So? Mit ihr?!" Verächtlich verziehe ich meinen Mund. Vielleicht bin ich zu hart. Ja, wahrscheinlich bin ich das, aber es tut verfickt nochmal weh.
„Nach einem Jahr, Dad?"
Mit einem Klatschen fliegt mein Gesicht zur Seite. Geschockt starre ich in seine Augen und spüre wie die eine Hälfte meines Gesichtes anfängt zu brennen.
„Gönnst du deinem Vater gar kein Glück?" Donnert er dann los und zieht seine dunklen Augenbrauen zusammen.
„Ich gebe mir ja mein bestes als Vater, aber du bist einfach unmöglich. Ich dachte, du hättest aus deinen Fehlern gelernt. Da habe ich mich wohl getäuscht. Da habe ich mich wohl in dir getäuscht."
Erschrocken weiche ich zurück. Mein Herz fühlt sich an, als hättest jemand herausgerissen, in den Mixer gesteckt und danach noch einmal darüber getrampelt, bis es komplett zersplittert.
Er gibt sich sein bestes?
Indem er mich schlägt? Was war bloß mit ihm passiert? Wo war der Vater hin, der sich vor wenigen Tag, um mich gesorgt hatte, der für mich da sein wollte? Der sich um mich kümmern und akzeptieren wollte, genauso wie ich war? Hatte ich das alles falsch verstanden?
Paralysiert starre ich ihm hinterher, wie er sich mit leichtfertigen Schritten immer weiter von mir entfernt und spüre die anfänglichen Tropfen des Regens auf meiner erhitzen, staubigen Haut.
Meine Hand wandert zu meiner Wange die mittlerweile ganz dick war.
„Alles okay?"
Ein fremdes Mädchen sieht mich neugierig an und ich nicke heftig. Mein Blick schweifte zu den anderen Menschen, die eilig weiterlaufen um bloß trocken nachhause zu kommen.
Der Regen wird immer stärker und durchnässt meine Kleidung aber anstatt dies als unangenehm zu empfinden, genieße ich es.
Ich strecke mein Gesicht empor in die Luft und lasse das Wasser meinem Gesicht entlang laufen. Schön.
Ich fühle mich an, als würde ich verbluten. Diese schreckliche Leere in meinem Kopf, fühlt sich so bedrückend an. Am liebsten würde ich irgendetwas kaputt machen, zerstören. Ich will einfach nur alles rauslassen. Diese ganze Wut.
Ich fange an zu laufen. Meine Beine bewegen sich von ganz alleine, entschieden sich für eine X-Beliebige Richtung und tragen mich weiter hinein, in die Stadt.
Keuchend halte ich irgendwann an.
Mich packt so ein Adrenanlinschub, das ich anfange, voller Zorn gegen irgendwelche Müllcontainer zu treten, die hier überall herum stehen.
Autos ziehen ab und an an mir vorbei, aber ansonsten, ist dies hier ein ungestörtes Plätzchen. Ziemlich bewohnt sehen diese alten, ziemlich verwahrlosten Gebäude die voll mit irgendwelchem Graffiti besprüht sind, sowieso nicht aus.
Ich packe einen Stein von dem Boden und schlage auf ein Glasfenster auf, bis sich die Splitter in meine Haut bohren. Doch statt den stechenden Schmerz zu fühlen, spüre ich nur Genugtuung. Befriedigung. Endlich übertönt der körperliche Schmerz, diese gähnende verzweifelte Leere in mir und lässt mich etwas fühlen.
Mühelos ziehe ich die Splitter aus meiner Hand und stopfe sie in meine Jackentaschen, als ein Auto neben mir hält.
Die Scheinwerfer des Autos blenden mich, doch als jemand die Autotüren öffnet, erkenne ich Aiden's Gesicht, das mich sorgenvoll mustert.
„Was zur Hölle?! Ally?"
Mit wenigen Schritten ist er bei mir und schiebt mich zum Auto. Anfangs sträube ich mich dagegen, doch ich weiß selbst, dass es bei ihnen im Auto, ausgenommen der Fragen, die sie mir stellen werden, besser ist als alleine in dem regnerischen Wetter, auf der Straße. Besonders in meinem Zustand.
„Was tust du hier verdammt?" Entsetzt sieht Aiden mich an und lässt sich neben mich fallen. Auch Cole's grünblaue Augen und diese verflixten grünen Augen, sehen mich schockiert an.
„Seit wann kannst du Auto fahren?" Kommt es schließlich von meinem Lippen, die sich ziemlich spröde anfühlen und auch meine Stimme hört sich brüchig an.
Mein Blick legt sich auf Jace, der vorne am Steuer saß. Ich wusste zwar, dass ich mit Abstand die jüngste aus meinem Jahrgang war, aber mit siebzehn den Führerschein zu besitzen, war schon ziemlich früh.
„Alison", sagt Aiden und seine Stimme klingt sanft.
„Lenk nicht vom Thema ab. Was ist mit deiner Wange passiert? Hat dich jemand geschlagen?"
„Wer war das?!" Durchdringend sieht Jace mich an und deutet auf mein Gesicht.
Müde streiche ich meine klitschnassen Haare zurück, die das ganze Auto benetzen.
„Niemand", seufze ich schließlich.
„Alles ist gut. Ich hatte nur einen kleinen Streit..", antwortete ich auf die Frage.
„Familienprobleme", ergänzte ich.
Ungläubig sehen sie mich an. Naja, ich würde mir diese Version der Geschichte auch nicht abkaufen.
„Und was ist mit deinem Gesicht passiert?"
„Hab mir die Schranktür vor's Gesicht geschlagen", log ich mit ausdrucksloser Miene und wandte meinen Blick aus dem Fenster.
Ich spürte ihre stechenden Blicke auf mir, doch schließlich drehten sie sich um und beließen es dabei.
„Jace hat seinen Führerschein bestanden", erzählt Aiden dann munter und ich nickte.
„Gratulation", freudlos grinse ich kurz und versuche mein Zittern zu unterdrücken, da die nassen Klamotten, doch ziemlich kalt sind.
Mit einem Blick in den Rückspiegel dreht Jace die Heizung auf und ich nicke ihm zu, was soviel wie ein 'Danke', bedeutet. Er lächelt kurz, startet dann aber den Motor.
„Hast du Hunger?" Fragt Cole und dreht sich zu mir um.
„Nein", antwortete ich. Ich hatte schließlich kein Geld mit und Appetit, empfand ich auch nicht.
„Hast du schon Mittag gegessen?" Fragt Aiden und ich schüttelte den Kopf und lehnte ihn dann an der Glasscheibe an. Früher hatte ich immer gewettet, welcher Tropfen am schnellsten die Scheibe herunter rann, erinnerte ich mich. Das hatte ich lange nicht mehr getan.
Nach einigen Minuten hielten wir bei KFC im Drive in. Obwohl ich gesagt hatte, dass ich kein Hunger hatte, bestellten sie für mich mit und Aiden bezahlte schlussendlich, nach einer langen Diskussion und nachdem er bei Schere-Stein-Papier gewonnen hatte.
„Hier, für unsere Dame", vergnügt sah Aiden mich an und reichte mir eine Packung Nuggets, zu der sie mich überredet hatten.
„Danke, auch wenn-"
„Kein wenn und aber, junges Fräulein!" Streng sah Aiden mich erhobenen Zeigefinger an und ein schwaches Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
„Halleluja!"
„Mach das nochmal!" Kreischte Aiden.
„Was?" Fragte ich verblüfft und sah ihn verwirrt an.
„Smiley, Smiley", kicherte er.
„Sag mal Cheeseburger!" Forderte er mich auf und ich warf ihm einen verstörten Blick zu.
„Cheese, einfach nur Cheese", korrigierte Cole.
„Pff", schnaubte Aiden beleidigt.
Ich fühlte mich zwar immer noch bedrückt und müde, aber diese Schwachmaten hatten es wirklich geschafft meine Gedanken auf etwas anderes zu lenken.
Ich öffnete meine Süßsauer Soße und tauchte konzentriert mein Nugget ein, bevor ich ein kleines Stück abbiss.
Die drei unterhalten sich währenddessen über irgendwelches Football Zeug, über das Auto von Jace's Mum das sie ab jetzt immer ausleihen dürften und Videospiele die vor kurzem rausgekommen sind.
Immer wieder taucht das Bild von Meredith und meinem Dad vor meinem inneren Auge auf. Hatte ich überreagiert?
Ich meine, ich wollte doch, dass er glücklich würde. Natürlich wollte ich das! Was wäre ich für eine Tochter, wenn das nicht mein Ziel wäre? Nur die Art, wie sich das alles entwickelt hatte, die Ohrfeige - es hatte alles einfach, dass Fass zum Überlaufen gebracht.
Ich seufzte auf und starrte auf meine Hände. Es klebten immer noch Blutreste an meiner linken, aber ansonsten, hatte sie nicht viel abbekommen.
Als ich mein Blick hob, sah ich direkt in die ernsten Augen von Goliath. Er hatte mich genau im Visier und hatte jeder meine Bewegungen beobachtet. Ein komisches Gefühl befiel mich. Die Art wie er mich ansah, löste etwas in mir aus.
Etwas undefinierbares. Umbekanntes. Aber schönes.
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Achttausend read's, ich weiß nicht was ich sagen soll. Danke, für alles. Für die netten Kommentare, &' Votes — ihr wisst nicht wieviel mir das bedeutet, zu wissen, das Menschen meine Geschichten lesen und es ihnen auch noch gefällt. Kussiiss und ganz viel Liebe, an euch <3 💓💘

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