Kapitel 6

4K 159 5
                                    

Also brach ich die Stille im Auto und sprach die Worte aus, die unser Gespräch in Gang bringen sollten: "Na dann schieß mal los!"

Caleb bedachte mich nur mit einem kurzen Seiten Blick, bevor er wieder starr auf die Straße vor ihm sah. Es vergingen einige Momente bis er geräuschvoll aus atmete und zu sprechen begann: "Hailey... ich weiß, du möchtest nicht hier sein. Ich weiß, du willst wieder zu Tante Megan nach Arizona. Aber das geht nicht. Wir sitzen nunmal auf unbestimmte Zeit hier fest. Heute war der erste Tag in der Schule. Während ich mich bemühe Freundschaften zu schließen und sogar jemanden kennen lerne, gehst du gleich auf Angriff über und legst dich mit den Sportlern und einem ihrer besten Spieler an. Ich kann dich nicht immer schützen oder verteidigen und so langsam verliere ich auch die Geduld. Klar war es nicht richtig wie sich sowohl Jack als auch Dylan dir gegenüber verhalten haben, beide haben eine Abreibung bekommen, aber, scheiße man Hailey, wenn alles glatt läuft bei den Tryouts sind das in Zukunft meine Freunde, meine Team Kameraden. Also bitte ich dich als der aller beste Bruder der Welt, bitte versau' mir das nicht."

Ich dachte eine Weile über seine Worte nach. Mir war zwar bewusst, dass er in das Fußball Team wollte, aber dass es ihm so ernst war wusste ich nicht. Bisher hatte er es immer mit Leichtigkeit in die Sport-Teams unserer Schulen geschafft. Vielleicht fehlte ihm einfach der Zusammenhalt des Teams ?

In Arizona war er im Volleyball Team unserer Schule. Jeder der die Jungs sah, dachte sie würden alle zu einer Familie gehören. Sie verstanden sich so gut wie ich mich mit Caleb, also hatte ich auf einen Schlag 6 Brüder mehr. Gott wie ich diese Chaoten vermisste.

Aber Moment hatte er da gerade gesagt er hat jemanden kennengelernt?
An seinem ersten Tag ?
Ich muss alles wissen!

"Caleb ich weiß, dass es dir ernst damit ist ins Team zu kommen. Und ich als deine Schwester möchte dir da auf keinen Fall im Weg stehen. Aber ich als Frau muss dazu sagen, dass die Jungs, die ich bisher kennen gelernt habe, Schweine sind. Wenn du mir also versprichst den Jungs beizubringen wie man respektvoll mit einer Frau umgeht, werde ich dir versprechen, mich zu benehmen. Großes Indianer-Ehrenwort!"

Bei meinem Schwur fing er an zu grinsen und hielt mir den kleinen Finger seiner Hand hin. Lachend hakte ich meinen kleinen Finger ein.
Man könnte ihm direkt ansehen, dass ihm ein Stein vom Herzen gefallen war.

Misstrauisch fragte ich ihn ob er denn der Meinung gewesen wäre, dass ich ihm dafür den Kopf abreißen würde. Dies verneinte er, gab mir jedoch noch als Antwort: " Ich wollte nur nicht, dass du wütend wirst. Sobald du dich über etwas aufregst bist du echt angsteinflössend. Sogar für mich."

Das brachte ihm ein Lächeln meinerseits ein, welches ich mit den Worten, "Dann mache mich nicht wütend mein Liebster Bruder.", noch einmal unterstrich.

"Während ich mich bemühe Freundschaften zu schließen und sogar jemanden kennen lerne..." , hallten mir seine vorangegangenen Worte noch einmal durch den Kopf. Dem musste ich auf den Grund gehen. Ich wandte mich ihm leicht zu, sodass mein Hinterkopf nun an der Scheibe lehnte und begann mein Verhör.

"Sooooo. Du hast also jemanden kennengelernt? Wie heißt sie? Wie sieht sie aus ? Woher kennst du sie? Was macht sie gerne ? Und denk dran, wenn du mir nichts sagen willst, oder es nicht weißt, brauche ich 15 Minuten um es raus zu finden. " Ein böses Grinsen zierte mein sonst so neutrales Gesicht und ich konnte schon fast die Zahnräder im Kopf meines Bruders rattern hören.

Seufzend ergab er sich und teilte mir schließlich mit, dass seine neue Flamme wohl Mikayla hieß, in unserem Jahrgang und in einigen seiner Kurse ist. Sie hätte wohl ihn angesprochen, da sie eine Aufgabe in Mathe nicht verstand und da mein Bruder nie schlechter war als eine 1 in diesem Fach, konnte er ihr hervorragend helfen.
Durch seine Schwärmereien hindurch konnte ich herausfiltern, wie sie aussieht.
Braune, lange Haare die ihr glatt bis zur Hüfte gingen. Blaue Augen, die "einem Ozean kurz vor einem Sturm" glichen. Seine Worte, nicht meine. Anscheinend war sie Cheerleaderin und dadurch gut in Form.
Alles in allem, klang sie sehr sympathisch.

Caleb schwärmte nur so vor sich hin als wir endlich zuhause ankamen. Kaum stand sein Wagen sprang ich heraus und rannte auf die Tür zu. Noch ein bisschen mehr geschwärme wie toll Mikaylas Beine sind und ich würde mich übergeben.

Ich stolperte geradezu in unser neues Haus nachdem die Tür von irgendwas blockiert wurde und so nur teilweise aufging. Nachdem ich einen Blick durch das Erdgeschoss riskierte, wusste ich auch was. Überall standen kleine Umzugskartons. Das musste bedeuten, dass die Firma endlich alles gebracht hatte und ich heute Nacht in einem schönen gemütlichen Bett schlafen würde.

Freudig hüpfte ich durch das Haus auf der Suche nach meiner Mutter. Schließlich fand ich sie fluchend im Schlafzimmer meiner Eltern. "Mom? Mom wir sind wieder da. Ist alles in Ordnung bei dir ? Wo ist denn der Rest unserer Sachen?"
Ein gequältes Lächeln erschien auf ihren Lippen bevor sie anfing mir zu erklären, dass es ein Transporter der Umzugsfirma her geschafft hatte, jedoch nicht der mit dem größten Teil unserer Möbel. Alles was wir hier nun hatten, waren ein paar Kommoden und kleine Schränke, ebenso wie eine Unmenge an Kisten.

"Und kurz bevor du rein kamst, habe ich mir den Karton mit den Fotoalben auf den Fuß fallen lassen. Habt ihr Hunger? Komm mit runter ich mache euch ein paar Sandwiches. Der Göttin sei dank, dass bei diesem Haus die Einbauküche dabei war."
Damit ging sie an mir vorbei und die Treppen herunter.

"Mom das ich noch ein schlechtes Omen! Wir sollten nicht hier sein. Warum willst du das denn nicht sehen? Was muss denn noch..."
"Hailey es reicht. Das sind keine schlechten Omen. Das sind nur Missgeschicke. Und jetzt bitte, lass das Thema ruhen."
Somit ließ sie mich am Fuße der Treppe alleine stehen und ging in die Küche.

Völlig perplex starrte ich ihr hinter her. Warum möchte sie es denn nicht sehen, dass es keine gute Idee war her zu kommen ? Hier auch noch zu wohnen?

Langsam machte ich mich auch auf den weg zur Küche. Mom und Caleb sprachen gerade über seinen Schultag als ich mich stumm dazu setzte um mein Sandwich zu verspeisen.
Caleb sah mir wohl an, dass ich nicht reden wollte und lenkte geschickt jedes mal das Thema von mir ab.

Nachdem wir fertig waren mit essen, klinkte ich mich mit einer Frage in das Gespräch ein:
"Mom was weißt du über die Werwölfe hier in der Gegend?"

"Warum fragst du, mein Schatz?"

"Ich glaube mitbekommen zu haben, dass an unserer Schule ein paar sind. Und wer weiß was noch für Wesen."

"Nungut. Setzen wir uns in den Garten. Das hier wird etwas länger dauern."
Mit diesen Worten dreht sie sich von uns weg und läuft Richtung Terrassen Tür im hinteren Teil des Hauses.

Mate? Werwolf? Bitte was ?!Where stories live. Discover now